Eltern, die ihre Kinder überbehüten und dadurch den Schulbetrieb stören: Die Schillerschule in Bad Cannstatt ist kein Einzelfall. Bei vielen Familien ist das Vertrauen geschwunden – in das System Schule, aber auch in die Fähigkeiten der eigenen Kinder.

Stuttgart - Was um Himmels Willen mag Eltern nur dazu treiben, ihr Kind bis vors Schultor zu fahren, ihm den Ranzen zu tragen und die Schuhe aus- und anzuziehen? Und wie kann es sein, dass sie Lehrer vom Unterricht abhalten und Kinder vom Lernen? Ersteres könnte noch als falsch verstandene Fürsorge durchgehen, letzteres ist schlicht rücksichtslos und einfach unverständlich. Es scheint, dass an der Schillerschule etwas aus dem Ruder gelaufen ist.

 

Und dies hat viel mit dem veränderten Stellenwert von Schule und Lehrern zu tun – bei den Eltern, aber auch in der Gesellschaft insgesamt. Denn die Schillerschule ist kein Einzelfall. Bei vielen Familien ist das Vertrauen geschwunden – in das System Schule, aber auch in die Fähigkeiten der eigenen Kinder. Beides führt dazu, dass den Kindern wichtige Erfahrungen genommen werden und Möglichkeiten, sich auszuprobieren und sich selber zu organisieren. Das ist schade. Dazu gehört auch, den Schulweg zu Fuß zu bewältigen – gern mit Mitschülern. Dadurch, dass eine zunehmende Zahl von Eltern vieles anzweifelt, was in der Schule passiert, entwickeln auch die Kinder kein Vertrauen zu den Lehrern. Das ist keine gute Lernbasis.

Nicht zuletzt sorgen gerade diejenigen Eltern, die stets Sicherheitsgründe vorbringen, durch ihre häufige Anwesenheit im Schulhaus und auf Kindertoiletten für schwierige Situationen. Das kann niemand so wollen. Beispiele aus anderen Schulen zeigen, dass eine gemeinsam mit den Eltern entwickelte Hausordnung offenbar wirksamer ist als nur Appelle. Es geht also.