Die Stadt favorisiert zur Entlastung der Innenstadt eine Bahnunterführung. Ob as Konzept in den Gremien eine Mehrheit findet, ist jedoch fraglich.

Herrenberg - Eine neue Bahnunterführung, eine Fußgängerzone und drei statt bisher vier Spuren auf dem Reinhold-Schick-Platz – das ist im Wesentlichen der Vorschlag der Verwaltung in puncto Verkehrsberuhigung. Der Bahndurchstich wird mit 14,9 Millionen Euro veranschlagt, die Flaniermeile mit 2,5 Millionen Euro. Zudem sollen zwei Parkhäuser gebaut werden mit insgesamt 400 Stellplätzen. Kostenpunkt: 6,5 Millionen Euro. „Das ist die günstigste Variante, die vergleichsweise bald umgesetzt werden kann“, sagt der Oberbürgermeister Thomas Sprißler. Dennoch rechnet er bis zur Fertigstellung mit acht bis zehn Jahren. „Es gibt keine Eile, die Pläne zu genehmigen“, entgegnet jedoch Sarah Holczer (SPD). Ihre Partei und auch die Grünen pochen auf weitere Untersuchungen.

 

Mehr Rad- und Fußgängerwege gewünscht

„Wir sollten jetzt einen Schlusspunkt unter die Diskussionen setzen“, fordert der Herrenberger Rathauschef. In Herrenberg könne „nicht mehr Transparenz“ geschaffen werden, fügt er hinzu und spielt auf die vielen Gesprächsrunden mit Bürgern und Interessengruppen an, die sich in seiner Amtszeit seit dem Jahr 2008 lange hingezogen haben. Herausgekommen ist dabei auch ein Leitbild 2020 für die Stadt, in dem die Ziele der Verkehrsentlastung klar definiert und zahlreiche Wünsche berücksichtigt worden sind.

Darauf aufbauend fordern SPD und die Grünen mehr Rad- und Fußgängerwege sowie eine bessere Busanbindung der Stadtteile. Die SPD plädiert sogar für eine kostenlose Beförderung. Diese sogenannte Nullvariante, die schon länger in der Debatte ist, schließt den Bau einer neuen Straße aus, wie sie die Stadtverwaltung nun vor dem Schick-Platz als Verlängerung der Horber Straße unter der Bahnlinie hindurch zur Nagolder Straße plant. Vor der neuen Fußgängerzone müsste zudem die Zufahrt von der Horber Straße zur Bismarckstraße umgestaltet werden.

SPD und Grüne wollen Bus-Angebot verbessern

„Die Kosten und Auswirkungen der Nullvariante sind noch gar nicht berechnet worden“, kritisiert Holczer. Die SPD wie auch Maya Wulz, die Sprecherin der Grünen-Fraktion, bezweifeln nämlich, dass die 150 Meter lange Trasse mit der Bahnunterführung die gewünschte Entlastung des Schick-Platzes bringt, über den täglich rund 40 000 Fahrzeuge rollen.

Der OB allerdings stützt sich auf jüngste Berechnungen, wonach dadurch im Jahr 2030 das Verkehrsaufkommen auf dem Schick-Platz mit dann 23 000 Fahrzeugen am Tag fast halbiert werden könne. Ähnliches könne wohl auch erreicht werden, wenn das von den Grünen und der SPD favorisierte Konzept umgesetzt würde, meint Wulz: „Das bessere Busangebot und nicht zuletzt Radwegachsen am Schick-Platz vermindern Autoverkehr.“ Außerdem sei beim Bund ein neues Gesetz geplant, wonach die Kommunen auch auf Bundesstraßen Tempolimits schaffen könnten, erklärt die Chefin der Grünen-Fraktion. Dadurch könne man den Verkehr in und um Herrenberg verlangsamen und für andere Verkehrsströme sorgen.

Abstimmung am 21. Juli

„Für ein größeres Rad- und Fußwegenetz ist kein Platz vorhanden“, hält Sprißler entgegen, „eine weitere Untersuchung würde uns nur unnötig Zeit kosten.“ Immerhin: die Freien Wähler und die Frauenliste unterstützen den Lösungsvorschlag der Verwaltung. Während sich bei der CDU noch keine „abschließende Meinung gebildet hat“, wie der Fraktionschef Hermann Horrer erklärt. Fraglich sei, ob der Plan der Stadt „auch wirklich funktioniert“. Nichtsdestotrotz will der Herrenberger OB Sprißler ihn in die Gremien bringen und in der Gemeinderatssitzung am 21. Juli darüber abstimmen lassen.