Die Bürger in Haslach befürchten, dass die Luft rund um das Schotterwerk Böttinger auch mit Sprengstoffresten belastet sein könnte. Der Betreiber will die Anlagen modernisieren und erweitern und dafür zehn Millionen Euro investieren.

Herrenberg - „Wenn gesprengt wird, ist Haslach dunkel“, sagt Claudia Mauch. „Wir würden gerne wissen, was in dem Staub drin ist“, fügt die 45 Jahre alte Mutter von zwei Kindern aus dem Herrenberger Teilort Haslach hinzu. Der Ortsvorsteher bestätigt ihren Eindruck. „In diesem Sommer war es wegen der Trockenheit extrem“, berichtet Dieter Ulmer. Bei ihm sind immer wieder Beschwerden laut geworden. Und es wurden Befürchtungen geäußert, denn das Schotterwerk Böttinger plant einen Neubau und eine Erweiterung, weil die Anlagen in die Jahre gekommen sind. Der Geschäftsführer Hans-Martin Kübler möchte zehn Millionen Euro investieren. Er sagt: „Durch die Modernisierung wird die Belastung durch Staub und Lärm deutlich geringer.“ Viele Bürger befürchten, dass das Gegenteil der Fall sein wird.

 

Ist der Staub gefährlich für die Gesundheit?

Claudia Mauch ist im Ortsverband der Grünen für Herrenberg und das Gäu aktiv und hautnah mit dem Thema Immissionen verbunden. „Wir wissen nicht, ob der Staub aus dem Steinbruch auch mit Sprengstoffresten vermischt ist und welche gesundheitlichen Risiken damit einhergehen“, sagt sie. Das sei genau die Krux an der Sache, erläutert der ehrenamtliche Ortsvorsteher Dieter Ulmer: „Das ist tatsächlich noch nicht geklärt.“ Ob die Prüfgesellschaft Dekra eingeschaltet werden könne, sei offen. „Vielleicht muss ein spezielles Institut diese detaillierten Messungen vornehmen“, erklärt Ulmer. Die Bürger und auch der Haslacher Ortschaftsrat setzen sich für ein Gutachten ein, das den Staub näher unter die Lupe nimmt. An diesem Dienstag kommt das Problem mit den Immissionen auf die Tagesordnung des Gemeinderats. „Wir hoffen, dass ein Vertreter der Aufsichtsbehörde aus dem Landratsamt mit von der Partie ist, dem wir die Forderung nach einer genaueren Messung unterbreiten und dem wir Fragen stellen können“, berichtet der Ortsvorsteher.

Das letzte Gutachten über die Staub- und Lärmbelastung ist laut Ulmer vor drei Jahren angefertigt worden. Nun liege eines auf dem Tisch, das die Immissionen prognostiziere, wenn es zu einer Erweiterung des Steinbruchs kommt und die alten Anlagen ausgetauscht werden. Die Ergebnisse der Messungen liegen auch auf dem Tisch von Rainer Stingel, dem Leiter des Herrenberger Bauverwaltungsamts. „Sämtliche Grenzwerte werden eingehalten“, versichert er. Mit der Modernisierung der Anlagen verringere sich die Belastung, davon ist auch er überzeugt.

Steinbruch soll um fünf Hektar wachsen

„Die moderne Technik wird es möglich machen, dass 20 bis 30 Prozent weniger Immissionen anfallen“, sagt der Steinwerkschef Kübler. Und das, obwohl es die Zielvorgabe gibt, deutlich mehr Gestein abzubauen. In einigen Jahren sollen 300 000 Tonnen im Jahr verkauft werden, das entspreche einem Plus von 50 000 Tonnen. Kübler möchte das Werk um fünf auf 29 Hektar erweitern. Einen Antrag bei der Kreisbehörde möchte er noch in diesem Jahr einreichen. „Wenn es schnell geht, wird das bis 2022 dauern, bis wir eine Genehmigung haben.“ Kübler ist sich im Klaren darüber, dass es Einwände dagegen geben kann. Einen Antrag für einen Neubau hat er bereits gestellt.

Für die 1800 Einwohner in Haslach sind auch die Sprengungen mitunter schwer zu ertragen. Laut den bei Ulmer regelmäßig vorgelegten Protokollen ist gemäß den geltenden Grenzwerten aber nichts zu beanstanden. Mit dem Lärm sei es zuletzt ohnehin besser geworden, sagt der Ortschef. Früher hätten an machen Häusern die Wände gewackelt. Die Haslacher fordern von der Aufsichtsbehörde jedoch grundsätzlich mehr Kontrollen. Vor allem, was den Staub anbetrifft. „Wir wollen wissen, wann und wie oft gemessen wird. Und auch, ob die Kontrolleure unangemeldet kommen“, fordert Claudia Mauch.

Stadt hat beim Genehmigungsverfahren nur ein Mitspracherecht

Bebauungsplan:
Bei der geplanten Erweiterung des Schotterwerks hat die Herrenberger Stadtverwaltung nur ein Mitspracherecht. Die Genehmigung obliegt der Aufsichtsbehörde des Landratsamts, die dem Regierungspräsidium unterstellt ist. Die Erweiterungsfläche ist im Regionalplan des Verbands Region Stuttgart als Gebiet der Rohstoffgewinnung ausgewiesen. Rechtliche Einwände etwa über einen Bebauungsplan der Stadt sind daher nicht möglich. Das Erweiterungsgelände gehört bereits den Steinbruchbetreibern.

Gerichtsverfahren:
Die Stadt Herrenberg hat einen Prozess vor dem Bundesverwaltungsgericht verloren. Das an den Steinbruch grenzende Asphaltwerk Morof, das Gestein aus dem Schotterwerk bezieht, hatte gegen den Bebauungsplan der Stadt mit Immissionsvorgaben geklagt. Die Stadt sei nicht berechtigt Vorgaben zu machen, urteilten die Richter.