Das Heusteigviertelfest hat am Samstag viele Besucher angezogen. Entlang der Mozartstraße gab es so manche Überraschung für die Festgäste zu entdecken.

Stuttgart - Da muss man gleich zweimal hinschauen: dunkelbraune Kugeln liegen am Stand des Jugendrats Stuttgart-Süd. Sind es zu groß geratene Pralinés? Oder Pferdeäpfel? Oder am Ende vielleicht Fleischklöße? Nein, nichts von dem. "Das sind Erdbollen mit Blumen- und Pflanzensamen drin", sagt Yasar Eroglu. Seine Mitstreiter bei der 34. Auflage des Heusteigviertelfestes schwitzen mächtig in der Mozartstraße und formen in einer eckigen Wanne die Klumpen aus Erde, Lehm, Samen und Katzenstreu. Was man damit machen soll? Irgendwo fallen lassen, wo es grüner werden soll – also der Grünstreifen vor dem Supermarkt oder auch der eigene Garten. Das Ganze nennt sich "Guerilla Gardening". Eroglu: "Wir haben die Idee aus dem Internet."

 

Auch, wenn ein starkes Unwetter am Samstagabend über dem Fest hereinbrach: für die Besucher gab es viele Überraschungen zu entdecken. Zwischen den Ständen, die man von vielen Straßenfesten kennt – mit Getränken, Zuckerwatte oder Wein – haben sie sich hineingeschmuggelt. Die Wickelstation der Liebenzeller Gemeinde gehört auch dazu. "For free" steht da vor dem dunkelblauen Zelt, im Hintergrund sind Packungen aller handelsüblichen Windeln zu sehen.

Fest mit internationalem Flair

Praktisch, denn das Heusteigviertel-Straßenfest zieht viele Familien mit kleinen Kindern an. Die Mozartstraße auf und ab fahren Kinderwagen. Und wenn diese nicht besetzt sind, hängt der Nachwuchs im Tragetuch oder flitzt auch schon mal frech der Mutter davon, um zu den Rhythmen der Trommelgruppe "Taktlos" mit den Babypopo zu wackeln.

Wackelnde und tanzende Besucher sieht man auch auf den Bühnen entlang der Festmeile. Denn dazu ist die Mozartstraße an diesem Wochenende auf alle Fälle geworden. Früher, als die ganze Veranstaltung nicht drei Tage lang war und auch noch nicht entdeckt worden war von anderen Stuttgartern und Festlesgängern, kamen vor allem die Menschen, für die das Straßenfest ursprünglich gedacht war: eben diejenigen, die ums Eck im Heusteigviertel wohnen. Heimelig ist das Fest mit seinem angenehmen internationalen Stadtflair auch heute noch – die Mozartstraße kann gar nicht anders, als ihr Altbau-Ambiente zu verstrahlen. Aber das Ursprüngliche, das gemeinsame Sitzen im Hinterhof – das fehlt manchem Heusteigler ein wenig. So meint ein Bewohner augenzwinkernd: "Schreiben Sie am besten gar nichts, dann wird es wieder so wie früher." Aber das wäre ja auch schade.