Die Herrenküferei in Markgröningen hat eine neue Leitung: Das traditionsreiche Restaurant wird jetzt von dem 28 Jahre alten Sebastian Maier geführt. Unseren Testesser Erik Raidt hat das ungezwungene Konzept überzeugt.

Markgröningen - Wenn ein Wirtshaus auf einem der schönsten Marktplätze der Region steht, ist Qualität fast schon eine Verpflichtung. Die Herrenküferei in Markgröningen steht auf einem solchen Platz, der fast ebenso viel Fachwerk wie Geschichte zu bieten hat. Das Haus selbst ist 600 Jahre alt, seit dem 19. Jahrhundert wird es als Lokal genutzt.

 

Der neue Chef des Restaurants ist erst 28 Jahre alt. Sebastian Maier hat bereits unter seinem Vor- und seinem Vorvorgänger in der Herrenküferei gearbeitet und sich auch auswärts seine Sporen verdient. Nun gibt er den Küchenchef und den Geschäftsführer in Personalunion. Er setzt dabei größtenteils auf regionale Gerichte. Sein Haus hat er durch grüne Farbakzente im Innenraum modernisiert.

Sehr zarte Jakobsmuschel

Zum Auftakt probieren wir den heimischen Zupfsalat (6,50 Euro), dessen herbe Wildkräuter gut mit der milden Kräutervinaigrette harmonieren. Auf der anderen Seite des Tischs steht eine Spargelcremesuppe mit Jakobsmuschel – wobei Letztere sehr zart ist, genau wie sie sein sollte. Die Spargel haben hingegen noch etwas Biss, naturgemäß dominieren ihre Aromen die Suppe, eine zusätzliche Note hätte die Vorspeise abgerundet.

Sebastian Maier will seinen Gästen „modern aufgemachte Tradition“ näherbringen. So gibt es zum gebratenen und geschmorten Lamm (26,50 Euro) eine Polenta mit würziger Chorizo. Höchst aromatisch ist die reduzierte Soße zum Fleisch – dieses ist in der Nähe des Knochens ein wenig zu rot, um noch als medium durchzugehen. Der Küchenchef weicht nur beim Fisch von seiner regionalen Ausrichtung ab. So serviert der Kellner zum Spargel mit Kräuterflädle auf Wunsch auch einen Seeteufel (36 Euro). Der Spargel ist auf den Punkt getroffen, aromatisch ohne jede Bitterstoffe. Auch am Seeteufel wäre nichts auszusetzen gewesen – doch die Platte muss ein wenig stehen geblieben sein, der Fisch hätte etwas wärmer sein dürfen.

Kreative Überraschungsmomente fehlen noch etwas

In der Küche des Traditionshauses hat Sebastian Maier eine Mannschaft versammelt, in der keiner der Mitarbeiter älter ist als er selbst. Bei den schwäbischen Klassikern erreicht sein Team schon jetzt ein gutes Niveau. Handwerklich passt es, was noch etwas fehlt, sind die kreativen Überraschungsmomente. Derzeit dominiert in der Herrenküferei die Tradition gegenüber der Moderne. Gute Umgangsformen kommen nie aus der Mode, und die zeigt das Team im Service. Die Gäste werden zuvorkommend bedient, es herrscht ein ungezwungener Ton. Steif geht es nicht zu in der Herrenküferei. Beim Dessert probieren wir ebenfalls einen Klassiker: Crème brûlée mit frischen Erdbeeren (8,50 Euro). Es gibt auch in diesem Fall nicht viel zu meckern in der Schäferlaufstadt. Noch mehr Mut in der Küche, dann wird es richtig gut.

Herrenküferei, Marktplatz 2 in Markgröningen. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 11.30 bis 14 Uhr, dienstags bis samstags von 18 bis 22 Uhr, sonntags von 11.30 bis 14 Uhr. Telefon: 0 71 45/9 25 01 16, Internet: www.herrenkueferei.de

Die Bewertung:

Küche ***

Service ****

Ambiente ***

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.