Die Sanierung der Weströhre ist fast abgeschlossen. Feuerwehr, Baufirma und die Verantwortlichen des Regierungspräsidiums testen, ob alles funktioniert. Am Mittwoch entfachten Experten sogar zwei kontrollierte Brände.

Herrenberg - Dicker schwarzer Rauch quillt aus der Weströhre des Schönbuchtunnels auf der Autobahn 81 Richtung Singen. Auf der Gegenfahrbahn stockt der Verkehr: Die Signalanlage am Tunneleingang der Oströhre in Fahrtrichtung Stuttgart ist automatisch auf Rot gesprungen. „Funktioniert“, freut sich Rolf Huber vom Regierungspräsidium Stuttgart (RP), der Projektleiter der großen Tunnelsanierung. Und er erklärt: „Wenn es im Schönbuchtunnel brennt, dann müssen sofort die Röhren gesperrt werden und zwar in beiden Richtungen.“ Denn die Röhre ohne Feuer ist dann als Fluchtweg ausgewiesen. Ob dieses System auch tatsächlich einwandfrei funktioniert, haben die Bauherren des RP am Mittwochvormittag mit zwei inszenierten Bränden getestet.

 

Um 9.45 Uhr setzt sich der Tross aus Tunnelarbeitern, Projektverantwortlichen, Feuerwehrleuten, Polizeibeamten und Journalisten in Bewegung. Leicht bergauf geht es zu Fuß auf der gesperrten Autobahn in den 630 Meter langen Tunnel hinein. Am Abend zuvor hat der zweite Projektleiter Nemer Baker mit seinem Team alles für die große Übung vorbereitet. „Wir haben die Kabel und Leitungen abgedeckt, den Tunnelboden mit Dämmplatten geschützt. Es soll ja durch die Übung zu keinem Schaden kommen.“ In der Mitte des Tunnels stehen nun vier große gusseiserne Pfannen, gefüllt mit Wasser, in denen jeweils fünf Liter Benzin schwimmen.

Ventilatoren simulieren Verkehrsstrom

„Wenn wir das Benzin nachher anzünden, dann entsteht ein Feuer, wie wenn ein Kleinwagen in Brand gerät“, sagt Michael Steglich von der Firma Brandschutz Consult aus Leipzig, die die Feuertests durchführt. Doch bevor das Feuer entfacht wird, werden die acht großen Ventilatoren des Tunnels in Betrieb gesetzt. „Die erzeugen eine Strömung, wie wenn hier der Verkehr durchrauscht“, sagt Steglich. Kaum drehen sich die Ventilatoren, wird es sehr zugig in dem ohnedies schon kühlen Tunnel.

Dann wird das Feuer entfacht. Schnell brennt es lichterloh. Wenn das ein unkontrollierter Brand wäre mit Verkehr im Tunnel, dann gälte für die Autofahrer: „Das Auto stehen lassen und schnell raus aus dem Tunnel“, sagt Markus Mauser, der Tunnelmanager des RP und verantwortlich für alle sieben Autobahntunnel im Regierungsbezirk. In welche Richtung soll man laufen? „Natürlich immer weg vom Feuer“, rät der Experte. Der Rauch wird von den Ventilatoren in Richtung Tunnelausfahrt getrieben. Am anderen Ende schaltete die Ampel auf Rot, sodass keine Fahrzeuge mehr einfahren können. Also könnten die Fahrer zu Fuß in Richtung Tunneleinfahrt flüchten oder durch den Notausgang in der Mitte, der in die die Nachbarröhre führt.

Mit dem Ergebnis der beiden Probebrände sind die Experten zufrieden. „Das Licht am Fluchtweg hat sich eingeschaltet, die Warnsignalanzeige funktioniert und auch die Alarmierung der Feuerwehr“, sagt Markus Mauser. Doch die Feuer sind nur ein Teil der umfangreichen Tunnelprüfung. Wenn alle erfolgreich abgeschlossen sind, geht es an die Endarbeiten. „Bis Mitte Mai sind wir fertig. In der letzten Maiwoche werden dann die drei Fahrstreifen der Ost- in den Weströhre verlegt. Dann kann dieser Teil des Tunnels wieder in Betrieb gehen“, sagt Markus Mauser.

Ende Mai wird die Weströhre freigegeben

Von Juni an steht die Sanierung der Oströhre auf dem Programm. 24 Millionen Euro investiert der Bund in die Rundumerneuerung des 40 Jahre alten Schönbuchtunnels. Zwei Jahre dauern die Bauarbeiten, ein Jahr für jede Röhre. Alles sei im Zeitplan, sagen die Verantwortlichen.

Und wenn es wirklich mal brennt? Dann ist die Feuerwehr gefragt. Für die Weströhre ist die Nufringer Wehr zuständig, für die Oströhre die Herrenberger.