Wie gut der Herzog-Jäger-Pfad in Waldenbuch ankommt, beweist die Coronazeit. Nun haben Gastronomen Picknick to go im Angebot. Zudem hat der Premiumwanderweg ein neues Highlight.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Waldenbuch - Die Waldenbucher hatten genug: Sie wollten endlich eine grundsolide Mauer bauen rund um ihre Acker- und Streuobstflächen, dem Braunacker. Der Grund: Durch die starke Nutzung der Wälder gleich daneben finden die Tiere dort nicht mehr genügend Nahrung und drängen deshalb auf die Felder. Und das so massiv, dass Holzzäune keinen ausreichenden Schutz bieten können.

 

Chronisten des 18. Jahrhunderts berichten von dramatischen Szenen. Etwa folgende: „Eine Frau wollte nebst ihrem 11-jährigen Töchterlein ein Wildschwein aus ihrem Dinkelacker scheuchen. Das Tier aber griff die beiden an und brachte dem Weibe drei und dem Kinde neun zum Teil sehr gefährliche Wunden bei. Ihr Geschrei rief einen in der Nähe arbeitenden Bauern zur Hilfe, der die böse Sau erschlug.“ Oder eine andere: „Ein Bauer war mit seinem Knecht auf dem Braunacker. Plötzlich rief der Knecht: „Schnell’s Beil her Fritzle“ und erschlug blitzschnell ein halb Dutzend Frischlinge. Kaum war dies geschehen und die beiden hinter ihrem Wagen in Sicherheit, da brach das Mutterschwein durch den Wald.“

Die Mauer scheiterte an der Finanzierung

Deshalb erfolgte 1765 der Antrag auf den Waldenbucher Mauerbau. Doch schon damals scheiterte dies letztlich an der Finanzierungsfrage. Es gibt jedenfalls heute keine Hinweise mehr, dass jemals mit dem Bau begonnen wurde.

Die Waldenbucher sind aber nicht untätig geblieben. Sie beschäftigten deshalb fortan einen Feldschützen, auch Fruchtschütze oder Nachthirte genannt. Der war damit beschäftigt, Feld- und Obstdiebstähle zu verhindern und Wild und Krähen zu verscheuchen. Denn um an die begehrten Feldfrüchte zu kommen, wühlten sich Wildschweine vor allem nachts unter den Holzzäunen durch, während die Rehe darüber sprangen. Er hatte auch die Aufgabe, Wege und Gräben zu unterhalten. Manchmal musste er Schäfer zurechtweisen, wenn sie ihre Schafe auf gesperrtes Gelände ziehen ließen. Da er bei jedem Wetter und in jeder Jahreszeit draußen sein musste, errichtete ihm die Gemeinde Ende des 18. Jahrhunderts auf dem Braunäcker ein Unterstellhäuschen.

Nützliche Informationen am Feldschützenhäuschen

Das ist das Feldschützenhäuschen, das jüngste Schmuckstück des Premiumwanderwegs namens Herzog-Jäger-Pfads. Die Sanierung hat sich hingezogen, doch jetzt lädt es mit seiner Schlichtheit und zugleich Vollkommenheit wieder zum Verweilen ein, ideal gelegen mit einer tollen Sicht inmitten des Braunäcker-Geländes.

Friedrich und sein Hund Friedl, die Maskottchen des Pfads, machen hier auf einer Informationstafel aufmerksam auf Thermo-, Hygro- und Barometer, gut angebracht an diesem Schutzhäuschen mitten in der Natur. Wäre dort heute noch ein Feldschütz in Lohn und Brot, hätte er weniger mit Wildtieren zu tun, sondern mehr mit den Hunden und deren Besitzern aus der näheren und weiteren Umgebung. Da zählt heute die Eigenverantwortung: Eine Box mit Plastiktüten neben der Hütte erinnert daran, die Hinterlassenschaften der Vierbeiner aufzusammeln.

Eigentlich hätte die Wiedereröffnung des Feldschützenhäuschens jetzt gefeiert werden sollen, doch wegen Corona sind größere Menschenansammlungen derzeit noch nicht erlaubt. Zu feiern gäbe es auch, dass der Herzog-Jäger-Pfad weiter für die nächsten drei Jahre ein Premiumwanderweg bleibt. Das ist ein europaweit definiertes Gütesiegel, das Wandersleuten viele Attraktionen und besondere Naturerlebnisse verspricht.

Waldenbucher Gastronomen bieten Picknick-Körbe an

Und passend dazu bieten einige Waldenbucher Gastronomen fertig gepackte Picknickkörbe zum Mitnehmen an. Drei Variationen gibt es: den Feinschmecker-Korb der Krone für zwei Personen zum Preis von 70 Euro; den Familienkorb für zwei bis fünf Personen von der Traube für 15 Euro pro Erwachsenem; und den Romantiker-Korb vom Rössle für 49 Euro für zwei Personen. Für Kinder gibt es jeweils Ermäßigungen.

Die Zutaten kommen aus der Region. Decke, Körbe, Geschirr und Besteck gibt es gegen Pfand. Das Rössle bietet dies auch im Rucksack an. Damit kann man sich auf den Herzog-Jäger-Pfad begeben und viele andere Orte in und um Waldenbuch aufsuchen. Oder man bleibt im vertrauten Rahmen. „Unsere Erfahrungen zeigen, dass einige auf den Korb verzichten. Sie wollen das Essen in ihren Gärten genießen“, sagt Petra Eisele, für das Stadtmarketing verantwortlich.

Und wer rausgeht, will vielleicht am Fotowettbewerb „Lieblingsstadt“ mitmachen. Vom 1. Mai bis zum 30. Juni werden Landschaftsbilder, Nahaufnahmen und Aussichtsfotos gesucht, Anregungen dazu bietet die Ausstellung „Schönbuch im Blick“ im Alten Rathaus vom 15. Mai bis zum 24 September. Profis haben die Schönheiten der Natur fotografiert. Und sie zeigen die Spuren des Klimawandels im Schönbuch.