Das Internet soll es künftig den Bürgern ermöglichen, rasch und direkt an Entscheidungen mitzuwirken. Wie das gehen kann, wird in einem Projekt erforscht.

Herrenberg – - Wie soll die Stadt der Zukunft aussehen? Die Bürger sollen direkter und schneller nach ihrer Meinung befragt werden. Wie das funktioniert, soll nun erforscht werden. Mit im Boot ist die Universität Stuttgart, die für den Projektförderantrag schon viel Vorarbeit geleistet habe, sagt Herrenbergs Baubürgermeister Tobias Meigel.
Herr Meigel, weshalb nehmen Sie an dem Projekt teil? Sie ziehen doch schon so ziemlich alle Register der Bürgerbeteiligung.
Das Projekt passt für uns als Mitmach-Stadt wie der Deckel auf den Topf, um eine neuartige Bürgerbeteiligung zu entwickeln. Dabei wollen wir die neuen Medien nutzen. Unser Ziel ist es, vor allem auch noch mehr jüngere Menschen einzubeziehen, die wir bisher nicht erreicht haben.
Woran lag das?
Wir haben zwar sehr gute Erfahrungen mit jüngeren Menschen gemacht, konnten aber bisher nicht die neuen Möglichkeiten mit Planungstools einsetzen. Bei der Mitgestaltung von Entscheidungsprozessen geht es nicht nur um eine bloße Stellungnahme. Wir können digitale Pläne zur Verfügung stellen, virtuelle Räume schaffen, Bürger über Touchscreens zu ihrer Meinung befragen und uns mit ihnen austauschen, um die Planung zu optimieren und eine breitere Basis zu schaffen. Wie das in der Praxis funktionieren kann, via Internet, Smartphones und Tablets, genau das soll dieses Projekt aufzeigen.
An welchen Vorhaben der Stadt wollen Sie die Bürger künftig beteiligen?
Wir wollen Neubaugebiete planen mit einer vorgezogenen Bürgerbeteiligung, um Leitlinien zu entwickeln mit den Vorstellungen und Ideen der Bürger. Wenn es zum Beispiel um neue Wohnformen geht , die Qualität des Zusammenlebens und des Städtebaus, Energiefragen und nicht zuletzt den Klimaschutz. Wir wollen bei Vorhaben nicht mit einem Planungsentwurf kommen und die Bürger dann dazu befragen. Nein, umgekehrt soll künftig ein Schuh daraus werden: Wir wollen zuerst bei Bürgern, dem Gemeinderat und anderen Akteuren die wichtigsten Aspekte zusammentragen, um daraus Schlüsse für einen Planungsansatz zu ziehen.
Wie viel Arbeit investieren Sie für diese doch zunächst theoretische Auseinandersetzung?
Von der Universität Stuttgart ist bereits viel Vorarbeit geleistet worden, um an diesem Forschungsprojekt des Wissenschaftsministeriums teilzunehmen, das für zehn Vorhaben mit der Thematik Reallabor Stadt insgesamt 1,2 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Als Antragsteller sind neben der Uni Stuttgart und uns auch die Städte Meßstetten (Zollernalbkreis) und Stuttgart mit im Boot. Wenn wir in das Förderprogramm aufgenommen werden, leisten wir als Input das, was wir ohnehin gemacht hätten: Zum Beispiel eine Untersuchung über die demografische Entwicklung oder über leer stehende Gebäude in der Stadt. Das bedeutet nicht viel Mehrarbeit, vor allem, weil wir Menpower von der Universität Stuttgart erhalten, die uns bei allem unterstützt.