Sportlicher Wettkampf und mittelalterliches Spektakel: Im Waldheim Lindental in Stuttgart-Weilimdorf treten am Samstag und Sonntag starke Männer und Frauen in den Disziplinen der schottischen Highland Games gegeneinander an.

Stuttgart-Weilimdorf - Begleitet von Dudelsack und Trommeln ziehen die Athleten ins Stadion auf einer Wiese am Rande von Stuttgart-Weilimdorf ein. Es sind die fünften Highland Games, die hier im Lindental veranstaltet werden. In den nächsten zwei Tagen gilt es herauszufinden, wer zu den stärksten Männern und Frauen des Wochenendes zählt.

 

Die Disziplinen haben es in sich: Hammerwerfen, Baumstammüberschlag, Steinstoßen, Gewichtweitwurf, Gewichthochwurf. Nach den Einzeldisziplinen am Samstag, treten am Sonntag die Teams unter anderem im Tauziehen, Fassrollen und Bogenschießen gegeneinander an. In Schottland haben die Highland Games eine jahrhundertealte Tradition. Die „Highlander“ beim ASV Ludwigsburg-Oßweil, die die Spiele in Weilimdorf veranstalten, zwar noch nicht ganz, können aber doch auf zahlreiche Veranstaltungen und Turnierteilnahmen zurückblicken. Rund hundert starke Männer und Frauen – der Kilt ist bei beiden Geschlechtern Pflicht - treten an diesem Wochenende an. Die Teilnehmer sind aus Deutschland, der Schweiz und Frankreich angereist. Tausende Zuschauer werden erwartet, die Warteschlange an der Kasse ist lang.

„Wir versuchen für alle etwas zu bieten“, sagt Mitveranstalterin Petra Müller vom ASV Ludwigsburg-Oßweil, die die Highland Games mit humoriger Moderation begleitet. „Der Sport ist fesselnd, aber auch das besondere Ambiente zieht viele Menschen an“, erklärt sie die Faszination der Highland Games. Zur Atmosphäre trägt das Rahmenprogramm bei. Ein schottisch-keltischer Handwerkermarkt zeigt Schmiedekunst, Lederwaren und Holzarbeiten. An den Ständen werden schottische Speisen, Spanferkel und Met verkauft. Wer sich trotz schottischem Ambiente lieber an Schwäbisches hält, bekommt auch Maultaschen und Käsespätzle. Für die kleinen Besucher ist ebenfalls viel geboten, es gibt ein Puppentheater und Bastelstationen, an denen Schwerter aus Holz bemalt werden können.

„Mittelalterliche Waffen ergeben mittelalterliche Verletzungen“

„Und los“ schallt es im hinteren Teil des Geländes aus den Boxen. Dort hält Rüdiger Krauß das Mikro in der Hand, moderiert und kommentiert das Langschwert-Turnier. Die historische Kampfkunst, auch Hema (historical european martial arts) genannt, ist zum ersten Mal im Lindental dabei. In Schwarz gekleidet schreiten die beiden Kontrahenten auf dem Feld langsam aufeinander zu, es wird taktiert und durch Schnelligkeit versucht den Gegner mit dem Schwert zu treffen und einen Punkt zu machen. Die Technik des Kampfes ist aus historischen Büchern rekonstruiert, eine Randsportart, die sich noch nicht allzu lange formiert hat. Ursprünglich war für diesen Sport keine Rüstung vorgesehen, aber: „Mittelalterliche Waffen ergeben mittelalterliche Verletzungen“, sagt Krauß und lacht. Deshalb sind die rund 25 Teilnehmer aus ganz Deutschland an Kopf und Körper ausreichend geschützt. Die neue Sportart kommt an diesem Samstag gut bei den Besuchern an – der Schwertkampf fasziniert.

Weiter vorne auf der Wiese wird währenddessen weniger taktiert, sondern vielmehr auf jegliche Kraftreserven zurückgegriffen, die der Körper zu bieten hat: Gewichthochwurf der Männer. Dominik aus der Schweiz hält das 19 Kilogramm schwere Gewicht in beiden Händen, er zupft an seinem gelben Kilt, geht in die Hocke – und wirft das Gewicht locker über die auf 4,20 Meter gelegene Stange. Dann geht es immer höher: 4,50 Meter, 4,80 Meter. Als Sieger der Disziplin geht Holger vom Feld, er schafft es mit den wenigsten Versuchen über 4,80 Meter zu kommen. Der Pfälzer ist schon seit zwanzig Jahren „Highlander“. Der ehemalige Zehnkämpfer schätzt die Gelassenheit der Highland Games. „Die Wettkämpfe sind ein Wochenend-Event“, sagt er. Der 40-Jährige ist mit seiner ganzen Familie angereist, Frau und Sohn nehmen ebenfalls teil. „Hier feuert man sich gegenseitig an und unterstützt sich.“ Egal wen man an diesem Wochenende fragt: Sportlicher Ehrgeiz ist für die Highland Games zwar unerlässlich, der Spaß darf dabei aber nicht zu kurz kommen.

Für die Athleten und Besucher ist nach den Wettkämpfen deshalb noch lange nicht Schluss: Die Stände versorgen bis in die späten Abendstunden mit Essen und Getränken, während auf der kleinen Bühne Folkbands spielen und keltische Volkstänze gezeigt werden.