Die Nothilfeorganisation Stelp und die Stay-Stiftung kooperieren in Stuttgart bei einem Projekt, das Menschen in Uganda aus der Armut helfen soll.

S-West - Man kennt sich eben im Kessel. Serkan Eren von der Nothilfeorganisation Stelp ist trotz Reisebeschränkungen in der Coronakrise zwar häufig im Ausland unterwegs. Der 36-jährige Stuttgarter half etwa im Januar im Norden Bosniens. Nach dem Brand im Geflüchteten Camp Lipa kurz vor Weihnachten irrten dort Hunderte Migranten bei eisigen Temperaturen umher. Für einen Besuch bei anderen Organisationen in Stuttgart, die wie Stelp die Not von Menschen lindern wollen, findet der Helfer aber dennoch Zeit. So war Eren vor einigen Wochen zu Gast bei der Stay-Stiftung an der Vogelsangstraße im Bezirk West. Die Stiftung gründete sich 2013. Sie wollte etwas anders machen in der Entwicklungshilfe.

 

Eren hörte von dem Projekt

Statt von Europa aus Projekte zu starten, sollen einheimische Sozialunternehmer ihre Ideen verwirklichen können. Das Bild von Gebern aus dem reichen Norden, und Empfängern aus dem globalen Süden in einer Bittstellung will die Stay-Stiftung vermeiden. Dazu knüpfte sie ein Stay Alliances genanntes Netz mit zahlreichen Organisationen in den ostafrikanischen Ländern Uganda, Kenia und Ruanda und unterstützt sie dabei, mit eigenen Kräften Projekte in der Armutsbekämpfung umzusetzen.

Bundesregierung unterstützt Vorhaben

Benjamin Wolf, Gründer und Geschäftsführer der Stay-Stiftung, berichtete Eren von einem neuen Vorhaben in Uganda. Das ugandische Sozialunternehmen „Golden Bees“ will Menschen zu Imkern ausbilden. Außerdem sollen sie das Material für die Bienenzucht erhalten. Die Produktion von Honig soll Familien ein Zusatzeinkommen ermöglichen. Eren begeisterte die Idee so sehr, dass Stelp nun ein Drittel der Kosten von rund 87 000 Euro für das Programm übernimmt. Es wird knapp zur Hälfte von der Bundesregierung bezuschusst. Unternehmen spendeten weitere Beträge, berichtet der Stiftungsgründer.

Eigentlich arbeitet Stelp in der Nothilfe. Die Organisation unterstützt nicht nur die immer noch prekär lebenden Geflüchteten in Nordbosnien, sondern unterhält auch Projekte in Kriegs- und Krisengebieten wie dem Jemen oder dem Gazastreifen. Stelp versteht sich als eine Art humanitäre Feuerwehr. Sie kommt zur Hilfe, wenn es bereits brennt. „Eigentlich ist die Entwicklungszusammenarbeit nicht unser Tätigkeitsfeld“, sagt er.

Stelp hilft Geflüchteten

Dennoch findet Eren, dass Nothilfe und Armutsbekämpfung sich gut ergänzen. „Wir bringen den Hungernden den Fisch, Stay hilft ihnen dabei, selbst zu angeln“, sagt er. Anders ausgedrückt, kann die Bekämpfung von wirtschaftlicher Not auch verhindern, dass Menschen ihre Heimat verlassen und auf ihrem Weg nach Europa etwa in den Lagern auf den griechischen Inseln stranden. Stelp unterhält auf der Insel Chios unter anderem eine Suppenküche für die Campbewohner.

Eren betont, dass die Projekte in der Nothilfe derzeit auf solidem Boden stünden. Deshalb könne Stelp die Stay-Stiftung nun unterstützen. Obwohl es wegen der Pandemie keine Aktionen wie etwa eine Spendengala geben konnte, sei 2020 kein schwarzes Jahr für die Kassen von Stelp gewesen, meint Eren. „Wir hatten Glück und haben ein herausragendes Netzwerk in Stuttgart“, sagt er.

Einkommen könnte sich verdoppeln

Der Gründer der Stay-Stiftung Wolf erklärt, warum Kenntnisse in der Imkerei Menschen in Uganda aus der Armut holen können. Bienenstöcke seien auch auf kleinen Grundstücken leicht unterzubringen. Honig werde in der Küche Ugandas gerne konsumiert. „Die Familien können ihr Einkommen auf 60 bis 70 Euro im Monat verdoppeln“, schätzt Wolf. Das Vorhaben soll im ersten Schritt 320 Ugandern ein zusätzliches Einkommen ermöglichen, meint Wolf. Auditoren sollen nach ein bis Jahren das Projekt bewerten. Dann könnte es auch ausgeweitet werden, meint Wolf.

Die Zusammenarbeit der Stay-Stiftung und Stelp ist zunächst eine Premiere. Weitere Kooperationen seien aber nicht ausgeschlossen, meinen Eren und Wolf. Man kennt sich ja schließlich im Kessel.