Herrenberger Geschichte 34 Silbermünzen aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges

Der Mönchberger Münzschatzfund ist so gut erhalten, dass keinerlei Restaurierung benötigt ist. Foto: Käthe Ruess

Den „Mönchberger Münzschatzfund“ hat 1957 ein Landwirt aus dem heutigen Herrenberger Teilort gemacht. Nun geht er als Dauerleihgabe an die Stadt.

Insgesamt sind es 34 Silbermünzen, die an diesem Donnerstag/ im Mittelpunkt stehen oder vielmehr liegen: Auf einem schwarzen Tableau im Zentrum des Tischs im Besprechungszimmer des Herrenberger Oberbürgermeisters Nico Reith thronen sie – eingerahmt von einer Lupe und weißen Baumwollhandschuhen. Bis auf drei sind sie sicher in einem Album verwahrt.

 

Den Münzschatz, der ursprünglich ein Konvolut von 37 Münzen war, hat im Jahr 1957 der Mönchberger Landwirt Gustav Barth bei der Erweiterung seiner Scheuer ausgegraben. Sie stammen aus Polen, aus verschiedenen schweizerischen Städten, aus Konstanz, Straßburg, Weißenburg im Elsass, aus der Grafschaft Hanau-Lichtenberg und Württemberg und wurden zwischen 1599 und 1633 geprägt. Demnach lassen sie in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, der von 1618 bis 1648 in Europa tobte, einordnen. Insgesamt sind 13 unterschiedliche Prägungen enthalten.

Herrenbergs Oberbürgermeister Nico Reith (rechts), Jörg Stahl, Co-Vorstandssprecher der Volksbank in der Region, und Hilde Aichele, die Tochter des einstigen Finders, mit dem Mönchberger Münzschatzfund. Foto: Käthe Ruess

Fast im Schließfach vergessen worden

Da es das heutige baden-württembergische Denkmalschutzgesetz mit seinen Regelungen zu herrenlosen beweglichen Kulturgütern damals noch nicht gab, blieb der Fund im Besitz des Finders. Nach dessen Tod kaufte ihn die Volksbank Herrenberg Mitte der 1990er-Jahre. Dort ruhten die verbliebenen 34 Münzen bis 2025 in einem Schließfach und gerieten zunehmend in Vergessenheit, unter anderem auch, weil das Interesse an Münzausstellungen immer mehr zurückging.

„Wissen Sie, dass wir einen Münzschatz haben?“ An diese Frage einer seiner Mitarbeiter und an sein eigenes Erstaunen erinnert sich Jörg Stahl, Co-Vorstandssprecher der Volksbank in der Region und Regionalvorstand für Herrenberg noch genau. Daraufhin kam der Kontakt zur Stadt zustande, der nun in dem für ihn und Nico Reith in dem nicht alltäglichen Termin mündet, an dem sie beide ihre Unterschriften unter einen Dauerleihvertrag setzen. Damit wird der Münzschatzfund Teil der Sammlung des Fruchtkastens. „Dieser Schatz ist seit über 300 Jahren mit der Region verwurzelt. Wir sind stolz, dass wir ihn eine Zeit lang beherbergen durften“, sagt Jörg Stahl. Er freue sich aber gleichsam darüber, dass die Münzen nun ins Licht der Öffentlichkeit gerückt und für die Forschung zugänglich werden.

Dem schließt sich Hilde Aichele, die Tochter des Finders, an, die auch als Beirätin der Volksbank in der Region mit dem Geldhaus verbunden ist: „Ich freue mich, dass die Münzen weiterhin in guten Händen sind.“ In ihrer Kindheit, so erinnert sie sich, seien die Münzen in einem braunen DIN-A4-Umschlag hinter dem „mittleren Türle“ des Büffets in der Stube aufbewahrt worden. Wobei die Münzen wiederum einzeln in weiteren kleinen Papierumschlägen steckten, von denen jeder akkurat beschriftet war.

Zwei der fehlenden drei Münzen habe Gustav Barth an einen Bondorfer Münzsammler verkauft, hatte Jörg Stahl noch als Zusatzinformation parat. Diese hat er einem Zeitungsartikel aus dem Jahr 1992 entnommen, der anlässlich einer Ausstellung der Münzen in Mönchberg erschienen sei. Über den Verbleib der dritten gibt es dagegen keine Hinweise.

Der historische Wert wiegt schwer

Nico Reith betont, wie dankbar die Stadt sei, dass diese „historisch wichtigen Zeitzeugen“ nun ausgestellt werden können. Denn, so unterstreicht Fruchtkasten-Leiterin Elena Hocke, aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, seien die Exponate, die gezeigt werden könnten, nicht sehr zahlreich: „Der historische Wert wiegt schwer.“ Bis der Münzschatz erstmals im Fruchtkasten – im Sommer 2026 soll er nach einer umfangreichen Sanierung öffnen – zu sehen ist, wird das Herrenberger Stadtarchiv zunächst seine Heimat.

Teil der Dauerausstellung zur Stadtgeschichte im zukünftigen neuen kulturellen Zentrum der Stadt werde der Münzfund, der so gut erhalten ist, dass keine Restaurierung nötig ist, jedoch zunächst nicht. Denn diese sei „bereits fertig kuratiert, geplant und in Produktion“, so Elena Hocke weiter. Präsentationen, zum Beispiel in einer Sonderausstellung oder in Formaten wie „Objekt des Monats“ seien denkbare Alternativen. Bis es so weit ist, bedürfe das Konvolut zudem noch weiterer Forschung.

Vor katholischen Truppen versteckt?

„Wir werfen im Prinzip einen Blick in ein Sparschwein des frühen 17. Jahrhunderts“, sagt Ulf Gerhards, der bei der Volksbank als Marketingreferent arbeitet, aber auch Geschichte studiert hat, über den Wert des Münzfundes. Insgesamt liegt der Gegenwert etwa beim Monatslohn eines Zimmergesellen oder zwei Monatsverdiensten eines Tagelöhners der damaligen Zeit. Wahrscheinlich ist, dass der damalige Eigentümer sein Vermögen angesichts kriegerischer Ereignisse vergrub – dies taten viele während des Dreißigjährigen Krieges, wie zahlreiche Münzschatzfunde belegen. Ein Angriff von katholischen Truppen am 11. und 12. September 1634 auf Herrenberg könnte solch ein Anlass dafür gewesen sein.

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