Neidherbst nennen es die Winzer, wenn der eine Kollege normale Mengen lesen kann und der andere fast nichts. „Es ist der kleinste Herbst meiner Laufbahn“, sagt Hans-Peter Wöhrwag. Die Weinberge vom Weingut der Stadt Stuttgart hat der Frost verschont.
Für die Stabstelle Klimaschutz ist am Montag ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen: Die Mitarbeiter durften den Kollegen vom Weingut der Stadt Stuttgart bei der Lese helfen. Im Cannstatter Zuckerle holten sie rund 2000 Kilogramm Riesling-Trauben aus dem Weinberg. Das ist schwere Arbeit, denn in den steilen Terrassen wird noch mit Butten und der Seilbahn geschafft. Es hat sich gelohnt, bilanziert der Betriebsleiter Timo Saier, denn die Menge stimmt. Auch Maximilian Dinter, der Weinberge in Uhlbach, Obertürkheim und Esslingen hat, ist mit der Lese bislang zufrieden. Rainer Bubeck vom Collegium Wirtemberg hat in den Weinbergen dagegen Schreckmomente erlebt. „Ich gehe nicht zum Traubenlesen raus, sondern zum Traubensuchen“, bestätigt Hans-Peter Wöhrwag. Die Folgen des Frostes von Ende April bekommt der Untertürkheimer Winzer nun zu spüren. Er hat das Fachwort dafür parat: „Man nennt es Neidherbst, wenn beim einen alles erfriert und beim Nachbarn alles gut ist.“