Das schlechte Wetter lockt nur wenige Besucher zum Flohmarkt auf dem Mozartplätzle.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd - Die Anzahl der Stände war beim ersten Heusteigviertel-Flohmarkt in diesem Jahr auf dem Mozartplätzle übersichtlich. Mit Pavillons, Ganzkörper-Regencapes und vielen bunten Regenschirmen schützten sich die Hartgesottenen unter den Flohmarkt-Verkäufern gegen den Dauerregen am Samstag. Schon kurz nach zwölf verließ den einen oder anderen die Lust: „Wir verschenken alles. Wir wollen einfach nur gehen“, rufen zwei Mädchen den vorbeilaufenden Kunden zu. Den Großteil ihrer Ware mussten sie unter Plastiksäcken verstecken. Da läuft das Geschäft natürlich erst recht nicht rund.

 

Bei dem alten Flohmarkt-Hasen Franz Neuweg hingegen läuft das Geschäft trotz schlechtem Wetter gut. Er hat sich in diesem Jahr auch vorbereitet und einen großen Pavillon mitgebracht. „Wenn die Leute schon bei dem Wetter extra herkommen, dann wollen sie auch was kaufen“, ist seine Erfahrung. Der 56-Jährige ist von Beginn am beim Heusteigviertel-Flohmarkt dabei. Ware hat er immer zu verkaufen. „Wir haben einen recht großen Fundus zu Hause.“ Allerlei Zeugs hat er ausgebreitet: Kinderspielzeug, Kleider, alte Vasen und Geschirr, es gibt fast nichts, was Neuweg nicht zu bieten hat. Viele Dinge, die er am Samstag verkaufen wollte, hat er selbst auf dem Flohmarkt erworben. „Ich bin regelmäßig samstags auf dem Karlsplatz“, berichtet Neuweg, der auch im Heusteigviertel lebt. Die Fehlkäufe versucht er auf dem Mozartplätzle an den Mann zu bringen.

„Der Gewinn hat gerade für einen Kaffee und Poffers gereicht“

Exakt 50 Plätze vergibt der Heusteigviertel-Verein bei dem Flohmarkt, der vier Mal im Jahr stattfindet. Die Stände sind begehrt, die Wartelisten lang. „Die Händler, die von Anfang an dabei sind, wissen das und melden sich immer ziemlich früh an“, weiß Renate Wiethoff, zweite Vorsitzende des Vereins. Mit fünf Euro für den Stand sei der Heusteigviertel-Flohmarkt auch der billigste in der Innenstadt, ergänzt sie. Zudem dürfen nur Privatverkäufer teilnehmen, gewerbliche Händler sind nicht zugelassen.

Von den Angemeldeten hatte jedoch am Samstag fast die Hälfte abgesagt, und noch vor dem Mittagessen haben viele Händler schon wieder zusammengepackt. Anja Pätzold und ihre zwei Freundinnen wären auch am liebsten zu Hause im Trockenen geblieben. Doch Pätzold hatte Angst vor der schwarzen Liste. „Wir halten die Stellung, damit wir beim nächsten Mal wieder dabei sein dürfen“, meinte die 44-jährige. Denn die Regeln sind streng auf dem Flohmarkt im Stuttgarter Süden. „Unentschuldigtes Fehlen sehen wir nicht so gerne“, sagte Wiethoff. Doch eine schwarze Liste gebe es nicht, sagt sie und lacht. „Aber wer sich nicht abmeldet, rutscht in der Warteliste beim nächsten Mal nach hinten.“

Vor allem Kinderkleider und Spielsachen bietet Pätzold an ihrem Stand an. Auf die Frage, ob das Geschäft läuft, sagt sie sofort: „Nein.“ Und gesteht zudem: „Der Gewinn hat gerade für einen Kaffee und Poffers gereicht.“ Der Stand der Stuttgarter Poffertjes-erie ist jedes Mal beim Flohmarkt vertreten und verkauft dort seine süßen Minipfannküchle. In die muss Pätzold einiges investieren. „Meine Tochter Charlotte kommt immer nur wegen der Poffers mit“, erzählt die Mutter. Charlotte nickt bestätigend und schaufelt ihre letzte Portion in sich rein. Die Laune hat sich Pätzold vom schlechten Geschäft aber nicht verderben lassen: „Ich wohne gleich nebenan, und eigentlich mache ich auch wegen meinen Freundinnen mit.“ Und das ist auch ein bisschen das Ziel des Heusteigviertel-Vereins. Die Menschen aus dem Stadtteil kommen zusammen, unterhalten sich, und nebenbei wird verkauft.