Immer häufiger treffen Rettungswagen nicht innerhalb der vorgeschriebenen Fristen ein. Grund ist unter anderem ein starker Anstieg der Einsatzzahlen.

Rems-Murr-Kreis - Höchstens 15 Minuten dürfen laut der gesetzlichen Vorgaben vergehen, bis Rettungswagen und Notarzt an einem Unfallort eintreffen. Diese Frist ist in mindestens 95 Prozent der Einsätze einzuhalten. Vor zwei Jahren ist diese Marke im Kreis erstmals eingelöst worden – mit einer Quote von 95,6 Prozent. Das hat sich laut Mitteilung von DRK und Landkreis jetzt jedoch wieder geändert: Im vergangenen Jahr brauchten 6,7 Prozent der Rettungswagen länger als eine Viertelstunde, bei den Notärzten waren es 5,5 Prozent. Das entspricht einer Quote von 93,3 beziehungsweise 94,5 Prozent.

 

Ein Rückfall in alte Zeiten: Vor zehn Jahren zum Beispiel haben laut dem Qualitätsbericht für den Rettungsdienst in Baden-Württemberg 2009 im Land bei den Rettungswagen nur zwölf von 37 Land- und Stadtkreisen die Fristen eingehalten. Bei den Notärzten schaffte dies in der Region kein einziger. Damals bildete der Rems-Murr-Kreis mit einer Quote von 88,3 Prozent das Schlusslicht.

Runder Tisch sucht Lösungen

Man nehme die Tatsache sehr ernst, dass „die Vorgaben nicht erfüllt werden konnten“, sagen übereinstimmend der Landrat Richard Sigel und der Vorsitzende des Bereichsausschusses für das Rettungswesen, Eberhardt Kraut. Deshalb seien umgehend Maßnahmen zur Verbesserung eingeleitet worden. „Wir haben uns mit allen Beteiligten – mit Landratsamt, DRK und Krankenkassen – an einen Tisch gesetzt und ein Konzept erstellt“, sagt Sigel. Gemeinsames Ziel sei es, „die Einhaltung der Hilfsfristen wieder sicherzustellen.“

In den vergangenen Jahren sei es den Rettungsdiensten fast immer gelungen, die planerische Größe von 95 Prozent einzuhalten, erklärt dazu der DRK-Geschäftsführer Sven Knödler. Im Bereich der Qualität des Rettungsdienstes sei die Hilfsfrist aber „nur bedingt aussagekräftig“. Denn im Durchschnitt brauchten die Helfer lediglich etwas mehr als acht Minuten, bis sie den Menschen helfen könnten.

Zahl der Einsatze binnen zwei Jahre um13 Prozent gestiegen

Den Grund für die Verschlechterungen bei der Einhaltung der Hilfsfristen sehen die Beteiligten vor allem in der massiv angestiegenen Zahl der Einsätze für die Rettungswagen und Notärzte. Allein zwischen den Jahren 2014 und 2016 sei die Zahl der Blaulicht-Fahrten um 5500 auf 48 700 angestiegen. Das entspricht einer Steigerung von knapp 13 Prozent. Allein dies erhöhe das Risiko, bisweilen die Hilfsfrist zu überschreiten. Zudem komme es immer häufiger vor, dass Rettungswagen Krankentransportfahrten übernehmen müssten.

Um in Sachen Hilfsfristen wieder in den grünen Bereich zu kommen, hat der Bereichsausschuss verschiedene Verbesserungen beschlossen. So sollen zur Entlastung der Rettungswagen weitere Krankentransportfahrzeuge zum Einsatz kommen. Im Raum Sulzbach wird künftig ein zusätzlicher Rettungswagen zur Verfügung stehen. Durch Verbesserungen in der Notaufnahme der Kliniken will man zudem diese besser mit dem Rettungsdienst verzahnen.

Unterstützend will das DRK zusätzlich zu den 143 Helfern vor Ort weitere Ersthelfer ausbilden. Zudem seien jüngst fünf neue und moderne Rettungswagen angeschafft worden. Eine der bereits umgesetzten Maßnahmen, so ergänzt der Landrat, sei die im vergangenen September erfolgte Verlegung eines der beiden Waiblinger Notarztstandorte nach Winnenden.