Der VfB arbeitet weiter an seinem Reifeprozess – und zwar durchaus erfolgreich, wie der 2:0-Auswärtssieg bei der „Alten Dame“ in Berlin belegt. Dass das derzeit so gelingt, liegt auch am stillen, leistungsstarken Anführer: Gonzalo Castro. Nicht nur deshalb ist er unser Spieler des Spiels.

Sport: Philipp Maisel (pma)

Berlin/Stuttgart - Womöglich wird die Szene aus der 68. Minute beim Spiel Hertha BSC gegen VfB Stuttgart bald in Lehrvideos zu Trainer- und Spieler-Ausbildung auftauchen. Titel: „Wie erarbeite ich mir ein Tor komplett selbst.“ Deyovaisio Zeefuik hatte sich jedenfalls deutlich zu viel vorgenommen, als er meinte, mit einem kleinen Wackler an Gonzalo Castro vorbeikommen zu können. Nicht mit dem an diesem Samstagmittag bärenstarken VfB-Kapitän.

 

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Castro schnappte sich die Kugel, um sogleich den Vorwärtsgang einzuschalten. Mit einem schnellen Blick scannte er die Situation vor sich. Suchte sich einen Partner für den ersten Doppelpass – Sasa Kalajdzic lieferte. Dann war eine zweite Anspielstation gefragt – Mateo Klimowicz wurde allerdings schwer bedrängt, stolperte – und dennoch fand der Ball irgendwie zu Castro zurück, der das Spielgerät dann in der aus seiner Sicht linken unteren Ecke des Hertha-Tors versenkte. Keeper Alexander Schwolow hatte keine Chance.

Ein Treffer, der so manchen an Luca Modrics Tor gegen Argentinien 2018 erinnerte. Und der eindrucksvoll untermauerte, in welch bestechender Form sich der Routinier beim VfB aktuell präsentiert, welches Selbstvertrauen er ausstrahlt. Die Kapitänsbinde scheint ihn geradezu beflügelt zu haben, wenn man bedenkt, wie unauffällig und farblos der Wuppertaler in der Vergangenheit oft sein Programm abspulte.

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Auf dem Platz agiert Castro nun als verlängerter Arm des Trainers, coacht seine jungen Kollegen, zeigt Räume auf, dirigiert – und geht mit Leistung voran. Dazu gesellen sich starke Werte. Zusammen mit Kalajdzic war Castro an den meisten Torschüssen seines Teams beteiligt (3). Mit insgesamt 11,9 Kilometer lief er am zweitmeisten auf dem Platz, lediglich Herthas Tousart war mehr unterwegs.

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Castro gewann 46,14 Prozent seiner Zweikämpfe, hatte 49 Ballkontakte und legte 29 Pässe mit einer Passquote von 79, 31 Prozent auf. Von unserer Redaktion erhielt er die Note 2, von unseren Lesern die 1,8 (Stand Sonntagmorgen, 11 Uhr). Dieses Gesamtpaket macht Gonzalo Castro zu unserem Spieler des Spiels.

Übrigens: Auch Sie können die VfB-Spieler mit Noten bewerten – in unserem Notentool. In der Bildergalerie haben wir noch einmal die detaillierte Einzelkritik aller mindestens 15 Minuten eingesetzten VfB-Spielern zusammengestellt.