Die Stadt hat einen Lichtplaner engagiert. Er soll zunächst den Marktplatz mehr zur Geltung bringen. Später auch die anderen historischen Fassaden.

Herrenberg - Nur wenige deutsche Städte besitzen noch ein so vollständig erhaltenes Ensemble stolzer Fachwerkhäuser, enger Gassen und Winkel, malerischer Treppen und plätschernder Brunnen wie Herrenberg. Die Altstadt steht als Gesamtanlage seit 30 Jahren unter Denkmalschutz. Die Stadt hat den Stuttgarter Lichtplaner

 

Mario Hägele nun beauftragt, die Altstadtfassaden und Plätze in ein noch besseres Licht zu rücken. Zum Einsatz kommen sollen moderne LED-Lampen, die ein wärmeres Licht abgeben und die Flächen weiträumiger ausleuchten. Im Fokus steht zunächst der Marktplatz, mit dem begonnen werden soll. Die Kosten werden auf 50 000 Euro beziffert.

„Wir wollen uns erst einmal an das Thema herantasten“, sagt der Tiefbauamtsleiter Klaus Maisch, „und eine Probebeleuchtung installieren.“ Bereits seit dem Jahr 1276, so belegen es die Annalen, werden vor dem Herrenberger Rathaus Märkte abgehalten, der Marktbrunnen wurde im Jahr 1347 erstmals erwähnt. Der jetzige Brunnen stammt aus dem Jahr 1681. Dort finden unter anderem das Herrenberger Kulturfestival Sommerfarben und der Weihnachtsmarkt statt. Da sei es doch naheliegend, das Konzept im Zentrum der Stadt auszuprobieren, sagt Maisch.

Lichtexperte: In den Städten wird oft einiges falsch gemacht

Bei der Beleuchtung werde in den Städten oft einiges falsch gemacht, erklärte Hägele im Technischen Ausschuss des Gemeinderats. Oft dominiere kaltes, weißes Licht. Die gewünschte Behaglichkeit könne aber nur durch eine warme Beleuchtung erzielt werden. In der Altstadt gebe es zwar schon viele helle Lichtpunkte, doch die zu beleuchteten Flächen und Fassaden blieben meist dunkel. Statt die Lampen an Masten aufzuhängen, schlägt Hägele vor, diese künftig an den Gebäuden anzubringen. Wenn die Häuser auf diese Weise angestrahlt werden, gebe es immer noch genügend Licht für die nächtlichen Spaziergänger, versichert der Tiefbauamtsleiter Maisch. Einen Zielkonflikt zwischen einer optimalen Ausleuchtung der Fußwege und Gassen und der besseren Illuminierung des schmucken Fachwerks sieht Maisch nicht.

Der Gemeinderat möchte vom Büro Hägele eine Gesamtkonzeption entwickelt bekommen, die auch die anderen bedeutsamen Bauwerke berücksichtigt. Die Stadt ist bereit, dafür zusätzliche 21 000 Euro auszugeben. In einem nächsten Schritt wolle man die Stiftskirche in Angriff nehmen, erläutert Maisch. „Die Glucke vom Gäu“, das Wahrzeichen der Stadt, soll natürlich weiterhin schon aus der Ferne zu erkennen sein. Das Gotteshaus hat ebenfalls eine umfangreiche Historie, es wurde in zwei Bauabschnitten bis zu den verbrieften Weihejahren 1293 und 1328 errichtet.

100 000 Euro im Etat 2016 für die neuen Lampen

„Die Hardware, das heißt die Spots und die Leitungen, sind nicht einmal besonders teuer“, meint Maisch, das meiste Geld müsse in den Personalaufwand für die Planung und in die Installation gesteckt werden. Die LED-Technik habe aber auch noch einen weiteren Vorteil: „Der Energieaufwand ist ebenfalls kein großes Thema.“ Die Stromkosten würden sich mit den modernen Lampen im Vergleich zu den jetzigen Ausgaben kaum erhöhen. Zumal weiterhin daran gedacht sei, die Objektbeleuchtung um 23 Uhr abzuschalten und für die Passanten nur noch eine Nachtilluminierung aufrecht zu erhalten. Über die jährlichen Kosten der bisherigen Beleuchtung machte Maisch allerdings keine näheren Angaben.

100 000 Euro hat die Verwaltung für das neue Beleuchtungskonzept im diesjährigen Haushalt vorgesehen. Das Büro Hägele soll bis in etwa drei Monaten Vorschläge für die Lichtinstallation auch für die anderen Sehenswürdigkeiten machen. Ins Visier rücken dabei die um das Jahr 1400 erbaute Spitalkirche und natürlich das älteste Tor der Stadt mit der Mauer, die bei der Stadtgründung um das Jahr 1200 entstand: das Hagtor. Und natürlich der Fruchtkasten, der im Jahr 1683/84 errichtete, gewaltige Fachwerkbau mit seinem von Schießscharten bestückten Beobachtungserker an der Südostecke des Gebäudes.