Bis Ende 2020 wollen die Lebensretter die gesetzlich vorgeschriebenen Hilfsfristen wieder einhalten. Der Landrat spricht von einem landesweit einmaligen Kraftakt.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Notfallrettung - Die drei Männer strahlen um die Wette. Der Landrat Richard Sigel, er ist in Personalunion auch Präsident des DRK-Kreisverbands, der Murrhardter Bürgermeister Armin Mößner und der Kreisgeschäftsführer vom Deutschen Roten Kreuz Rems-Murr, Sven Knödler, präsentieren an diesem strahlend schönen Sommertag in Murrhardt ein Konzept zur massiven Verbesserung des Rettungsdienstes im Landkreis, das laut Aussage Sigels landesweit einmalig sein dürfte.

 

Bis Ende 2020 sollen 55 zusätzliche Vollzeitstellen geschaffen werden. Ferner sei geplant, fünf weitere Rettungsfahrzeuge rund um die Uhr in den Einsatz zu bringen sowie einen Wagen für zwölf Stunden täglich. Und wenn man weiß, dass die Rettungsdienste an Rems und Murr - bis dato DRK und Malteser - zurzeit rund 250 Stellen haben und rund 20 Fahrzeuge, dann kann man durchaus von einem ganz großen Wurf sprechen. Knödler sagt, die Kapazitäten würden um rund 20 Prozent aufgestockt.

Kaum ein Kreis kann derzeit die Rettungsfristen einhalten

Das ist indes auch bitter nötig, Land auf, Land ab übrigens. Fast allerorten können DRK und Co. die gesetzlich vorgeschriebenen Hilfsfristen nämlich schon länger nicht mehr einhalten. Eigentlich müssten die Rettungssanitäter und die Notärzte in 95 Prozent aller Alarmierungen spätestens nach 15 Minuten am Einsatzort sein. Im Landkreis waren die Notfallretter im Vorjahr indes nur in 93,4 Prozent so schnell, die Notärzte gar nur in 91,4 Prozent. Letztmals erreichten die Notärzte den vorgeschriebenen Wert 2015, die Sanitäter im Jahr 2016. Künftig, sagt Knödler bei dem Pressegespräch im Murrhardter Rathaus, sollte es wieder möglich sein, die magische Zahl 95 regelmäßig zu erreichen. Auch dank der Kooperation mit den Maltesern, mit dem Arbeiter-Samariter-Bund und mit den Johannitern.

Mit der Eröffnung eines neuen Standorts für einen Notarztwagen auf einem kreiseigenen Grundstück am Ortsausgang von Murrhardt in Richtung Sulzbach starten die Projektpartner den großen Reigen der Verbesserungen. Die Notärzte, die die Rems-Murr-Kliniken stellen, und die Fahrer des Einsatzwagens sollen die komplett umgebauten Räume im Gebäude der Straßenmeisterei Anfang Oktober beziehen. Sie werden dann rund um die Uhr einsatzbereit sein.

Ende 2018 war beschlossen worden, die Notfallrettung massiv auszubauen, speziell um die Versorgung im Nordosten des Landkreises zu verbessern. Peu a peu sollen nach Murrhardt weitere Standorte zusätzliche Fahrzeuge und mehr Personal bekommen: allein in Waiblingen würden neun zusätzliche Mitarbeiter für die Leitstelle eingestellt. Auch die Standorte Winnenden, Backnang, Schorndorf und Welzheim werden ausgebaut. Der Standort Althütte indes werde aufgegeben, so Knödler, aber der Ort werde voraussichtlich trotzdem profitieren. Denn der Wagen aus Althütte sei oft unterwegs, künftig stünden damit zwei Fahrzeuge ganz in der Nähe: in Murrhardt und in Welzheim.

Ziel: Neubau einer Rettungswache

Den Menschen brenne die Notfallrettung unter den Nägeln, sagt der Landrat. „Alle mahnen Verbesserungen an – und wir tun sofort etwas.“ Bürgermeister Mößner spricht mit Blick auf die zu erwarteten Verbesserungen von einem „Quantensprung“. Mittelfristiges Ziel der Stadt sei es, auf dem Gelände, auf dem künftig der neue Notarztwagen stationiert wird, eine komplett neue Rettungswache zu bauen. Denn die alte Wache in der Hörschbachstraße sei in die Jahre gekommen.

Knödler sagt, die Einhaltung der 15-Minuten-Frist sei zwar sehr wichtig, er erinnert aber auch daran, dass noch mehr erforderlich sei: die Ausbildung möglichst vieler Laienhelfer. Denn ein Mensch, der einen Herzinfarkt erleidet, könne keine viertel Stunde warten, er benötige sofort Hilfe. Das DRK, der Kreis und die Kliniken hätten deshalb die Initiative „Gemeinsam gegen Herzinfarkt“ ins Leben gerufen, die sehr erfolgreich laufe.