Dass der Herbst kommt, kann man an den Bäumen sehen. Die Blätter verlieren ihre grüne Farbe und werden schön bunt – gelb, orange und rot. Dann fallen sie zu Boden und im Winter bleiben die Bäume kahl. Aber warum passiert das eigentlich? Warum werden die Blätter im Herbst bunt?

Katrin Jokic

Buntes Herbstlaub: Die Bedeutung des Chlorophylls

Sinkende Temperaturen und schwindendes Licht signalisieren dem Baum, dass der Sommer vorbei ist und der Herbst Einzug hält. Aufgrund der geringeren Lichtzufuhr wird die Fotosynthese verlangsamt. Bei der Fotosynthese wandelt der Baum Kohlendioxid aus der Luft und Wasser aus den Wurzeln sowohl in Sauerstoff als auch in Energie in Form von Traubenzucker um. Das geht eben am besten im Frühjahr und Sommer, wenn der Boden feucht ist und die Sonne viel und lange scheint. Als Mittel zum Zweck dient außerdem der Blattfarbstoff Chlorophyll, der es den Pflanzen erlaubt, Licht zu absorbieren und zu nutzen.

 

Darum werden Blätter im Herbst bunt

Außerdem färbt Chlorophyll die Blätter grün. Da das Chlorophyll im Herbst und im Winter jedoch nicht gut arbeiten kann, zieht der Baum das Chlorophyll aus den Blättern in den Stamm und die Äste. Dort ist es bis zum nächsten Jahr geschützt. Wenn das Chlorophyll aus den Blättern verschwindet, kommen andere Farben zum Vorschein: Gelb und Braun, Rot und Orange.

Verantwortlich dafür sind Farbstoffe wie Anthocyane (rot) und Carotinoide (gelborange). Diese Pigmente kommen nicht nur im Herbstlaub vor, sondern beispielsweise auch in Rotwein, Rotkohl, Auberginen sowie Kürbis, Möhren und Süßkartoffeln. Während der gelbe Farbstoff ganzjährig in den Blättern vorhanden ist, wird der rote im Herbst neu gebildet. Lange Zeit dachte man, der Mangel an Chlorophyll sei der einzige Grund warum sich Blätter im Herbst verfärben. Doch mittlerweile weiß man: Vor allem der rote Farbstoff hat auch eine schützende Wirkung.

Diese positiven Effekte haben die bunten Blätter im Herbst für den Baum

Anthocyane und Carotinoide – oder anders gesagt: bunte Blätter im Herbst – dienen als eine Art Sonnenschutz für den Baum. Sie filtern UV-Licht, vor allem morgens, wenn der Baum Licht- und Kältestress ausgesetzt. Ohne die bunten Farbstoffe würde die Fotosynthese behindert werden und statt Energie würden freie Radikale gebildet werden.

Außerdem schützen die Anthocyane vor Blattläusen. Studien haben gezeigt, dass diese eher grüne und gelbe Blätter bevorzugen. Der Grund dafür: je mehr rote Farbstoffe ein Baum bildet, desto mehr Abwehrstoffe gegen Blattläuse und andere Schädlinge weist er auf. Manche Insektenarten haben also anscheinend gelernt, dass rote Blätter für sie giftig sind.

Warum fallen die Blätter im Herbst vom Baum?

Nachdem sich die Blätter verfärbt haben, fallen sie meistens ab. Der Baum trennt seine Blätter sozusagen von der Wasserversorgung. Dadurch bildet sich zwischen Zweig und Blattstiel ein verkorktes Trenngewebe. Beim nächsten Windstoß fallen die Blätter vom Baum. So sichern Bäume ihr Überleben, denn eigentlich verdunsten sie einen Großteil des Wassers, das sie über die Wurzeln aufgenommen haben, über die Blätter. Im Winter können sie jedoch kaum noch Wasser aus der Erde ziehen. Würden sie diese kleinen Mengen Wasser nun auch noch verdunsten, würde der Baum womöglich vertrocknen.

Das herabfallende Laub ist jedoch nicht verloren: Am Boden dient es Würmern, Käfern und anderen kleinen Tieren als Nahrung und anderen Pflanzen als Dünger.