Der Dienstleister ista hat Hunderttausende Heizkostenabrechnungen ausgewertet. In keiner Großstadt wurde im Winter zurückhaltender geheizt als in Stuttgart. Doch beim Thema Heizkosten ist das nicht die ganze Wahrheit.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

In keiner Großstadt in Deutschland haben die Mieter diesen Winter sparsamer geheizt als in Stuttgart. Das ergibt eine Auswertung des Dienstleisters ista von rund 350 000 Haushalten in Mehrfamilienhäusern bundesweit.

 

Für Stuttgart wurden 600 Haushalte in 40 Mehrfamilienhäusern betrachtet. Laut Mitteilung von ista haben sie im Winter 2023/24 rund ein Prozent weniger Energie je Quadratmeter Wohnfläche fürs Heizen aufgewendet als im Vorjahr. In allen anderen Großstädten im Ranking stieg der Heizbedarf verglichen mit dem Vorjahr – bundesweit um fünf Prozent, in Bielefeld um 12 Prozent. Die Werte sind um Witterungseinflüsse korrigiert, das heißt sie beinhaltet die Zahl der Tage, an denen es so kühl war, dass Haushalte typischerweise heizen.

Das Schaubild zeigt, dass in Stuttgart im Spätherbst 2023 mehr geheizt wurde als ein Jahr davor, in den ersten Monaten 2024 dagegen weniger:

Am Mittwochabend hat der Amtsleiter des Stuttgarter Amts für Umweltschutz, Andreas Neft, für die Sparsamkeit der Stuttgarter Haushalte in Berlin von ista eine Urkunde bekommen – und 15 000 Euro Preisgeld, das für die Energieeffizienz öffentlicher Gebäude eingesetzt werden soll.

Wo Stuttgart nur Mittelfeld ist

Zwar kann die Stadtverwaltung nicht beeinflussen, wie in Mehrfamilienhäusern geheizt wird. Sie überwache aber „die CO2-Emissionen der städtischen Liegenschaften intensiv. Das ist vorbildlich und sollte Schule machen, denn in den meisten Städten in Deutschland ist das bislang noch nicht der Fall“, wird der ista-Geschäftsführer Hagen Lessing in einer Pressemitteilung zitiert. Die Sanierung öffentlicher Gebäude sei Pflicht, „sonst sind wir gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern nicht glaubwürdig“, so Amtsleiter Neft.

Die ista-Auswertung zeigt, dass der Wille zum sparsamen Heizen nicht die ganze Wahrheit ist. Betrachtet man den absoluten Energiebedarf, liegt Stuttgart mit 104 Kilowattstunden (kWh) je Quadratmeter Wohnfläche bestenfalls im Mittelfeld des Großstadtrankings. In den von ista betreuten Leipziger Gebäuden verbrauchte ein durchschnittlicher Haushalt nur 76 kWh. Dort haben die Haushalte also fürs Heizen deutlich weniger ausgegeben als in Stuttgart.

Das hat neben dem Zustand der von ista betreuten Objekte auch strukturelle Gründe. In Teilen Ostdeutschlands ist der Gebäudebestand neuer und damit energieeffizienter. Das zeigt beispielsweise der „Wärmemonitor“ des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Ista selbst sagt, der unterschiedliche Energiebedarf beim Heizen könne viele Gründe haben – vom Sanierungsstand der Gebäude über das örtliche Preisniveau und die Einkommen bis zur gefühlten Temperatur.