Helge Schneider in Stuttgart Der gewitzte Könner in der Liederhalle

Helge Schneider in der Stuttgarter Liederhalle Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Am Faschingsdienstag tritt die singende Herrentorte Helge Schneider in der Stuttgarter Liederhalle auf – und ignoriert den Ernst der internationalen Lage. Heute Abend gibt er sich erneut die Ehre.

Stuttgart - Dieses Mal ist er alleine gekommen, nur begleitet von einem Gitarristen und dem Mann in Uniform, der ihm den Tee bringt. Seit vielen Jahren schon spielt Helge Schneider am Faschingsdienstag in Stuttgart. In jener Stadt, die er so erfrischend anders findet, und an die er so fest glaubt: „Das ist eine meiner Lieblingsstädte! Stuttgart ist eine Stadt, die eines Tages fertig wird!“ Der skurrile Jazzkomödiant, 66 Jahre alt seit August, begeistert am ersten von zwei Abenden in der Liederhalle.

 

Sandro Giampietro, der schon vor Jahren zu Schneiders Entourage gehörte, rührt an die Saiten. Streut Giampietro einmal keine zauberhaft-akustischen Melodien in Helge Schneiders kantige Musikkomödie, sitzt er da, im braunen Karohemd, und wiegt seine Gitarre versonnen im Arm. Gelegenheit bleibt ihm dazu reichlich, denn Schneider, das kuriose Multitalent, ist natürlich ganz der Mittelpunkt der Show.

Und was ist mit dem Krieg oder Corona?

Helge Schneider schlendert zum Klavier, schlendert hinüber zur Marimba, beugt sich in schräger Pose über das Instrument, pflückt sich einen bunten Strauß an Schlägeln, spielt schließlich doch Duke Ellingtons „Mood Indigo“, spielt einhändig Trompete. Er ist der gewitzte Könner, der mit Vorsatz fast alles falsch und doch richtig macht, der seinen absurden Humor in jeden kleinen Ton packt, feixend von einem Stück zum nächsten stolpert, von Pfefferminztee schwärmt, spirituelle Ekstasen parodiert, ayurvedische Massage mit Wiener Schnitzel empfiehlt.

Er trägt einen himmelblauen Anzug, Nieten an der Hosenfalte, verteilt Cowboyhüte und zaubert Lagerfeuerstimmung. Gemeinsam mit seinem Teekoch gibt er „Katzeklo“, dem Superhit, der ihn zu einem reichen Mann machte, ein leichtes Gospel-Flair. „Das nächste Lied“, verkündet er freudestrahlend, „ist wieder mit Musik!“

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Zuletzt sorgte Helge Schneider für Aufsehen, als er im Sommer 2021 eine Reihe der so genannten Strandkorbkonzerte absagte. Nun schweigt der Künstler – zum Krieg in der Ukraine, zu Corona auch. Nur hin und wieder gönnt er sich ein kleines schadenfrohes Witzeln über Fans, die Maske tragen müssen. Helge Schneiders stoischer Blödsinn ist so wunderbar und heiter, wie er immer war. Seinem Publikum, dass den Saal zu höchstens 60 Prozent füllen darf, bietet er die Chance, für kurze Zeit der drückenden Gegenwart zu entfliehen in eine heile, komisch Welt, die gestern war.

Helge Schneider in Stuttgart

Auftritt
Helge Schneider tritt auch heute, am Mittwoch, im Beethoven-Saal der Stuttgarter Liederhalle auf. Beginn: 20 Uhr. Online-Tickets können nicht mehr erworben werden, telefonisch ist der Kartenservice unter 0711/2 555 555 erreichbar.

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