Vielleicht hatte der Reporter einen solchen Satz in seinem Stück stehen. Womöglich ist er ihm wegredigiert worden. Man weiß es nicht. Man weiß nur, dass es unrühmlich ist, wenn einer von seinem Kaliber, ausgestattet mit Zeit für Recherche, nicht dorthin geht, wo er hingehört, nämlich in den Keller, den Seehofer schon häufiger für Besichtigungen geöffnet hat.

 

Neue Juroren des Nannen-Preises bekommen vorab ein Papier, in dem steht: "Die Reportage ist eine recherchierte, unbekannte, spannend erzählte Geschichte aus der Wirklichkeit, gespiegelt im Temperament des Reporters, der Erlebtes mit Berichtetem, Augenschein mit Informationen zu einem Text ohne Brüche verwebt."

Die Hauptjuroren haben sich nicht mit Ruhm bekleckert

Erlebtes mit Berichtetem verweben, darum geht es. Pfister hat dies auf seine Weise getan. Es ist ihm unabhängig von der Keller-Frage eher passabel gelungen. Seine Geschichte ist handwerklich schwach. Die Hauptjury hat das Stück trotzdem geadelt. Dass sie den Preisträger nun vom Sockel stößt, mag auch dem Umstand geschuldet sein, dass Guttenbergs Verfehlungen noch allzu präsent sind. Die an diesem Urteil beteiligten Chefredakteure haben sich dessen ungeachtet nicht mit Ruhm bekleckert. Ihre Reaktion war völlig überzogen und hat einen Reporter heftig beschädigt. Im Sinne Henri Nannens kann dies nicht sein.

Zum Autor: Michael Ohnewald gehört seit zwei Jahren der Vorjury des Henri-Nannen-Preises an.

Es kam keineswegs einmütig zustande, wie man ahnt, denn in der hochmögenden Riege wirkt auch der "Spiegel"-Chefredakteur mit, welcher den Fall anders beurteilt. "Die Informationen für den Einstieg beruhten auf Gesprächen mit Seehofer, dessen Mitarbeitern sowie "Spiegel"-Kollegen, die den Hobbykeller selbst in Augenschein genommen haben. An keiner Stelle hat der Autor behauptet, selbst in dem Keller gewesen zu sein. Die Fakten der Eingangspassage sind zudem unbestritten", heißt es in einer Erklärung des Magazins.

Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass in den nächsten Wochen heftig über den Fall des Preisträgers gestritten werden wird. Eine Debatte kündigt sich an über Journalistenpreise im Allgemeinen und Qualitätsjournalismus im Besonderen. Es wird um eine fragwürdige Art des Geschichtenerzählens gehen, bei der sich Autoren aus der Ferne in die Köpfe ihrer Protagonisten denken, es wird darum gehen, wie fiktional eine Reportage sein darf.

Diese Selbstbespiegelung ist gut und sogar überfällig, wenngleich das Hamburger Nachrichtenmagazin darüber weniger begeistert sein dürfte. Kritiker beklagen seit langem eine eigenwillige Haltung beim deutschen "Sturmgeschütz der Demokratie", wenn es darum geht, Quellen ordentlich zu benennen. Hätte Pfister einen winzigen Satz wie diesen in seinen Prolog gefügt, wäre alles ganz anders gekommen: "So was erzählt Seehofer gerne bei Hintergrundgesprächen in seinem Dienstzimmer."

Die Geschichte ist handwerklich schwach

Vielleicht hatte der Reporter einen solchen Satz in seinem Stück stehen. Womöglich ist er ihm wegredigiert worden. Man weiß es nicht. Man weiß nur, dass es unrühmlich ist, wenn einer von seinem Kaliber, ausgestattet mit Zeit für Recherche, nicht dorthin geht, wo er hingehört, nämlich in den Keller, den Seehofer schon häufiger für Besichtigungen geöffnet hat.

Neue Juroren des Nannen-Preises bekommen vorab ein Papier, in dem steht: "Die Reportage ist eine recherchierte, unbekannte, spannend erzählte Geschichte aus der Wirklichkeit, gespiegelt im Temperament des Reporters, der Erlebtes mit Berichtetem, Augenschein mit Informationen zu einem Text ohne Brüche verwebt."

Die Hauptjuroren haben sich nicht mit Ruhm bekleckert

Erlebtes mit Berichtetem verweben, darum geht es. Pfister hat dies auf seine Weise getan. Es ist ihm unabhängig von der Keller-Frage eher passabel gelungen. Seine Geschichte ist handwerklich schwach. Die Hauptjury hat das Stück trotzdem geadelt. Dass sie den Preisträger nun vom Sockel stößt, mag auch dem Umstand geschuldet sein, dass Guttenbergs Verfehlungen noch allzu präsent sind. Die an diesem Urteil beteiligten Chefredakteure haben sich dessen ungeachtet nicht mit Ruhm bekleckert. Ihre Reaktion war völlig überzogen und hat einen Reporter heftig beschädigt. Im Sinne Henri Nannens kann dies nicht sein.

Zum Autor: Michael Ohnewald gehört seit zwei Jahren der Vorjury des Henri-Nannen-Preises an.