„Wir ziehen weiter.“ Mit Jamaika plant offenbar das nächste Commonwealth-Land seine Abkehr von der Krone. Angesichts dieser Vorzeichen wirkt Kate und Williams Besuch in dem Karibikstaat beinahe schon wie ein Abschied.

Der royale Besuch dürfte nicht so „amused“ gewesen sein: Jamaikas Premierminister Andrew Holness hat erneut eine Lossagung seines Landes von der Krone angedeutet. „Wir ziehen weiter“, sagte er am Mittwoch in Hinblick auf die jamaikanische Geschichte in der Hauptstadt Kingston vor Journalisten. Direkt neben ihm: Sein Besuch aus England – Prinz William und Herzogin Kate.

 

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„Jamaika ist in den letzten 60 Jahren gewachsen und gereift, und mit dieser Reife ist der Wunsch nach vollständiger politischer Unabhängigkeit und Selbstbestimmung aufgekeimt“, schrieb Holness dazu auf Twitter. Der Karibikstaat feiert im August 60 Jahre Unabhängigkeit. „Ich habe dem Herzog gegenüber zum Ausdruck gebracht, dass es in dieser Hinsicht unvermeidlich ist, dass wir uns darauf zubewegen, eine Republik zu werden und damit den Willen des jamaikanischen Volkes und unsere Ambitionen, ein unabhängiges, entwickeltes und wohlhabendes Land zu werden, zu erfüllen.“

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Holness hatte bereits im Dezember gesagt, Jamaika müsse eine Republik werden. Wenige Tage zuvor hatte Barbados - ebenfalls eine karibische Ex-Kolonie Großbritanniens, die in den 1960er Jahren unabhängig geworden war - sich von der britischen Monarchie losgesagt und zu einer Republik erklärt.

Empfang im King’s House

Unter diesen Vorzeichen hat der royale Besuch in Jamaika beinahe etwas von einer Abschiedstournee. Am Mittwoch besuchten William und Kate ein College für angehende Lehrer und Lehrerinnen und ein Krankenhaus. Am Abend gab der Generalgouverneur von Jamaika im King’s House in Kingston einen Empfang für das royale Paar.

In seiner Rede sprach Prinz William auch das Thema Sklaverei während der britischen Kolonialzeit an: Sie sei „abscheulich“ und ein „Fleck auf unserer Geschichte“.

Jamaika ist die zweite Station der achttägigen Tour von William und Kate in drei Commonwealth-Ländern - im Auftrag von Queen Elizabeth II., die in diesem Jahr ihr 70. Thronjubiläum begeht. Die Reise begann in Belize und endet kommenden Samstag auf den Bahamas.

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Kritik an der Krone

Obwohl die Cambridges überall begeistert empfangen werden, schwingt auch Kritik an der Krone mit: Vor der britischen Botschaft in Kingston fand am Dienstag eine Demonstration statt, bei der nach Angaben der Veranstalter 350 Menschen vom Königshaus eine Entschuldigung und Reparationen für die Sklaverei und andere Taten während der Kolonialzeit forderten. Proteste gab es auch schon in Belize, der ersten Station ihrer „Royal Tour“.

Offenbar können auch William und Kate, der Queens versierteste Botschafter, die Stimmung nicht drehen.