Im RBK sitzt eines von Deutschlands renommiertesten Spitzenzentren für Herzerkrankungen. Modernste Operationsmethoden sind hier Routine. Chirurgen retten Leben und verbessern die Lebensqualität von Patienten. 

Klar und rein perlen die Klänge des Flügels, steigen und fallen die Töne in dynamischen Wellen durch den langen Gang mit seinen hohen Decken, in dem niemand ein Piano vermutet. Jede Note, ob zart angeschlagen oder mit Nachdruck gespielt, belebt den Flur mit einer fast greifbaren Energie. Die Hände bewegen sich geschickt über die Tasten, widergespiegelt im schwarz gelackten Ebenholz des Instruments.

 

Präzise und lupenrein fallen hunderte kleiner Lichter auf die Operation – so als würden Millionen Diamanten funkeln und strahlen. Mit über 100.000 Lux leuchten LED-Lampen auf die Hände des Operateurs, die sich eben noch im schwarz gelackten Ebenholz des Flügels widerspiegelten. Es ist diese Exaktheit und Hingabe, die ihn auch im Operationssaal auszeichnen – Professor Bartosz Rylski wird in den nächsten Stunden die Mitralklappe bei einem 54-Jährigen Patienten wiederherstellen. Eine Operation am offenen Brustkorb, bei der das Herz schlägt, durch die Aorta pro Minute fünf Liter Blut fließen und Ausdauer, Konzentration und Fingerspitzengefühl gefragt sind.

Spitzenmediziner für das Herzzentrum gewonnen

Seit Februar arbeitet der Spitzenmediziner im Robert Bosch Krankenhaus (RBK) in Stuttgart. Er leitet als Chefarzt die Abteilung für Herz- und Gefäßchirurgie. Die chirurgische Expertise des 43-Jährigen umfasst das gesamte Spektrum der Herz- und Gefäßchirurgie, also der rekonstruktiven Klappenchirurgie, Bypasschirurgie, Aortenbogen- und thorako-abdominelle Operationen, Herztransplantationen, Implantation von verschiedenen Herzunterstützungssystemen, inklusive komplexer und hochkomplexer Eingriffe wie Notfall- und Re-Operationen, minimal-invasive Eingriffe sowie die gesamte Bandbreite der offenen und endovaskulären Aorten- und Gefäßchirurgie.

Herzchirurgie ist Teamarbeit

Das RBK ist in Stuttgart das einzige Krankenhaus, in dem die Herz- und Gefäßchirurgie in einer Abteilung vereint sind. Daraus ergeben sich Vorteile für die Patienten, denn sie müssen nicht mehrere Ärzte für die Diagnostik und Behandlung aufsuchen. Sondern: Es findet eine enge Abstimmung mit den Radiologen und Kardioanästhesisten des RBK statt. In einer routinierten und profunden Zusammenarbeit mit den Experten der Kardiologie stimmen sich alle Ärztinnen und Ärzte auf kurzem Weg miteinander ab. Ein Zeitgewinn, der lebensentscheidend sein kann. „Das erlaubt uns eine strukturierte, aus allen Perspektiven durchdachte und höchst individuelle Behandlung jedes einzelnen Patienten“, stellt Rylski heraus. Das RBK verfügt über eines der jüngsten herzchirurgischen Teams mit Chirurginnen in der ansonsten von Männern besetzten Disziplin.

RBK Herzzentrum: Mehr als 2000 Operationen im Jahr

Zusammen bilden Herz- und Gefäßchirurgie sowie Kardiologie und Angiologie eines der größten und anerkanntesten Herzzentren in Deutschland. Mehr als 2000 Eingriffe im Jahr führen die Expertinnen und Experten der Herz- und Gefäßchirurgie durch. Davon zirka 70 Prozent minimal-invasiv. Diese Operationsmethode ist für die Patientinnen und Patienten besonders schonend. „Das Ergebnis eines minimal-invasiven Eingriffs ist auch ästhetisch perfekt“, sagt Rylski, „weil wir die Haut, beispielsweise bei der Operation an der Hauptschlagader nicht mehr anschneiden, sondern nur punktieren. Und auch den Ersatz einer Herzklappe können wir über einen kleinen Schnitt an der Seite des Brustkorbs von fünf bis sieben Zentimetern vornehmen. Der Schnitt ist dann kaum sichtbar und heilt sehr viel schneller. Für uns als Operateure und für das Ergebnis der Operation hat dieser Zugang auch praktische Vorteile, weil wir die Klappe besser sichtbar machen können.“

So ist das RBK weltweit eine der wenigen Kliniken, die auf die technisch hochkomplexe Operation nach Ross durch minimal-invasiven Eingriff spezialisiert ist. Die häufigsten Operationen im RBK sind Bypass-, Herzklappenoperationen sowie Eingriffe an der Hauptschlagader, der Aorta.

Bypass und Stent: Hybrid-Eingriffe setzen Maßstäbe

Die Wahl des Operationsverfahrens ist für den Erfolg eines Eingriffs wesentlich: Hier setzen die Spezialisten des Herzzentrums am RBK auch mit sogenannten Hybrid-Eingriffen mit Bypass und Stent neue Maßstäbe. Diese Operationsmethode dient vor allem älteren und schwachen Patienten. Als eines von wenigen Zentren in Deutschland wendet das RBK diese schonende Therapiemethode an und erforscht diese Methode weiter, um deren Erfolg und Vorteile wissenschaftlich zu belegen, um sie noch mehr Patientinnen und Patienten zugänglich zu machen.

Nach fast vier Stunden ist die Operation am offenen Brustkorb beendet und die Mitralklappe des 54-jährigen Patienten erfolgreich wiederhergestellt. Eine Herz-Lungen-Maschine hatte für eine bestimmte Zeit die Funktion des Herzens übernommen, damit Professor Rylski und sein Team in einer blutarmen Umgebung operieren konnten. Kurzzeitig erklingt ein schriller, eindrücklicher Ton. Zum Ende der Operation sind alle Töne wieder rhythmisch, der Herzschlag im Einklang – wie die sanften und nachdrücklichen Anschläge auf der Klaviatur, die den Rhythmus in die Musik bringen.

Info: Mehr zu Professor Rylski in der Sendung „Medizin im Dialog“.