Ob Herzrhythmusstörungen behandelt werden müssen, entscheidet der Kardiologe. Aber was können Betroffene selbst tun?

Stuttgart - Wenn einem das Herz bis zum Hals schlägt, dann ist meist Aufregung oder Anstrengung die Ursache. Doch bei so manchem beginnt der Puls wie aus dem Nichts zu rasen, es kommt zu Schwindelanfällen und Atemnot – dann wird es Zeit für den Arzt, heißt es bei der Deutschen Herzstiftung: „Ob Herzrhythmusstörungen harmlos, weniger harmlos oder lebensbedrohlich sind, kann nur ein Kardiologe nach der Untersuchung des Patienten entscheiden“, sagt Paulus Kirchhof vom Wissenschaftlichen Beirat der Herzstiftung.

 

Was ist eine normale Herzschlagfolge?

Das Herz schlägt tagsüber in der Regel 60 bis 80 Mal pro Minute. Bei körperlicher oder seelischer Belastung erhöht sich die Frequenz – meist auf 160 bis 180 Schläge pro Minute. Dagegen kann sie nachts im Schlaf auf bis zu 45 Schläge pro Minute absinken. Von einem krankhaften Befund sprechen Experten, wenn es zu einem schlagartigen Umspringen von einer normalen Frequenz auf eine sehr hohe oder sehr niedrige kommt – ohne ersichtlichen Grund.

Was sind Herzrhythmusstörungen?

Thomas Meinertz von der Deutschen Herzstiftung hat Herzrhythmusstörungen mit den Fehlzündungen eines Motors verglichen. Normalerweise bilden die elektrischen Taktgeber im Herzen regelmäßig ihre Impulse – daher auch der regelmäßige Herzschlag. Doch die Taktgeber sind störanfällig, und das kann zu Extraschlägen führen. Sie können auch vorübergehend oder ganz versagen. In der Regel, so die Herzstiftung, sind Rhythmusstörungen keine eigene Erkrankung, sondern meist die Folge von Herz-Kreislauferkrankungen wie koronare Herzkrankheit etwa Herzinfarkt und Bluthochdruck.

Wann wird eine Rhythmusstörung gefährlich?

Nicht jede Herzrasen hat eine ernsthafte Erkrankung als Ursache. „Beginnen die Anfälle plötzlich ohne jeden Anlass und lassen sie sich durch Manöver wie das Trinken von einem Glas Wasser beenden, stehen die Chancen gut, dass es sich um gutartiges Herzjagen handelt“, sagt Paulus Kirchhof. Bedenklicher ist da das Vorhofflimmern: Jedes Jahr verursacht die Rhythmusstörung mehr als 35 000 Schlaganfälle bundesweit. Damit es nicht so weit kommt, braucht es dann eine Blutverdünnung. Wichtig ist aber auch, dass die Grunderkrankung – wie etwa Bluthochdruck – behandelt werden muss.

Müssen Rhythmusstörungen therapiert werden?

Das entscheidet der Kardiologe. Generell werden Rhythmusstörungen nur behandelt, wenn es zwingend erforderlich ist – also wenn die Gefahr eines plötzlichen Herztods besteht oder wenn möglicherweise ein Schlaganfall droht. Aber auch, wenn sich Betroffene stark körperlich beeinträchtigt fühlen – etwa durch häufige Schwindelanfälle, Leistungsabfall, Herzrasen oder ausgeprägtes Unwohlsein.

Was kann der Betroffene selbst tun, um Herzrhythmusstörungen zu mindern?

„Für Patienten mit Vorhofflimmern sind Sport und Gewichtsabnahme ganz entscheidend, um ihr Risiko für erneute Attacken dramatisch zu senken“, sagt Bernd Nowak vom Wissenschaftlichen Beirat der Herzstiftung. Allerdings sollte die Trainingsdosis immer mit dem Arzt zusammen ermittelt werden. Grundsätzlich wird Patienten mit Vorhofflimmern mäßiges Ausdauertraining empfohlen. Das kann Joggen oder Walken sein, aber auch schon ein flotter Spaziergang von 20 bis 30 Minuten an drei bis fünf Tagen der Woche. Krafttraining kann auch nicht schaden, da Patienten dann weniger Stürze riskieren und im Alltag insgesamt besser zurecht kommen.