Geflüchtete aus der Ukraine brauchen Wohnraum: Für 150 von ihnen hat man jetzt ein Gebäude gefunden, das ohnehin bald leer stehen würde.

Weil der Stadt - Nach zwei Jahren Bauzeit ist es im April endlich soweit: Die Bewohner des Bürgerheims in Weil der Stadt können endlich in den Neubau auf den Brühlwiesen umziehen. Das alte Gebäude in der Steinhöwelstraße steht dann leer – und soll nun, wie das Landratsamt mitteilt, als Unterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine genutzt werden.

 

Unterbringung für ein Jahr möglich

Das sei ein „schönes Beispiel für gelungene Kooperation und den Schulterschluss zwischen Städten, Gemeinden und dem Landkreis Böblingen“, heißt es in der Erklärung des Landratsamts. Der Umzug der bisherigen Bewohnerinnen und Bewohner ist für das zweite April-Wochenende terminiert. Angesichts der geplanten Nutzung als vorläufige Unterbringung werde der Umzug jetzt relativ zügig durchgezogen, erklärt der Weiler Bürgermeister Christian Walter.

Ab dem 11. April übernimmt dann die Stadtverwaltung das Bürgerheim von der Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung, der Betreiberin des Seniorenheims. Anschließend wird das Gebäude an das Landratsamt vermietet, das die Unterkunft auch betreiben wird. Diese Interimslösung ist auf maximal ein Jahr angelegt.

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Für rund 150 Menschen soll im Bürgerheim Platz sein, wegen seiner vielen Außenflächen und Gemeinschaftsräume eigne es sich insbesondere gut für Familien, so das Landratsamt. „Ich bin sehr dankbar für dieses Angebot aus Weil der Stadt“, sagt Landrat Roland Bernhard. In einer gemeinsamen Erklärung der Kommunen hatte er erst vor wenigen Tagen die Unterbringung von Geflüchteten als beste Form der Hilfe klar priorisiert. Derzeit gebe es im Landkreis etwa 600 vorläufige Unterbringungsplätze, von denen rund siebzig Prozent belegt sein, erklärt Bernhard nun. „Die Anmietung des Bürgerheims ist eine hervorragende Lösung, um eine hohe Zahl weiterer Plätze zu schaffen. Für die Überlassung zahlreicher nützlicher Einrichtungsgegenstände gilt auch der Keppler-Stiftung ein herzliches Dankeschön.“

Man hofft auf Unterstützung von Ehrenamtlichen

Hinterlassen wird die Stiftung besonders Möbel wie Schränke, Tische, Stühle oder Sofas aus den Gemeinschaftsräumen. „Ob noch konkrete Gegenstände gebraucht werden, wird sich in den nächsten Wochen klären“, erklärt Bürgermeister Walter. Auch wenn die Stadtverwaltung nur Vermieter und das Landratsamt Betreiber der Unterkunft sein wird, ist man im Rathaus in die Übergabe involviert. „Es gibt noch einige technische Fragen zu lösen, zum Beispiel bei der Schließanlage“, sagt Walter.

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Auch mit Blick auf die Unterbringung der ukrainischen Kinder in den Schulen und Kitas stehe die Stadtverwaltung noch vor großen Herausforderungen, betont der Erste Beigeordnete der Stadt Jürgen Katz. „Nichtsdestotrotz sind wir zuversichtlich, dass wir auch dank der starken Unterstützung von Ehrenamtlichen gute Lösungen finden werden.“

Hier setzt man etwa auf die Zusammenarbeit mit entsprechenden Vereinen. „Wir haben in Weil der Stadt einen starken Arbeitskreis Asyl“, ergänzt Walter. Der sei auch schon informiert worden. „Es ist wichtig, dass die Menschen hier gut ankommen und gut aufgenommen werden.“

Auf dem Areal soll in Zukunft Wohnraum entstehen

Für die Nutzung des Areals – das Gebäude, so sagt es der Bürgermeister, sei „nicht sanierungswürdig“ – hatte man bei der Stadtverwaltung eigentlich schon andere Pläne. Als „beste Weiler Wohnlage“ bezeichnet Walter den Standort im Osten der Stadt. „Wir würden dort gerne Wohnraum schaffen.“ Weil in diesem Jahr aber ohnehin erst ein Aufstellungsbeschluss im Gemeinderat hätte diskutiert werden müssen, ist die Interimsnutzung als Flüchtlingsunterkunft kein Problem. „In diesem Fall können wir mit Blick auf das Timing von Glück im Unglück sprechen. Wir freuen uns, dass wir mit dieser Lösung den Menschen aus der Ukraine helfen können“, so Walter. Er begrüße es, dass die Stadt mit einem solchen geeigneten Gebäude auch die Kommunen im Landkreis entlasten könne: „Die Kommunen und das Landratsamt arbeiten hier Hand in Hand.“

Auch dieses Projekt könnte nach Angaben des Landratsamtes ein Hilfsprojekt sein, das aus dem zentralen Spendenkonto des Landkreises Böblingen, seiner Kommunen und der Kreissparkasse Böblingen gefördert wird. Spenden werden unter folgenden Kontodaten entgegen genommen: „Spendenkonto Ukrainehilfen“, Kreissparkasse Böblingen, IBAN DE05 6035 0130 0001 1320 49. Infos gibt es auch auf der Homepage des Landkreises unter www.lrabb.de.