Die Ermittlungen der Polizei zu dem schweren Unfall am Freitagabend, bei dem ein 76 Jahre alter Falschfahrer gestorben ist, laufen zwar noch. Doch kommt nun der Verdacht auf, dass sich der Mann das Leben nahm – und eine 35-Jährige bei der Frontalkollision schwer verletzte.

Herrenberg - Ein 76 Jahre alte Autofahrer, der am späten Freitagabend vor dem Südportal am Schönbuchtunnel frontal auf das Auto einer 35-Jährigen geprallt ist, stammte laut der Polizei aus dem Zollernalbkreis. Der Mann starb noch an der Unfallstelle. Wie der Falschfahrer auf der Autobahn 81 in die Fahrtrichtung Singen gelangte, aus der die 35-Jährige kam, weiß die Polizei noch nicht.

 

Zwischen der Falschfahrermeldung und dem Unfall habe fast nur „ein Wimpernschlag“ gelegen, so kurz sei die Zeitspanne gewesen, erklärt Yvonne Schächtele vom Polizeipräsidium Ludwigsburg. Der Mann kann deshalb kaum an der nächst gelegenen Anschlussstelle in Gärtringen falsch auf die Autobahn 81 eingeboten sein. Falls doch, erklärte ein Beamter der Autobahnpolizei, sei die Auffahrt zur A 81 in Richtung Stuttgart aber so beschaffen, dass es kaum möglich sei, aus Versehen in die andere Richtung zu fahren. Da müsse man schon bewusst falsch links abbiegen.

Unfallopfer ist noch nicht vernommen worden

Bei den polizeilichen Ermittlungen, die noch laufen, ist also ins Kalkül zu ziehen, dass der Mann in Richtung Stuttgart auch gewendet haben kann, um in die Gegenrichtung zu fahren und sich selbst das Leben zu nehmen. „Das ist nicht auszuschließen“, sagt Schächtele. Bei dem Unfall ist eine 35-Jährige schwer verletzt worden. Sie schwebt nicht mehr in Lebensgefahr. Die Frau sei noch nicht vernommen worden, sagt die Polizeisprecherin. Wie von der Autobahnpolizei zu erfahren war, trug das Auto der Frau ein Schweizer Kennzeichen. Zur Ermittlung des Unfallhergangs wurde ein Gutachter eingeschaltet.

Von der Anschlussstelle Gärtringen etwa drei Kilometer entfernt liegt die Tank- und Rastanlage Schönbuch. Von dort sind es noch rund 500 Meter zum Tunnel. Dort könnte der 76-Jährige – versehentlich oder auch mit Absicht – auf die A 81 eingebogen sein. Die Einfahrt aus Richtung Singen ist jedoch klar gekennzeichnet: Drei weiße Pfeile zeigen in Richtung Rastanlage, außerdem stehen dort zwei rote, runde Verbotsschilder mit weißen Balken, die unmissverständlich darauf hinweisen, dass die Abfahrt nicht erlaubt ist.

Bereits 17 Falschfahrermeldungen im Bezirk in diesem Jahr

Laut Alexander Haug von der Verkehrspolizeidirektion Ludwigsburg sind an sämtlichen Ein- und Ausfahrt an den Autobahnen im Bezirk der Stuttgarter Autobahnpolizei Zusatzmarkierungen mit weißen Pfeilen angebracht worden. Deren Revier reicht von der A 81 bei Rottenburg (Kreis Tübingen) bis nach Mundelsheim (Kreis Ludwigsburg), und auf der A 8 von der Anschlussstelle Wendlingen (Kreis Esslingen) bis Heimsheim (Enzkreis). Außerdem stünden an den Einfahrten die roten Verbotsschilder, die von Falschfahrern nicht übersehen werden könnten. „Die knallgelben Falschfahrer-Verbotsschilder mit der schwarzen Hand, die erprobt werden, bringen auch nicht mehr“, meint Haug.

Falschfahrer verursachen in Deutschland jährlich etwa 2000 Unfälle mit rund 20 Toten. Im Jahr 2013 starb ein 82 Jahre alter Falschfahrer auf der A 81 bei Böblingen und riss einen 40-Jährigen mit in den Tod. „Das ist der letzte schwere Verkehrsunfall, der in unserem Bezirk mit einem Falschfahrer passiert ist“, sagt Haug. In diesem Jahr habe es bisher 16 Meldungen über Falschfahrer gegeben, allein fünf im Zeitraum vom 10. Juni bis 1. Juli. Am Leonberger Dreieck hatten sich die Fahrer im Baustellenbereich verirrt. Unfälle gab es bei sämtlichen 17 Vorfällen nicht. Ebenso wenig nach den 15 Falschfahrermeldungen im vergangenen Jahr.

In diesen Fällen wird dringend geraten, rechts zu fahren. Die 35-Jährige benutzte aus bisher unbekannten Gründen die linke Spur aus Richtung Singen kommend. Ob sie allerdings die Falschfahrermeldung vor dem Unfall am Freitag um 23.11 Uhr im Radio noch hörte, ist bisher nicht bekannt.