Von Dobrindts Forderung nach einer „bürgerlich-konservativen Wende“ bleiben nach einem Interview mit Marietta Slomka nur Wahlkampf-Worthülsen. Im Video sehen Sie, wie die „heute journal“-Moderatorin den CSU-Politiker vorführt.

Stuttgart - Die ZDF-Moderatorin Marietta Slomka hat am Donnerstagabend im „heute journal“ den CSU-Politiker Alexander Dobrindt zu seinen Forderung nach einer „bürgerlich-konservativen Wende“ interviewt. Dabei entlarvte sie inhaltsleere Worthülsen und gefühlte Wahrheiten des Politikers.

 

Am Donnerstag hatte Dobrindt in einem Gastbeitrag für die „Welt“ eine „konservative Revolution der Bürger“ gefordert, um das Land zusammenzuführen. Nach seiner Einschätzung dürfe die Mehrheit der Menschen im Land, die bürgerlich leben und denken würden, ihre Positionen und Meinungen nicht mehr öffentlich vertreten. Der naheliegende Grund: Ein linker Medienmainstream. Diese Medienschelte und Meinungsmache nimmt Slomka zum Anlass, dem Chef der CSU-Landesgruppe gezielte Nachfragen zu stellen.

Dobrindts Wahlkonzept: Gefühle Wahrheiten statt Fakten?

Die bürgerliche Mehrheit von Menschen in Deutschland fühle sich vom linken Meinungsmainstream nicht mehr verstanden, so Dobrindts zentrale These. Deshalb wolle die CSU sich konservativer positionieren. Die Moderatorin prüft die Faktenlage und amüsiert sich über die Einordnung Dobrindts, die Bewohner des Berliner Stadtteils Prenzlauer Berg seien nicht-bürgerliche Linke: „Da wohnen nun vor allem Familien mit kleinen Kindern, die so bürgerlich sind, dass selbst ein Eiscafé Ärger wegen Ruhestörungen bekommt.“

Gegen wen sich die konservative Revolution richtet, kann Dobrindt nicht wirklich beantworten. Er flüchtet sich erneut in die Gefühlslage und sieht im Wählerverlust der Parteien an die AfD einen Auftrag der CSU.

„Sind Sie sicher, dass das deutsche Bürgertum eine Revolution möchte?“, hakt Slomka nach und erläutert, dass Revolution Aufstand, Systemänderung und radikaler Wandel bedeute. Gegen diese „Überinterpretation“ wehrt sich Dobrindt und vergleicht die „bürgerliche Wende“ mit der Digitalen Revolution. Dies geht gründlich daneben.

Fühlt sich Dobrindt in der „guten alten Zeit“ wohler?

Im Verlauf des Interviews wird es nicht besser für Dobrindt. Slomka fragt nach, ob das auch ein Aufruf gegen Kanzlerin Merkel sei. Schließlich verlor die Unionsfraktion diese Wählerstimmen unter ihrer Führung. Kurz angebunden antwortet der CSU-Politiker nur, dass er in Meinungsdiskussionen konservative Position beziehen wolle. Und diese kreisen in seiner Vorstellung implizit um Macht und die guten alten Zeiten. Nur nennt Dobrindt das „Wertegemeinschaft“ und „Freiheit“.

Zum Ende erwähnt er, dass er die Schmerzgrenze der SPD ganz gut kenne. In diesem Sinne sind wohl seine Forderungen als rhetorischer Auftakt für die anstehenden Sondierungsgespräche mit der SPD zu deuten.