Die Gemeinde Hildrizhausen hält am Stadtmobil fest, obwohl es ein Minus verursacht. Sie kommt für das mögliche Defizit bis nächsten Juni auf.

Hildrizhausen – Das Carsharing-Modell gewinnt angesichts der Pläne, die Buslinien im Kreis Böblingen zu bündeln und wenig ausgelastete Strecken auf den Prüfstand zu stellen, zunehmend an Bedeutung. In Hildrizhausen gibt es wegen der nur geringen

 

Nachfrage zurzeit am Wochenende keine Busverbindung nach Ehningen und zur S-Bahn. Auch deshalb soll in Hildrizhausen am Stadtmobil festgehalten werden. Das Carsharing-Auto, das seit vergangenen November im Einsatz ist, erzeugt jedoch ein Defizit von durchschnittlich hundert Euro im Monat. Für das mögliche Minus bis Juni des nächsten Jahres von rund 700 Euro will nun die Gemeinde aufkommen.

Waldhaus nutzt den Wagen zu Dienstfahrten

„Wir unternehmen beim Stadtmobil noch einen Rettungsversuch“, sagt der Bürgermeister der 3500 Einwohner zählenden Gemeinde, Matthias Schöck. Das Stadtmobil kann bisher überhaupt nur in Kooperation mit der Jugendhilfeeinrichtung Waldhaus betrieben werden, das es für vier bis fünf Mitarbeiter von Montag bis Freitag für Dienstfahrten bucht. „Dazwischen sind täglich noch Lücken für private Nutzer“, sagt Silke Grube-Meißner, welche das Auto, das am Rathaus in Hildrizhausen steht, für ihre Kollegen einteilt. Auch abends und am Wochenende steht es dort zur Verfügung, doch sei bisher die Nachfrage „verschwindend gering“, sagt der Bürgermeister.

Genaue Zahlen hat weder er noch der Stadtmobil-Mitarbeiter Norbert Fasching ermittelt, der die Idee des Carsharing im Kreis noch weiter verbreiten möchte und den Ausbau der Angebote plant. Im Gespräch sind Standorte in Weil im Schönbuch, Holzgerlingen und Magstadt. Hildrizhausen ist allerdings noch ein Problemfall. „Viele arbeiten bei Daimler und haben zwei, drei Autos zur Verfügung“, meint er. So manchen potenziellen Nutzer wiederum habe man noch nicht erreichen können, sagt Schöck. Zwar hatte die Gemeinde auf einer Info-Veranstaltung auf das Stadtmobil hingewiesen und im Amtsblatt immer wieder Werbung gemacht. Diese Bemühungen sollen noch verstärkt werden, versichert Schöck, der hofft, dass sich das Angebot des Stadtmobils bis kommenden Sommer noch weiter herumspricht und sich das Carsharing-Auto für den Betreiber dann rechnet.

Drei Räte gegen das Stadtmobil

„Ein Wagen sollte im Monat wenigstens rund 600 Euro einbringen, damit wir auf einen grünen Zweig kommen“, verdeutlicht Fasching. „Wir schreiben ihn binnen vier Jahren ab“, so der Carsharing-Manager. Deshalb verursache der Opel Corsa in Hildrizhausen im Monat nämlich annähernd Kosten in dieser Höhe. Der Wagen sei unterschiedlich oft und lange genutzt worden. Deshalb habe das Minus bisher zwischen 60 Euro und 120 Euro im Monat gelegen. „Wenn die Gemeinde von einem durchschnittlichen Defizit von 100 Euro ausgeht, ist das recht großzügig kalkuliert“, sagt Fasching.

Im zwölfköpfigen Gemeinderat haben dennoch je ein Vertreter der CDU, der Freien Wähler und der SPD gegen die Förderung gestimmt, weil die bisherige Nachfrage nach dem roten Flitzer zu gering sei, wie sie meinen. Die Gegner sehen auch nicht die Notwendigkeit, durch das Carsharing den innerörtlichen Verkehr zu entlasten. Denn jüngste Zählungen hatten ergeben, dass immer weniger Autos durch den Ort fahren. „Durch die Erweiterung der Autobahn und den Ausbau der B 464, haben wir deutlich weniger Verkehr“, bilanziert Schöck. Nichtsdestotrotz wollen er und die Befürworter des Stadtmobils künftig mit dem Angebot einen kleinen Beitrag für die Umwelt leisten.