Nach der Insolvenz der Vorgänger geht’s neu los: 200 geladene Gäste haben das Restaurant Heuss am Killesberg gefeiert. Der neue Pächter Christian List lobte die früheren Wirte, die gescheitert sind.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Ganz und gar nicht hat’s ihm gefallen, „Papa Heuss“ genannt zu werden. Der vor über 50 Jahren verstorbene Theodor Heuss, von 1949 bis 1959 der erste Bundespräsident, war nicht immer gutmütig und versöhnlich wie ein Papa. Frech und schnippisch konnte der Liberale werden, wenn ihm was nicht passte, auch einem Bundeskanzler gegenüber.

 

Bei der Eröffnungsfeier des Restaurants auf dem Killesberg, das nun seinen Namen trägt, gab’s für die 200 geladenen Gäste, darunter zahlreiche Stadtpromis wie MdB Stefan Kaufmann, VW-Stuttgart-Chef Michael Perner, DJ-Legende Uwe Sontheimer, Stadträtin Esther Fingerle, Citymanagerin Bettina Fuchs, Hochland-Chefin Martina Hunzelmann, Winzer Rainer Schnaitmann, nicht nur frisch gezapftes Kellerbier. Sie erfuhren, wie der Politiker tickte, der seine letzten Lebensjahre in einem Einfamilienhaus auf dem Killesberg verbrachte. Sein Verdienst war es, dass Deutschland nach dem Krieg in der Welt wieder Anerkennung fand. Zwei Mitarbeiter des nahen Heuss-Hauses haben bei der Feier aus Briefen eines Mannes vorgelesen, der bei jungen Partygängern vor allem dadurch bekannt ist, dass auf der Theo Heuss, der Ausgehmeile, nachts so viel los ist.

Harte Verhandlungen um Pacht

Auf den Höhen der Stadt soll unter diesem Namen auch wieder was los sein. Christian List, ein erfolgreicher Gastronom (er betreibt etwa das VfB-Restaurant 1893), ist guter Dinge, dass sich die Fehler seiner Vorgänger nicht wiederholen. Im April hat das Scholz am Park Insolvenz anmelden müssen. Eingeladen hat der Neue sie nicht, was er „komisch“ gefunden hätte. Aber ausdrücklich bedankt sich List am Mikrofon bei ihnen für den Aufbau einer gehobenen Killesberg-Gastronomie. Denn er könne sich gewissermaßen in ein „gemachtes Bett“ legen. Die Vorgänger hätten vieles richtig gemacht, aber leider nicht alles. „Behutsam“ startet der neue Pächter nun. Vorerst wird er, auch am Wochenende, erst um 17 Uhr öffnen, nicht mittags. Mehr könne er seinem Personal nicht zumuten. Die Qualität müsse stimmen, sagt er.

Die von der Württembergischen Versicherung geforderte Pacht wollte Christian List nicht zahlen. Er konnte den Preis herunterhandeln – dafür haben die Hausbesitzer einen Profi bekommen, der an vielen Gastro-Orten gezeigt hat, dass er von Finanzen und von den Wünschen seiner Gäste was versteht. Das einzige Manko, sagt er, sei die Akustik im Restaurant. Da will er nachbessern – ebenso beim Blumenschmuck. Die Original-Sessellift-Kabine vom Killesberg hängt noch, nicht aber der auffällige Kronleuchter, den frühere Stammgäste vermissen. Den habe er aber nicht mehr vorgefunden, sagt List.

„Heuss hat nie Bier getrunken“

Klar war für ihn, einen Gastro-Namen zu wählen, der etwas mit dem Killesberg zu tun hat. Weißenhof oder Heuss? Die Heuss-Erben waren einverstanden, sofern das Lokal „keine Kaschemme“ sei. Ist es nicht. Das List-Team will Killesberg-Ansprüchen folgen – hohe Qualität bieten, die deshalb nicht billig ist. Hätte hier auch Theodor Heuss gern mal abends ein Bier getrunken? Wolfgang Becker, der Referent vom Heuss-Haus, verneint. „Heuss hat nie Bier getrunken“, sagt er, „aber jeden Abend eine Flasche Wein.“ Der Bundespräsident bevorzugte Lemberger aus Brackenheim.