Als ein buntes Spektakel mit sportlichem Wettkampf und Mittelaltermarkt sind beim Waldheim am Lindenbach in Stuttgart-Weilimdorf die international besetzten Highland Games über die Bühne gegangen. Neben den Spielen gab es einen starken Trend zum Wettbewerb für Leichtgewichte.

Stuttgart-Weilimdorf - Fliegende Steine, kreiselnde Langhämmer und purzelnde Baumstämme bestimmen das Bild auf der Wiese in Stuttgart-Weilimdorf, und dann sollen die Athleten auch noch schwere Eisenteile raketengleich in die Höhe schwingen, wo es eine Stange zu überqueren gilt! Drei, vier Mal pumpt Miriam aus der Schweiz, dann fliegt das Neun-Kilo-Ding tatsächlich über die 4.20 hohe Stange. Einen Fuß höher ist allerdings Schluss, die 30 Zentimeter mehr schafft nur ihre Landsfrau Steffi.

 

Eine Höhe, bei der die starken Männer, die hier dem schottischen Nationalsport huldigen, erst richtig warm werden, auch wenn ihr Gerät zehn Kilogramm mehr wiegt. „Der Urs aus der Schweiz“ schnuppert jetzt am eidgenössischen Rekord, reißt dann aber doch dreimal die 5.25 Meter. So teilt er sich beim „Gewichthochwurf“ den zweiten Platz mit Andreas Deuschle, dem Vize-Weltmeister aus Nürtingen, der nach fünf Disziplinen insgesamt die Nase vorne hat.

Mehr Athleten denn je haben sich angemeldet

Weil „Leute mit nur 80 oder 90 Kilo ein wenig im Nachteil sind“, wie Petra Müller vom veranstaltenden ASV Ludwigsburg-Oßweil e. V. launig moderiert, treten am Nachmittag die „Ligthweights“ an, die Leichtgewichte der jüngsten Klasse der Highland Games. Von den Dudelsack-Pfeifern der Tamburin Stuttgart angeführt, wie so die Szenerie noch entschieden bunter. Zumal sich zu der Gewichtsklasse „unter 90 Kilo“ mehr Athletinnen und Athleten den je angemeldet haben. Aus halb Europa sind sie zur dritten Auflage der Spiele am Weilimdorfer Bächle gekommen. Doch auch aus den USA und Japan, wobei Kengo Kubota aus Tokio noch „ein paar Tage Ferien dranhängen will“. Beruflich war er drei Jahre in Schottland, und seitdem ist er Feuer und Flamme für die Disziplinen der Schotten-Spiele. Im Hammerwerfen ist er ganz mit vorn, sonst eher im Mittelfeld: „Es ist ein starker Wettkampf, so viele gute Athleten!“ schwärmt der Japaner, „ich genieße das aus vollen Zügen“.

Mit Harry Hanckock ist auch ein „richtiger Schotte“ dabei. Kilt ist aber bei allen Pflicht, das ist die „Uniform“ der Athleten. Er schiebt den Schottenrock übers Knie und zeigt „die Wunden“, die er sich noch drei Tage zuvor beim Rugby eingefangen hat. Leicht lädiert, ist für ihn heute das Motto „Fun first!“, es steht der Spaß an erster Stelle. Aber das gilt auch sonst, wenngleich alle Befragten den sportlichen Ehrgeiz betonen.

„Das sportliche Niveau ist enorm gestiegen in den letzten Jahren“, sagt Silvan aus Luzern, der fünf Mal die Woche trainiert. Der 28-Jährige kommt vom Fußball, wo er sich das Knie ruiniert hatte und über therapeutisches Muskel- und Krafttraining zu den Highland Games kam. Dabei geblieben ist er, „weil die Athleten richtige Typen sind, mit Ecken und Kanten. Echte Highlander, harte Jungs mit weichem Kern. Die Mädels aber auch!“ fügt er schnell noch hinzu. Er vergleicht die Games mit dem Schweizer Schwing-Fest: „Die starke Tradition, das Urige, das gefällt mir auch hier. Wir sind wie eine große Familie.“

Mittelaltermarkt sorgt für Flair

Auffällig, wie die Wettkämpfer sich gegenseitig anfeuern und starke Leistungen der Gegnerinnen und Gegner mit mindestens so starkem Beifall belohnen wie die hunderte, ganz nah am Kampfplatz befindlichen Zuschauer. Denen wird auch sonst einiges geboten, denn der um die „Arena“ herum platzierte Mittelaltermarkt beschert der Veranstaltung zusätzliches Flair. Auch kulinarisch ist für Abwechslung gesorgt. Von Fisch & Chips über Haggis oder Spanferkel bis zur Whisky-Verkostung aus über 40 verschiedenen Sorten. „Ja, die Kombination von Sport und Markt hat sich bewährt. Das macht die Highland Games auch fürs Publikum attraktiv“, sagt Uli Müller, Vorsitzender des federführenden Vereins. Besonders freut ihn aber dieses Jahr „die starke internationale Beteiligung“. Logisch, dass im nächsten Jahr nun in Stuttgart die Weltmeisterschaften gestemmt werden sollen. Für die Schwergewichte der Highland Games. Aber auch für die, die auch mit ein paar Kilo weniger richtig stark sind mit Hämmern, Steinen und Baumstämmen.