Corona wütete in der italienischen Stadt Bergamo entsetzlich. Die Hoteliers Arne Wintermeier und Harald Kilgus aus Ludwigsburg fanden: Da muss man was tun.

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Ludwigsburg - Eigentlich sind Arne Wintermeier und Harald Kilgus selbst gerade ziemlich gebeutelt: Kaum hatten sie das Hotel Bergamo hinter dem Marstallcenter in der Unteren Stadt in Ludwigsburg eröffnet, legte es das Corona-Krise es wieder still. Trotzdem haben die Beiden eine Hilfsaktion ins Leben gerufen. Für Bergamo – das echte Bergamo, Ludwigsburgs italienische Partnerregion in der Lombardei. Die Aktion will Genuss mit Unterstützung verbinden.

 

Herr Wintermeier, wie kann man beim Solidaritätsprojekt „Carita Bergamo“ hilfreich genießen?

Wir sind mit dem Bio-Weingut Vini Tosca in Bergamo freundschaftlich verbunden und haben mitbekommen, wie katastrophal die Stadt und die ganze Region vom Coronavirus getroffen sind. So kamen wir auf die Idee, ein Genusspaket mit Spezialitäten aus Bergamo zusammenzustellen. Es kostet eigentlich 60 Euro, wir verkaufen es aber für 89 Euro, und der Erlös geht an Hilfsprojekte in Bergamo.

An welche?

Ein Teil des Geldes bekommt das Rote Kreuz, das in Italien unter deutlich schlechteren Bedingungen arbeitet als in Deutschland. Außerdem geht ein Teil an Bergamo’s Alpine, das ist eine Gruppe, die dem Technischen Hilfswerk ähnelt und sich ehrenamtlich um Notfälle aller Art kümmert. Sie hat während der Krise aus eigener Kraft ein mobiles Krankenhaus errichtet. Außerdem wollen wir mit dem Erlös auch ein Wohnsitzlosenprojekt vor Ort unterstützen. Und natürlich auch die regionalen Erzeuger selbst, die momentan um ihre Existenz bangen.

Was wird Feines in dem Paket stecken?

Wein, Käse, Salami, Polenta und Honig, alles handgemachte Produkte von regionalen, teils ganz kleinen Erzeugern in und um Bergamo, die momentan sehr gebeutelt sind. Trotzdem hatten sie noch die Größe, uns für die Aktion Rabatte einräumen zu wollen. Wir haben gesagt: So weit kommt’s noch. Ihr müsst schließlich davon leben.

Wie kommt die Ware aktuell überhaupt nach Deutschland?

Einen logistischen Verkehr zwischen den Ländern gibt es ja nach wie vor. Wer mitmachen will, bestellt online ein Paket, wählt die gewünschte Zahlungsmethode aus, und wir sorgen dann für die Abwicklung und den Transport nach Deutschland. Das dauert zwar voraussichtlich ein bisschen, aber man muss jetzt nicht befürchten, dass das womöglich ein Weihnachtspaket wird. Ich schätze, im Juli ist es da und kann dann bei uns im Hotel Bergamo abgeholt werden.

Befürchten Sie eigentlich nicht, dass Ihr Hotel durch die schlimmen Bilder, die man durch Corona mit dem Namen Bergamo in Verbindung bringt, in Mitleidenschaft gezogen wird?

Nein. Bergamo ist eine wunderschöne Stadt, und wir waren glücklich, dass es in Deutschland noch kein einziges Hotel dieses Namens gab und unseres das erste war. Wenn man aktuell vielleicht die schlimmen Bilder im Kopf hat, zeigt das umso mehr, wie wichtig es ist, dort jetzt zu helfen und so dazu beizutragen, dass der Gedanke an Bergamo wieder schöne Impulse auslöst.

Und was bedeutet die Corona-Krise für das Hotel Bergamo?

Wir sind traurig, dass es nur ein paar Wochen in Betrieb war, bevor die Corona-Krise kam. Für unsere Branche sind die Auswirkungen katastrophal. Das Bergamo darf zwar unter strengen Auflagen vereinzelte Geschäftsreisende beherbergen, aber von einem Hotelbetrieb, wie man ihn kennt, kann nicht die Rede sein. Dank unseres Check-in-Terminals und einer entsprechenden technischen Ausstattung müssen wir zum Glück nicht rund um die Uhr Personal einsetzen, sonst ginge es gar nicht. Hotels, die diese Ausstattung nicht haben, sind komplett vom Markt verschwunden.

Was treibt Sie an, dass Sie trotz ihrer eigenen Sorgen noch eine Hilfsaktion auf die Beine stellen?

Wie schon in mancher anderen Situationen empfinde ich es auch in der Corona-Krise als enormes Glück, dass wir auf dieser Erde an einem Fleck leben dürfen, dem es gut geht. Trotz aller Sorgen: Wir haben Soforthilfen bekommen, können Kurzarbeit anmelden, es wurde gesetzlich geregelt, dass Mieten gestundet werden dürfen. Es wurden so viele Maßnahmen ergriffen, die Unternehmen dabei helfen, die Krise zu überleben. Und deshalb werden wir die Durststrecke auch irgendwie überbrückt kriegen. In vielen anderen Ländern, auch in Italien, gibt es so etwas nicht. Da bricht einem kein Zacken aus der Krone, wenn man sich umsieht, wo man Zeichen setzen und helfen kann.