Oberbürgermeister Thomas Sprißler zieht Bilanz aus zehn Jahren Amtszeit – aus seiner Sicht eine erfreuliche.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

Herrenberg - Die ersten Herausforderungen waren keine schweren. Der Gemeinderat entschied gleich zu Beginn der Amtszeit Thomas Sprißlers, bei nächster Gelegenheit Straßen nach Frauen zu benennen, darunter die Unternehmerin Margarete Steiff und die französische Feministin Simone de Beauvoir. Am Ende seines ersten Jahres im Amt legte der neue Oberbürgermeister einen Haushalt vor, in dem Schuldenabbau genauso vorgesehen war wie eine Millioneninvestition in neue Baugebiete. Der Aufreger damals, im Jahr 2008, war die neue Pflicht zur Grünen Plakette – nicht nur, aber auch in Herrenberg.

 

Am 21. Februar des Jahres erschien Sprißler um 8 Uhr zu seinem ersten Arbeitstag im Rathaus. Sechs Tage später wurde er offiziell ins Amt eingeführt. Die Bürger hielten bereits den Beleg dafür in den Händen, dass er sein zentrales Wahlkampfversprechen erfüllen würde: Dass sie künftig mitbestimmen dürften. Es war ein Fragebogen zur Stadtentwicklung.

Die Bürger haben Sprißler mit 97,5 Prozent der Stimmen wiedergewählt

Nach nunmehr zehn Jahren zieht Sprißler Bilanz – aus seiner Sicht eine erfreuliche. Die Bürger scheinen es ähnlich zu sehen. Sie haben ihn 2015 mit 97,5 Prozent der Stimmen wiedergewählt. Den Bau des Naturfreibads nennt er sein „schwierigstes Projekt“. Dass der Betrieb in den ersten beiden Jahren immer wieder wegen Bakterienbefall eingestellt werden musste, erregte weit über die Stadtgrenzen hinaus Aufmerksamkeit.

An jenem Wahlkampfversprechen zweifelt niemand mehr. Dass Herrenberg den selbst verliehenen Titel „Mitmachstadt“ ernst nimmt, erfährt sein Erfinder gelegentlich sogar leidvoll. Zuletzt hatte der Protest einer Bürgerinitiative einen Herzenswunsch Sprißlers zu Fall gebracht, den Bau eines zentralen Parks. Der Streit hatte sich daran entzündet, dass im Gegenzug alte Spielplätze aufgegeben werden sollten. Zwar warnt der Oberbürgermeister einmal mehr, dass Beteiligung nicht gleichzusetzen sei mit der Erfüllung von Wünschen, aber in diesem Fall beugte er sich.

Knapp zwei Jahre bleiben, um die selbstgesteckten Ziele zu verwirklichen

„Herrenberg 2020“ benannte Sprißler von Anfang an seine Zukunftsvision. Knapp zwei Jahre sind mithin noch Zeit, die selbst gesteckten Ziele zu erreichen. Und wenn die Bürgerschaft über etwas murrt, dann darüber, dass, wer Visionen hat, sie irgendwann auch verwirklichen sollte. Schon heute „sind die Ergebnisse von Herrenberg 2020 vielfältig“, sagt der Oberbürgermeister und zählt Bauprojekte genauso auf wie Freizeitangebote. Der nächste Schritt in eine nicht mehr allzu ferne Zukunft soll der Baubeginn für das Einkaufszentrum Seeländer sein.

Ansonsten scheinen die Herausforderungen von einst und die für eine Agenda Herrenberg 2030 sich zu gleichen. Der aktuelle Haushalt enthält den Schuldenabbau genauso wie Millioneninvestitionen in neue Baugebiete. In denen werden auf Straßenschildern mit Gewissheit auch Namen von Frauen zu lesen sein. Der aktuelle Aufreger sind Fahrverbote – nicht nur, aber auch in Herrenberg. Dazu begehrte gar die Bundesregierung Sprißler zu sprechen. An einem Sonntag bekam er die Nachricht übermittelt, dass Herrenberg zu den Städten gehört, in denen kostenloser Nahverkehr erprobt werden soll.