Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) will auch sechsten und siebten Klassen die Rückkehr zur neun-jährigen Schulzeit an Gymnasien (G9) erlauben. Das G8 gerät damit unter Druck.

Stuttgart - Die Einführung des acht-jährigen Gymnasiums wird zunehmend in Frage gestellt. Der hessische Kultusminister Alexander Lorz (CDU) hat am Freitag in Wiesbaden einen Gesetzentwurf präsentiert, der eine Rückkehr zur neun-jährigen Gymnasialzeit noch erleichtert.

 

In Hessen hatten die Gymnasien seit zwei Jahren die Wahl, ob sie für Fünftklässler auch G-9 Züge anbieten oder ob sie komplett auf G-9 umstellen. Eine Reform des Schulgesetzes wird es künftig gestatten, dass nicht nur die fünften Klasse, sondern auch die sechsten und siebten Klassenzüge zu G-9 wechseln dürfen. Das geht darüber hinaus, was im Koalitionsvertrag von CDU und Grünen vereinbart worden war. Darin war nur von einem Wechsel der fünften und sechsten Klasse die Rede. „Aufgrund der vielfachen Anfragen von Eltern“, so Matthias Wagner, der bildungspolitische Sprecher der Grünen, hätten die Regierungsfraktionen im Landtag das Ministerium um eine Ausweitung der Wechselmöglichkeit auf die siebte Klasse gebeten. Das ist nun gelungen. Hans-Jürgen Irmer von der CDU sprach von einer „zuverlässigen schwarz-grünen Schulpolitik, die den Elternwillen ernst nimmt“.

Auch siebte Klassen sollen zum G-9 wechseln dürfen

Allerdings sind die Hürden für einen Wechsel zurück zu G-9 für höhere Jahrgänge relativ hoch: Voraussetzung ist ein Beschluss der Schulkonferenz, in der Lehrer, Eltern und Schüler vertreten sind, sowie eine anonymisierte Befragung der Eltern durch die Schulaufsichtsbehörde. Das Votum soll anonym erfolgen, damit einzelne Eltern, die an G 8 festhalten wollen, nicht unter Druck gesetzt werden. Das Ergebnis – und das ist vermutlich die härtestes Bedingung – muss einstimmig sein.

In Bayern und in Hamburg haben zwei Bürgerbewegungen, die eine Rückkehr zum G 9 wollen, Erfolge gefeiert. In Hamburg verbuchte es die Elterninitiative „G9-jetzt-HH“ als einen Punktsieg, dass die Hamburger Bürgerschaft den Termin für ein geplantes Volksbegehren für die Rückkehr zu G 9 auf nach den Sommerferien verschoben hat. Alle Fraktionen des Stadtparlaments – bis auf die Linke – stimmten für diesen Termin. Die Initiative hat bereits 17 000 Unterschriften gesammelt.

In München haben am Freitag die Freien Wähler eine Unterschriftenliste mit 25 000 Unterzeichnern zur Beantragung eines Volksbegehrens im Innenministerium überreicht. Die Freien Wähler treten für eine Wahlfreiheit von G8 oder G9 ein.