Ende August sperrt Daniela Schuster ihren kleinen Schreibwarenladen mit Postfiliale zu. Das Unternehmen verspricht, das es wieder eine Filiale geben wird.

Heumaden - Der Laden mit dem knallbunten Schlitten im Schaufenster brummt. Die Schlange an Daniela Schusters Theke ist lang, die Kunden stehen bepackt mit Briefen und Paketen fast bis zur Tür. Einen nach dem anderen bedient die 42-Jährige in dem kleinen Geschäft an der Paprikastraße. Langweilig wird der Betreiberin des Schreibwarenladens mit integrierter Postfiliale nicht. Dennoch schließt die Heumadenerin ihr Geschäft zum 1. September. Gerade die älteren Leute in der Nachbarschaft beunruhige, dass schon wieder eine Postfiliale wegzufallen droht, wie ein Anwohner sagt.

 

Erst vor Kurzem hat nämlich die Postfiliale am Sillenbucher Markt geschlossen. Sie ist mit dem Schreibwarenladen, in den sie eingegliedert ist, an die Kirchheimer Straße 34 gezogen. Für die einen ist das eine Verschlechterung in Sachen Laufwege, für die anderen eine Verbesserung. Dass die Nahversorgung bei diesen sich häufenden Veränderungen irgendwann nicht mehr gewährleistet ist, müssen die Kunden aber nicht befürchten, versichert Hugo Gimber, ein Sprecher der Deutschen Post.

Jede Gemeinde mit mehr als 2000 Einwohnern hat Filiale

Das Gesetz gebe dem Unternehmen nämlich vor, dass jede Gemeinde mit mehr als 2000 Einwohnern eine Postfiliale haben muss – ob von der Post betrieben oder von einem Partnerunternehmen wie bei Daniela Schuster. „Unsere Selbstverpflichtung geht darüber hinaus“, sagt Gimber weiter. In Städten werde freiwillig auch jeder Stadtteil mit mehr als 2000 Einwohnern gesondert versorgt. Dazu zählt Heumaden mit seinen circa 9500 Einwohnern.

Wenn Daniela Schuster Ende August ihren Laden an der Paprikastraße zum letzten Mal abschließt, soll übergangslos eine neue Partnerfiliale eröffnen. „Es gibt mehrere Interessenten“, sagt Hugo Gimber. Erste Gespräche mit den potenziellen Partnern seien bereits geführt worden.

Die Kunden bedauern Daniela Schusters Entscheidung

Beinahe jeder zweite Kunde spricht Daniela Schuster an diesem Vormittag auf die Schließung an. „Wie schade“, ist von vielen zu hören. Schuster hat die Entscheidung bewusst getroffen. Sie möchte wieder in ihren alten Beruf zurückkehren und wird von September an als Erzieherin in der Kindertagesstätte Bernsteinstraße arbeiten. Ein wenig traurig ist sie trotzdem: „Hier steckt meine ganze Arbeit drin“, sagt sie und blickt sich im Laden um.

Sechs Jahre hat sie die Postfiliale zwischen dem Friseur und dem Döner-Imbiss betrieben. Drei Mitarbeiter unterstützten sie dabei. „Alleine ist das kaum zu schaffen“, sagt Schuster. Denn sie ist verpflichtet, sechs Tage die Woche geöffnet zu haben. Die Arbeit sei zudem nicht ohne – immerhin sei der Laden gleichzeitig auch eine Postbankfiliale und die Angestellten müssen kleinere Geldgeschäfte abwickeln.

Gelernt habe sie in den sechs Jahren mehr als in jedem anderen Beruf, sagt Daniela Schuster. Vor allem im Umgang mit Menschen habe sie nur profitiert. In Zukunft freue sie sich auf die etwas jüngere Zielgruppe in der Kita. Nun gilt es nur noch, den knallbunten Schlitten im Schaufenster zu verkaufen.

Partnerfilialen:
Im Stadtbezirk Sillenbuch gibt es keine von der Post selbst betriebene Filiale mehr. Nur noch die beiden Partnerfilialen an der Paprikastraße 9 und der Kirchheimer Straße 34. An letzteren Standort ist kürzlich der Schreibwarenladen vom Sillenbucher Markt gezogen.

Verkaufspunkte:
Geblieben ist am Sillenbucher Markt ein Verkaufspunkt (Edeka). An solchen kann man Briefmarken kaufen, aber keine Sendungen abgeben. Weitere Verkaufspunkte sind an der Kirchheimer Straße 65 (Edeka) und 84/1 (Tabak Berger) sowie der Bildäckerstraße 2 (Papeterie Hillemann).

Automaten
: Automaten stehen an der Kirchheimer Straße 34 und der Paprikastraße 9.

Briefkästen:
Briefkästen stehen in Sillenbuch derzeit an folgenden Standorten: Kirchheimer Straße 67, Ecke Trossinger Straße/Göllerstraße, Ecke Rudolf-Brenner-Straße/Hermann-Löns-Weg, Buowaldstraße 58, Florentinerstraße 20, Schemppstraße 45 und 85, Tiefenbachstraße 89, Ecke Kirchheimer Straße/Bockelstraße und Paprikastraße 9