Ausgerechnet in die Euphoriestimmung nach dem 3:0 gegen schwache Hoffenheimer hinein schießt Investor Lars Windhorst massiv gegen Berlins Club-Chef Werner Gegenbauer. Ex-Hertha-Co-Trainer Rainer Widmayer ist dennoch vom Ligaverbleib überzeugt.
Rainer Widmayer war sechs Jahre Co-Trainer bei Fußball-Bundesligist Hertha BSC, sein Sohn Luca (22) ist dort als Nachwuchscoach tätig, er kennt Felix Magath aus gemeinsamen Tagen beim VfB Stuttgart, und bei der TSG Hoffenheim war Widmayer auch schon tätig. Kein Wunder, dass er sich das brisante Duell Hertha gegen „Hoffe“ in Berlin nicht entgehen ließ.
War das schon die „Magath-Magie“, die sich beim 3:0-Befreiungsschlag der Hertha zeigte? War das so etwas wie eine Art Handauflegen aus der Ferne? Widmayer muss für die Antwort nicht lange überlegen: „Auf jeden Fall war Magaths Handschrift deutlich zu sehen. Zwar wirkte Hoffenheim so müde und schwerfällig wie lange nicht, aber die Hertha zeigte ein völlig anderes Gesicht: Sie verteidigte kompakt und aggressiv, es wurde geackert und die Gegenspieler gedoppelt“, sagte der 54-Jährige und schob hinterher: „Das war alles wohlüberlegt – wie beim Schach.“
Menger mit Knopf im Ohr
Und der neue Chef gab die Züge vor – mithilfe seines schottischen Co-Trainers Mark Fotheringham, der als „Heißmacher“ die zuvor lethargischen Hertha-Profis an der Seitenlinie antrieb. Magath wurde aus seinem Hotelzimmer telefonisch dazugeschaltet und war „immer auf Ballhöhe“. Oder, wie Fotheringham es ausdrückte: „Der Boss war immer dabei.“ Als Verbindungsmann mit Knopf im Ohr fungierte dabei Torwart-Trainer Andreas Menger, der die Infos weiterleitete. Der 68-Jährige zeigte sich nach dem geglückten Start seiner Rettungsmission zufrieden: „Der Sieg war wunderbar.“ Seinen Anteil spielte er herunter: „Der neue Trainer hat immer den Vorteil, dass die Spieler erst mal glauben, dass der Neue ihnen den Erfolg bringen kann.“ Gönnerhaft spielte er den Ball an seinen Co-Trainer weiter: „Der Schlüssel war eindeutig, dass es Mark geschafft hat, in der Trainingsarbeit den Spielern zu vermitteln, wie wichtig die Kompaktheit ist. Wir haben nur eine große Chance zugelassen, als wir ausgekontert wurden.“
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Jahrelanger Machtkampf
Mitten hinein in die Aufbruchstimmung machte Millionen-Investor Lars Windhorst am Sonntag dann aber den nächsten großen Wirbel beim Hauptstadtclub. Magath hatte gerade erst noch beim TV-Sender „Bild“ sein ungewöhnliches Comeback in der Hotelisolation geschildert. Da stellte der vom jahrelangen Misserfolg frustrierte Geldgeber als Studiogast die ultimative Machtfrage. Präsident Werner Gegenbauer muss weg, so die klare wie brisante Aussage von Windhorst. Nur mit einer neuen Führung könne es von ihm neue Finanzmittel geben. Und die könnten die Berliner gerade bei einem Abstieg dringend nötig haben, deutete der Unternehmer eine bedrohliche finanzielle Schieflage an.
Hertha „als Spielzeug“
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Ungeachtet der Hoffnungszeichen im Abstiegskampf geht er richtig in die Offensive. Die Hertha sei für Gegenbauer nur ein „Spielzeug“. Die Fans müssten bei der Mitgliederversammlung im Mai für dessen Abwahl sorgen. Auch Fredi Bobic sei ein „Opfer“ der Gegenbauer-Politik und überrascht über den desolaten Zustand in der Clubleitung, zog Windhorst den Geschäftsführer mit einem verbalen Trick quasi auf seine Seite. Bobic äußerte sich zu dem Geschehen am Sonntag nicht.
Widmayer: Hertha und VfB schaffen es
Gegenbauer vermied im Machtkampf in einer ersten Reaktion jede Eskalation. „Unser Verein darf auch diese Aussagen von Herrn Windhorst zurzeit nur zur Kenntnis nehmen. Wir haben in dieser sportlich schwierigen Situation Trainer und Team versprochen, diese Dinge in den entscheidenden Wochen nicht öffentlich zu diskutieren“, sagte der 71-Jährige, der bei Auswärtsspielen gerne im Mannschaftsbus vom Hotel mit ins Stadion fährt. Ob das auch unter dem neuen Chefcoach der Fall sein wird, ist offen. Unabhängig davon steht für Hertha-Kenner Widmayer fest: „Mit Magath bleibt die Hertha drin, genauso wie der VfB.“