Stuttgart schickt als eine der ersten Städte in Deutschland dauerhaft einen Hitzebus auf die Straße. Das DRK verteilt damit Getränke an Bedürftige – und sucht noch Unterstützer.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Der Hitzebus fährt dauerhaft durch Stuttgart. Das hat die Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann entschieden. Nach einer einwöchigen Testphase bestellt sie aus dem Budget des Sozialamts den Bus beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) nun dauerhaft beim Roten Kreuz. Ehrenamtliche verteilen künftig an heißen Tagen Trinkwasser und Sonnencreme an Obdachlose und andere Bedürftige.

 

Stuttgart ist eine der ersten Städte in Deutschland, die ein solches Angebot verstetigt. Sommerliche Hitzephasen würden absehbar zunehmen, sagt Sußmann zur Begründung. Die Testfahrten hätten zudem gezeigt, „dass viele Menschen die Angebote dankbar annehmen“. Diese Woche sind über 35 Grad vorhergesagt. Obdachlose litten unter dieser Witterung ganz besonders, so Sußmann. Die sozialen Dienste in Stuttgart schätzen ihre Zahl auf 50 bis 100 Menschen – im Sommer ist die Zahl derer, die auf der Straße übernachten, nach Auskunft von Sußmanns persönlicher Referentin Margit Riedinger tendenziell höher.

Vorbilder Hamburg und Berlin

In Hamburg und Berlin sucht ein Hitzebus diese Personengruppe bereits aktiv auf. In Stuttgart gab es bisher lediglich einen Kältebus – er fährt seit 2013, wenn die Temperaturen nachts unter 0 Grad sinken. Auf der Facebook-Seite des Kältebusses fragte das DRK bereits 2018 nach Ideen, wie man „auch im Sommer Gutes tun“ könne. Was damals noch mit humoristischer Note daherkam, ist angesichts der Sommerhitze nun Realität – und hochwillkommen. Während der letzten Hitzewelle Mitte Juli hatten örtliche Experten die Idee eines Hitzebusses in unserer Zeitung als „genial“ bezeichnet.

An Details wie der genauen Route des Busses werde noch gefeilt, sagt die Projektleiterin Carolin Götz. Die Erfahrungen mit dem Kältebus helfen nur bedingt, weil der ja nachts unterwegs ist. Der Hitzebus soll dagegen zwischen 12 und 17 Uhr fahren – mindestens an den Tagen, für die der Deutsche Wetterdienst eine Hitzewarnung ausspricht, tendenziell öfter. „Das ist jetzt ein Anfang. Wichtig ist, dass der Bus fährt“, so Götz. Schwerpunktmäßig solle der Bus in der Innenstadt sowie in Bad Cannstatt und Feuerbach unterwegs sein, weil sich die Bedürftigen dort tagsüber mutmaßlich am ehesten aufhalten.

Unterstützer willkommen

„Sommerliche Hitze wird längerfristig ein Thema sein“, sagt die Sozialbürgermeisterin Sußmann. Der Bus solle zudem nicht nur Getränke verteilen. Vielmehr solle das Personal besonders auf alkoholisierte Menschen achten und auf Schattenplätze hinweisen. Zudem sei immer eine Karte mit stationären Anlaufstellen an Bord. „Auch Ansprache kann bei Hitze helfen“, ist Sußmann überzeugt.

Weil er von Ehrenamtlichen gelenkt wird, belastet der Hitzebus die Stadtkasse mit weniger als 100 Euro pro Tag. Das DRK betont, dass Unterstützung jederzeit gerne angenommen werden. Ehrenamtliche Fahrer seien ebenso gefragt wie Geld- oder Sachspenden. Schirmmützen könnten ebenso nützen wie leichte Funktionskleidung, sagt Nadja Michler, die beim DRK für das Thema Fundraising zuständig ist. Wer bei der Hitze Hilfebedürftige auf der Straße sieht, solle nachfragen, ob sie Hilfe benötigen. Zudem freut sich das DRK über einen Hinweis an die Hitzebus-Hotline, Telefon 0711 / 21 95 47 76.