Was von der FDP-Kreistagsfraktion als interne Informationsveranstaltung geplant war, wird zum ersten lautstarken Protest gegen die Überlegung des Landkreises, den Westen von Hemmingen als einen von zwei möglichen Standorten einer Erddeponie weiter zu prüfen.

Die Transparente sind deutlich: „Deponie der Zukunft? Ohne uns!“ steht drauf zu lesen, aber auch „Eine Deponie im Umkreis ist genug“ ebenso wie die Forderung nach „Sicherer Schulweg!“ und „Finger weg von unseren guten Böden“. Die Botschaft, die am Freitagnachmittag von der Veranstaltung in Hemmingen ausgeht, ist unmissverständlich. Elke Kogler, die für die SPD Kommunalpolitik macht, formuliert es so: „Wir sind leidenschaftlich dagegen.“

 

Mehr Lastverkehr, aber keine Ortsumfahrung

Sie bringt die Stimmung an diesem Nachmittag am Ortsausgang der Gemarkung auf den Punkt. Mehr als hundert Menschen sind am Westrand von Hemmingen zusammengekommen zu einer Veranstaltung, welche die FDP-Kreistagsfraktion als interne Informationsveranstaltung initiiert hatte. Daraus war schnell mehr geworden: Eltern, Kinder, Landwirte, Vertreter aus Kreistag und Landtag, Anwohner aus Hemmingen und den Nachbarn, dem Ditzinger Teilort Heimerdingen sowie Eberdingen waren gekommen. Sie alle befürchten, von einem zusätzlichen täglichen Lastverkehr massiv betroffen zu sein – alle Orte haben keine Ortsumfahrung.

„Ich bin froh und dankbar, dass Sie heute da sind,“ wendet sich der Hemminger Bürgermeister Thomas Schäfer (CDU) an die Teilnehmer. Er verweist auf die Frischluftschneise, den Westwind, der von der Deponie über die Kommune wehen würde. Und die von der AVL bisher ins Feld geführten Vorteile griffen nicht. Eine Restholzverbrennung „brauchen wir nicht, das haben wir schon“. Die Fernwärmeversorgung wird von einem ortsansässigen Energieversorger gewährleistet. Schäfer betont, dass die Kommunen Hemmingen, Ditzingen und Eberdingen zusammenstünden, um im Zweifel auch juristisch gegen die Erddeponie vorzugehen. Als die Pläne vor rund fünf Wochen öffentlich wurden, hatte er bereits darauf verwiesen, dass die Gemeinde auch keinen Erlös aus Grundstücksverkäufen habe, wie die AVL werbe, denn sie habe dort keine Flächen. Das Areal wird von wenigen Landwirten bewirtschaftet. Einer davon ist Reinhard Wagner aus Heimerdingen. Er ergreift für die Landwirte das Wort: Es handle sich um eine „Toplage“ und „fruchtbarsten Boden, der mit Müll zugedeckt werden soll“. Er erinnert daran, dass die Menschen einerseits dazu angehalten würden, den „Waschlappen zu nehmen und das Licht auszumachen“. Dann müsse man auch bei der Ernährung „Klein-Klein“ und regional denken. „Muss es sein, dass unsere Ernährung von weiß Gott woher gekarrt werden muss?“, fragt er unter Beifall.

Nachbarkommunen ergreifen das Wort

Auch Vertreter aus den Nachbarkommunen ergreifen das Wort. „Heimerdingen unterstützt den Widerstand deutlich, ganz offen und mit allem, was wir haben“, sagt etwa Bernhard Arzt, der Heimerdinger Ortsvorsteher. Auch Heimerdingen befürchtet vor allem die massive Zunahme des Lastverkehrs durch die ohnehin schon massiv belastete Ortsdurchfahrt. Die AVL ist sich der Verkehrsproblematik offenbar bewusst. Die potenziellen Standorte „sind nach unserer Auffassung keineswegs perfekt, sondern weisen – wie alle anderen Standorte im dicht besiedelten Landkreis Ludwigsburg – auch Nachteile auf. Aber andere mögliche Standorte waren verkehrlich noch wesentlich stärker beeinträchtigt. Sie sind nur deshalb besser geeignet, weil sie relativ wenige Nachteile haben.“

Neben Hemmingen ist Großbottwar in der engeren Auswahl für den Deponiestandort. Nähere Angaben zu den Standortkriterien haben die Hemminger bisher nicht. Der Bürgermeister Thomas Schäfer kritisiert daher, dass es an der „Offenheit und Transparenz bei den einzelnen Schritten der Standortsuche“, mit der die AVL werbe, nicht weit her sei. Gleichzeitig mahnt er, bei der Informationsveranstaltung zur Bekundung des Protests die Trillerpfeifen zuhause zu lassen, um in den Dialog gehen zu können. „Nur wer Fragen stellt, kann Antworten bekommen“

Information: Die AVL ist am Montag, 14. November, 17.30 Uhr, in der Gemeinschaftshalle.