Eine womöglich instabile Natursteinmauer entlang der Trasse beschäftigt den Zweckverband HHB. Das Landratsamt rechnet aber nicht mit einer Verzögerung des Projekts.

Eine womöglich instabile Stützmauer hinter einem Wohnkomplex an der Trasse der Hermann-Hesse-Bahn in Calw beschäftigt seit einiger Zeit die Planer des Schienenprojekts. Ob und welche Nachbesserungen nötig sind, wird derzeit geprüft. Das Landratsamt Calw geht aber nicht davon aus, dass sich die Mauer auf den Zeitplan des Gesamtprojekts auswirken könnte.

 

„Aus unserer Sicht sind die gegebenenfalls notwendigen Maßnahmen zur Errichtung eines Stützkörpers zeitlich überschaubar und im Rahmen der vorgesehenen Betriebsaufnahme problemlos abzubilden“, sagt Janina Dinkelaker, Pressesprecherin im Calwer Landratsamt, auf Anfrage unserer Zeitung. Als Starttermin für die Hermann-Hesse-Bahn ist daher weiterhin Ende 2023 angesetzt.

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„Seitens des Zweckverbands können wir bestätigen, dass der Böschungsfuß im Zuge des Bauvorhabens abgegraben und eine Stützmauer aus Natursteinen errichtet wurde“, teilt Janina Dinkelaker mit. „Inwieweit in Kombination aus Abgrabung und Mauer hier noch Bedarf zur statischen Nachbesserung besteht, wird gerade gemeinsam mit der zuständigen Baugenehmigungsbehörde (Bauamt der Stadt Calw) und dem Bauträger geprüft.“ Die Frage lautete, ob das dortige Gelände womöglich zu steil abgegraben und eine zu gering dimensionierte Stützmauer errichtet worden ist.

Die Mauer ist seit 2020 bekannt

Die Mauer sei dem Zweckverband Hermann-Hesse-Bahn seit Mai 2020 bekannt, und die ersten Gespräche mit dem Bauträger seien aufgenommen worden. Seitdem erfolge ein Austausch mit der Baugenehmigungsbehörde und dem Bauträger, so Dinkelaker.

Der Verband sei im Baugenehmigungsverfahren nicht beteiligt gewesen. „Laut unseren Informationen waren im ursprünglichen Antrag die Abgrabung des Böschungsfußes und die Errichtung einer Stützmauer nicht vorgesehen.“ Muss die Stützmauer jetzt womöglich verstärkt oder komplett entfernt und neu gebaut werden? Die Standsicherheit der Mauer werde derzeit geprüft, so Dinkelaker. Den notwendigen Umfang, also ob die Stützmauer womöglich verstärkt oder ganz neu gebaut werden muss, konnte sie daher noch nicht benennen. Die Kosten für eventuelle zusätzliche Stabilisierungsmaßnahmen hat aus Sicht des Zweckverbands der Bauträger des Gebäudekomplexes zu tragen.

Die Prüfung dauert noch an

Da die Prüfung hinsichtlich der Anforderungen an die Standsicherheit noch andauert, ist laut Landratsamt davon auszugehen, dass es auch noch keine Kostenschätzung gibt. Wenn die Standsicherheit der Natursteinmauer eingeschränkt sei, müsse vor Inbetriebnahme der Hesse-Bahn auf alle Fälle nachgebessert werden, sagt Janina Dinkelaker. Darüber hinaus gibt es entlang der Bahntrasse vereinzelt noch weitere kleinere Abgrabungen, die aber keine Auswirkungen hätten, gibt das Landratsamt an. „In einem weiteren Fall wird derzeit aufgrund der Dimensionierung vorsichtshalber die Statik geprüft“, so Janina Dinkelaker.

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Zur Frage, ob im ursprünglichen Bauantrag die Abgrabung des Böschungsfußes und die Errichtung einer Stützmauer überhaupt nicht vorgesehen waren, hüllt sich derweil der Bauträger, die Berger Immo GmbH aus Waldenbuch, in Schweigen. „Wir haben auf dem Grundstück eine Natursteinmauer errichtet“, teilt Geschäftsführer Rainer Berger mit. „Diese Mauer befindet sich bis zu drei Meter entfernt von der Grundstücksgrenze innerhalb des Grundstücks. Die Mauer ist an der niedrigsten Stelle circa 1,60 Meter hoch und an der höchsten circa 1,80 Meter. Momentan befinden wir uns hierzu im üblichen Genehmigungsprozess beim Bauamt Calw.“

„Alle erforderlichen Nachweise wurden erbracht“

Alle erforderlichen Nachweise seien erbracht worden. „Bisher liegen uns keine weiteren Informationen seitens der Genehmigungsbehörde vor.“ Bislang sehe man daher keinerlei Notwendigkeit, hier Nachbesserungen vorzunehmen, „zumal im Unteren Welzberg in direkter Nachbarschaft ähnliche Natursteinmauern an der Bahnlinie entlang zu finden sind“.

Zeit- und Kostenplan liegt im Rahmen

Bei Zeitplan und Kosten liegt der Zweckverband Hermann-Hesse-Bahn unterdessen, trotz schwieriger Rahmenbedingungen wie Pandemie und Lieferengpässen, im vorgegebenen Rahmen, wie Michael Stierle, Abteilungsleiter S-Bahn und ÖPNV, sich bereits Anfang März geäußert hatte. Er geht davon aus, dass die ersten Fahrgäste wie geplant 2023 in die Hesse-Bahn einsteigen können.

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Doch selbst wenn alle restlichen Arbeiten erledigt sind, könnte es noch zu einer Verzögerung aus einem ganz anderen Grund kommen: Für die Lieferung von Signalanlagen für Bahnstrecken gibt es laut Stierle nur sehr wenige Anbieter. Diese seien allerdings in nächster Zeit vorrangig im Ahrtal zugange, um die Signalinfrastruktur nach dem verheerenden Hochwasser 2021 wieder aufzubauen.