Bis ein Notarzt eintrifft, dauert es in manchen Orten im Kreis viel zu lange. Eine Möglichkeit für eine schnellere Erste Hilfe sind die Helfer vor Ort, ein Projekt des DRK. Nun beteiligt sich auch der Hemminger Ortsverein.

Hemmingen - Nach der Arbeit heimkommen und einfach die Füße hochlegen? Nicht mehr erreichbar sein und das Handy abstellen? Zumindest für drei Hemminger gilt das seit Kurzem nicht mehr. Die Ehrenamtlichen des Deutschen Roten Kreuzes haben sich zu sogenannten Helfern vor Ort weitergebildet und vor Kurzem die „schweren Prüfungen“ bestanden, berichtete die Bereitschaftsleiterin Elke Velm im Verwaltungsausschuss. Der Hemminger Ortsverein ist damit einer von nun 22 im Kreis Ludwigsburg mit diesem Angebot.

 

Sind die Helfer für Einsätze bereit, melden sie sich mit ihrem Handy bei der Leitstelle an – und werden so auch bei einem für ihre Ausbildung und Aufgaben geeigneten Notruf informiert. Sie sollen vor allem bei Bewusstlosen, Patienten mit Kreislaufstillstand oder bedrohlichen Blutungen Erste Hilfe leisten und den später eintreffenden Rettungsdienst insbesondere mit ihrer Ortskenntnis unterstützen. Binnen vier Minuten sollten die Ersthelfer vor Ort sein, berichtete Velm. Das ist die Zeit, die bei einer Bewusstlosigkeit als maximal mögliche Dauer ohne Behandlung gilt.

Für ihren Einsatz haben die Helfer vor Ort Notfall-Rucksäcke, sagte Velm bei der Präsentation. In einem Rucksack gibt es Beatmungsbeutel, Verbandsmaterial, ein Blutdruckmessgerät sowie Taschenlampe und Handschuhe. „Das Fernziel ist ein Defibrillator“, sagte sich Velm. Deutlich kleiner fiel dagegen der Wunsch aus, den der Ausschuss dem Team auch gleich einstimmig gewährte: ein 500-Euro-Zuschuss für einen dritten Notfall-Rucksack, zwei hatte die Gemeinde bereits 2013 finanziert.

Die Gemeinderäte lobten das Engagement der Helfer vor Ort – und kritisierten gleichzeitig die Rahmenbedingungen. „Die Einsatzzeiten der Rettungsdienste für Hemmingen sind grottenschlecht – das kann auch der Helfer vor Ort nicht ausgleichen“, sagte der SPD-Fraktionschef Wolfgang Stehmer. Und Jörg Haspel (Freie Wähler) monierte, dass weder die Krankenkassen – weil die Zeitersparnis nicht auf die gesetzlichen Hilfsfristen angerechnet werden kann – noch die öffentliche Hand das Projekt mitfinanzierten. So muss etwa der DRK-Ortsverein die Kosten tragen, wenn Material nach einem Einsatz ersetzt werden müsse. „Da hat doch auch der Landkreis etwas davon“, sagte Haspel. Er schlug vor, dass die Helfer eine Aufstellung machen sollten, was zu welchem Preis ersetzt werden musste, und die Gemeinde das bezahle. „Das wird ja nicht die Welt sein.“

Dazu könnte es erst im nächsten Jahr kommen. Ihre Unterstützung signalisierte die Gemeinde aber schon einmal – wenn auch nur symbolisch. Bürgermeister Thomas Schäfer schenkte den dreien Regenschirme: „Eine kleine Geste, dass wir Sie nicht im Regen stehen lassen.“

Das Projekt Helfer vor Ort

Ehrenamtliche
Der Helfer vor Ort (HvO) muss Erfahrung im Sanitätsdienst haben, einen speziellen Lehrgang absolvieren und sich danach regelmäßig fortbilden. Die Ausbildung umfasst unter anderem Praxisabende mit Fallbeispielen, einen Lehrgang in psychologischer Erste Hilfe und technische Unterweisungen.

Geschichte
Das HvO-System gab es bereits im Jahr 2000 als Pilotprojekt in Münchingen für knapp ein Jahr, immerhin 103 Einsätze wurden dabei gezählt. Doch die Aufgabe war im damaligen Schichtdienst nicht zu bewältigen, weshalb sich die Helfer nun per Handy einloggen, wenn sie zeitlich verfügbar sind.

Organisation
Im Kreis gibt es mittlerweile 22 Gruppen der Helfer vor Ort, in diesem Jahr sollen noch Vaihingen/Enz, Sersheim und Erligheim dazukommen. Alle werden vom DRK koordiniert. In Bayern beispielsweise gibt es hingegen auch zahlreiche Gruppen der Feuerwehr, vor allem in ländlichen Gebieten.