Mit 60 Jahren wurde Herr G. von der Zeitarbeitsfirma, für die er 20 Jahre lang tätig war, abserviert. Er landete im Männerwohnheim. Jetzt hat er hat wieder eine Bleibe und will es sich gemütlich machen.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Auf seinem Balkon wachsen im Sommer Tomaten und Gurken, sogar Salat hat er geerntet, und im Herbst sammelt er Pilze im Wald. Herrn G. wird es nie langweilig. Er sieht alles von der positiven Seite, auch wenn das in seinem Leben nicht immer einfach war. Mehrmals hat er alles verloren. Zuletzt, als er mit 60 Jahren von heute auf morgen seinen Job bei einer Zeitarbeitsfirma verlor. Herr H. war zu qualifiziert, zu alt und damit zu teuer für die Firma. So interpretiert er die Tatsache, dass er nach 20 Jahren zuverlässiger Arbeit einfach abserviert wurde. „Ich habe 13 Euro auf die Stunde bekommen, und sie hatten Leute, die haben für 6,13 Euro gearbeitet“, rechnet er vor. Zuletzt war er auf der Schwäbischen Alb in der Produktion für Solarzellen eingesetzt worden, zuvor baute er in einem großen Hotel die Klimatechnik.

 

Regelmäßig am 23. Dezember kündigte die Zeitarbeitsfirma den Vertrag, stets mit dem Hinweis, dass er demnächst wieder eine Anruf und einen neuen Auftrag bekäme. Darauf hatte sich der Elektromonteur die ganzen Jahre verlassen. Doch vor drei Jahren blieb der Anruf und der neue Auftrag aus. Kreuz und quer war er für die Firma in Deutschland unterwegs gewesen. Er lebte aus der Reisetasche.

Leben im Männerwohnheim

Herr G. hoffte, dass ihm sein Bruder nach dem Rausschmiss helfen könne und zog zu ihm nach Stuttgart. Aber die Rechnung ging nicht auf. Er musste ins Männerwohnheim ziehen. Erst seit einem Jahr hat er eine Einzimmerwohnung. Heute lebt der 63-Jährige von Arbeitslosengeld II. In seinem Alter fand er keine Arbeit mehr.

Herr G. kommt aus der ehemaligen DDR und führte ein bewegtes Leben in Ostberlin: Er war Tontechniker in einem Kulturhaus, machte Discoveranstaltungen und Freizeitprogramme für Jugendliche. Nachdem seine Ehe in die Brüche gegangen war, baute er mit seiner neuen Partnerin in der Nähe von Berlin ein Haus. Dann kam die Wende und die Firma, in der er angestellt war, wurde abgewickelt. Auch seine Partnerin verließ ihn. „Das Mädel hat einen Reichen gefunden“, erzählt er ohne Groll. Herr G. zog weg und heuerte bei der Zeitarbeitsfirma in Erfurt an.

Alpenglühen am Feierabend

„Ich hatte gute Jobs,“ berichtet er begeistert. Es gefiel ihm, herum zu kommen im Land. Er schwärmt vom Alpenglühen, das er bei seinem Arbeitsaufenthalt an der österreichischen Grenze gesehen hat. Herr G. ist vielseitig interessiert und kommt mit seinem Geld zurecht. Aber wegen der technischen Umstellung musste er seinen alten Fernseher verschrotten, und einen neuen kann er sich nicht leisten.

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