Das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium feiert seinen ehemaligen Schüler Vicco von Bülow mit einem Kulturabend.

Lokales: Sybille Neth (sne)

S-Nord - Das Bild hängt schief“ ist eine der grandiosen Sketche Loriots über die unverhofft hereinbrechenden Widrigkeiten des Alltags. Der akribische Beobachter und Virtuose auf der Klaviatur der Sprachmissverständnisse mit all ihren Folgen, der Verwandlungskünstler, der als graue Biedermann-Maus genauso glaubhaft war wie als Monster-Fratze, war als Jugendlicher Schüler am Eberhard-Ludwigs-Gymnasium (Ebelu). Posthum hat ihn die Schule am Freitag mit einem musikalisch-theatralischen Kulturabend zusammen mit Schülern, Eltern und Lehrern gefeiert – aber wie!

 

Die Rektorin Karin Winkler sorgte mit einem Rüffel für den Schülerchor zuerst für Verunsicherung beim Publikum. Doch dann war klar: Die Schulleiterin wird hier keine biedere Laudatio halten, sondern aus der Rolle fallen. Der Chor quittierte dies seinerseits mit frechen Bemerkungen. „Es geht doch hier immer um Stauffenberg“, maulten die Sänger und die Marschtrommel lockte das Publikum ins Foyer der Schule. Aber Claus Schenk von Stauffenberg, der historisch bedeutsamste Absolvent des humanistischen Gymnasiums am Herdweg, stand dieses Mal ausnahmsweise nicht im Vordergrund, sondern Vicco von Bülow, der 1938 zusammen mit seiner Familie von Brandenburg an der Havel nach Stuttgart umgezogen war. 1941 verließ er mit einem Notabitur in der Tasche das Ebelu. Und in Stuttgart stand der spätere Zeichner, Komponist und Humorist zum ersten Mal auf der Bühne: als Statist in der Oper und im Schauspiel.

Als Verehrung für den Großmeister des feinsinnigen Witzes hatten sozusagen alle Akteure der Lehranstalt alle Sensoren auf Humor gestellt und Erstaunliches dabei aufgespürt. „Vor Ostern hatten wir einen Loriot-Wettbewerb ausgelobt und die Schüler hatten vier Wochen Zeit, sich etwas zu überlegen“, berichtet Karin Winkler. Sie selbst schritt nach einer umfassenden Abhandlung über den Oriolus oriolus, den Pirol, der sich auf Französisch „Loriot“ nennt und das Wappentier der von Bülows ist, zur Enthüllung des Denkmals für den ehemaligen Schüler: Eine Sepiafotografie, die Bernhard-Viktor Christoph-Karl von Bülow als soeben 15-jährigen neben seinem Vater, seiner Stiefmutter und seinem jüngeren Bruder im hellen Anzug zeigt. Gestiftet hat die Tafel Loriots Tochter Susanne von Bülow. Natürlich muss dieses Bild ziemlich schief hängen. Allerdings wird jeder etwaige Versuch seitens der Betrachter, die Fotografie ins Lot zu bringen, hier ohne Folgen bleiben. Im Foyer des Ebelu gibt es keinerlei Einrichtung, die dabei zu Bruch gehen könnte.

Aus der Feder der Schüler

Die verschiedenen Klassenstufen übten sich für den Kulturabend in verschiedenen Sparten von Loriot’schem Witz. In einer Bilderausstellung ließen die jüngeren Schüler in allen erdenklichen Varianten „die Ente zu Wasser“. Die Knollennasenmänner Herr Müller-Lüdenscheit und Herr Dr. Klöbner finden sich in den Schülercollagen in ihrer Badewanne in den Armen praller Blondinen wieder oder streiten unter Wasser in Gesellschaft mit der Comic-Figur Spongebob weiter.

Ganz nach Art des Meisters aber sind die Sketche aus der Feder der Schüler geraten: Doppeldeutiges und Anzügliches treibt die kleinen Geschichten voran, und wie Loriot selbst halten auch die Schülerwerke stets die Balance, ohne ins Geschmacklose abzurutschen. Zum Beispiel im Sketch des ersten Preisträgers des Wettbewerbs, John Hinderer, der eine weibliche Reporterin auf einen Gardinenfachmann ansetzt. Schon die beiderseitigen Doppelnamen sorgen für Streit und Beleidigungen. Moderator Paul Sander setzt noch eins drauf: „Bringt noch ein bisschen Sex rein und ich mache Euch einen Film daraus“, habe Woody Allen für dieses Stück empfohlen.