Klare Sicht und ein freier Blick über die Landschaft? Dann lohnt in den kommenden Tagen ein Blick in den Abendhimmel. Dort bietet sich ein nur selten zu sehendes Schauspiel. Der Komet Tsuchinshan-Atlas zieht seine Bahnen nahe der Erde.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Am Wochenende und zu Wochenbeginn lohnt bei freier Sicht bis zum Horizont ein Blick in den Abendhimmel: Dort gibt es das seltene Schauspiel eines mit langem Schweif vorbeiziehenden Kometen. Experten empfehlen, sich dafür nach Sonnenuntergang einen Platz mit guter Sicht zum Westhorizont – also ohne Bebauung – zu wählen.

 

Zwei Fäuste rechts der Venus

Dort leuchtet der Abendstern, der helle Planet Venus. Streckt man den Arm aus, liegt der Komet Komet C/2023 A3 – auch Tsuchinshan-Atlas genannt – gut zwei Fäuste rechts der Venus, wie Uwe Pilz von der Vereinigung der Sternfreunde erklärt.

Ein mögliches Maß sei auch der Abstand zwischen Daumen und Kleinfinger der weit gespreizten Hand, so Pilz weiter. „Der Arm muss gerade gehalten werden, also so weit vom Auge weg, wie es geht.“

Der Komet C2023-A3 (Tsuchinshan-Atlas), in etwa 160 Millionen Kilometern Entfernung, aufgenommen von dem Nasa-Astronauten Matthew Dominick von der ISS aus. Foto: Matthew Dominick/Nasa/JSC/dpa

Der Komet wurde Anfang 2023 von Astronomen in China und Südafrika unabhängig voneinander entdeckt. Zu dieser Zeit war der wahrscheinlich mehrere Kilometer große Brocken aus Eis, Staub und Gestein noch jenseits des Jupiterbahn unterwegs. Inzwischen hat Tsuchinshan-Atlas am 27. September 2024 die Sonne umrundet und nähert sich nun dem erdnächsten Punkt seiner Bahn.

Beste Sichtbarkeit zu Wochenbeginn

Am Freitag (11. Oktober) sei der Komet allerdings noch ein Fall für Profis, weil der Himmel noch so hell sei, sagt Carolin Liefke vom Haus der Astronomie in Heidelberg. Der Komet sieht in der Freitagsdämmerung knapp über dem Horizont noch winzig aus – wie ein dunstiger Stern mit einem kleinen Schweif – und geht unter, während die Dämmerung noch andauert. „Selbst am Samstag ist es noch schwierig“, meint Pilz. Helfen können ein Fernglas.

Der Komet C2023-A3 (Tsuchinshan-Atlas) in etwa 160 Millionen Kilometern Entfernung, aufgenommen von ISS-Astronaut Matthew Dominick. Foto: Nasa/JSC/Matthew Dominick/dpa

An den folgenden Abenden wird der Komet jeweils etwas höher und leichter zu sehen sein. Wenn die Dämmerung in die Nacht übergeht, bleibt er mit seinem langen Schweif noch sichtbar. Am Samstag (12. Oktober) nähert sich der Komet der Erde bis auf rund 70 Millionen Kilometer an. Anfang der Woche wird er wohl am besten zu sehen sein, wenn das Wetter mitspielen sollte.

Licht des zunehmenden Mondes stört

Danach wird Tsuchinshan-Atlas rasch immer lichtschwächer, da er sich von Sonne und Erde entfernt. Zudem stört das Licht des zunehmenden Mondes. Am Donnerstag (17. Oktober) ist Vollmond, der größte und hellste des Jahres.

Um den 20. Oktober öffnet sich zwischen Dämmerung und Mondaufgang ein Fenster echter Dunkelheit, zumindest weit entfernt vom Lichterglanz der Städte. Allerdings wird der Komet, der zu diesem Zeitpunkt hoch am Himmel steht, dann bereits stark verblasst und geschrumpft sein.

Ein Komet ist ein kleiner Himmelskörper, der sich auf einer elliptischen Bahn um die Sonne bewegt und hauptsächlich aus Eis, Staub und Gestein besteht. Foto: ImagoPanthermedia

„Die Sichtbarkeit mit dem freien Auge endet um den 25. Oktober herum, für Geübte unter einem dunklen Himmel vielleicht noch ein paar Tage später“, erläutert Pilz. Eine Karte des Vereins verdeutlicht, wo am Himmel der Komet jeweils zu entdecken ist.

Komet wie ein schmutziger Schneeball

Ein Komet ist ein kleiner Himmelskörper, der sich auf einer elliptischen Bahn um die Sonne bewegt und hauptsächlich aus Eis, Staub und Gestein besteht. Oft werden solche Himmelskörper darum „schmutzige Schneebälle“ genannt. Sie entstehen in den kalten äußeren Regionen des Sonnensystems.

Der Komet Tschurjumow-Gerassimenko (circa 4 Kilometer groß), aufgenommen von der Raumsonde Rosetta im Jahr 2014. Foto: Nasa/Esa

Schweif aus Staub und Gas

Der Komet stammt aus der Oortschen Wolke, einer Ansammlung von Objekten am Rand des Sonnensystems. Durch die Wärme der Sonne verdampft ein Teil des Eises in ihm. Der entstehende Dunst aus sonnenbeschienenem Staub und fluoreszierendem Gas bildet den sichtbaren Kometenkopf und den Schweif, der viele Millionen Kilometer lang sein kann.

Die Oortsche Wolke ist eine nicht nachgewiesene kugelschalenförmige Ansammlung astronomischer Objekte im äußersten Bereich des Sonnensystems. Foto: herschel.jpl.nasa.gov/solarSystem.shtml

Eine vergleichbare Helligkeit wie Tsuchinshan-Atlas hatte zuletzt im Sommer 2020 der Komet Neowise (C/2020 F3). Ob Tsuchinshan-Atlas auf seiner Bahn jemals wieder in Erdnähe kommen wird, ist unbekannt. Bahnberechnungen zufolge müsste sein Orbit um die Sonne rund 80.000 Jahre dauern.

Weil der Komet aber in Sonnenferne nur noch schwach von der Gravitation der Sonne festgehalten wird, könnte es sein, dass er nicht wiederkehrt und ganz aus dem Sonnensystem hinausfliegt. Zudem gibt es erste Hinweise darauf, dass der Kometenkopf bereits fragmentiert ist und nur noch lose zusammengehalten wird.

Info: Kometen

Schweifsterne:
Kometen – auch Schweifsterne genannt – sind kleine Himmelskörper, die nur wenige Kilometer Durchmesser haben. Sie ziehen einen leuchtenden Schweif aus flüssigem oder festen Material hinter sich her. Wie ihre größeren Vettern, die Asteroiden, sind sie Relikte aus der Zeit, als das Sonnensystem entstand. Sie bestehen aus Eis, Staub und Gestein.

Koma
Der Kern eines Kometen ist oft nur wenige Kilometer groß und wird von der Koma, einer nebeligen Hülle umgeben, die bis zu drei Millionen Kilometern messen kann. Der Schweif, den der Komet wie eine Mähne hinter sich herzieht, kann eine Länge von mehreren 100 Millionen Kilometern erreichen.

Sonnensystem
Kometen kommen vom äußersten, kalten Rand des Sonnensystems und sind Himmelskörper, die bei der Planetenentstehung nicht verbraucht wurden. Sie bestehen dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zufolge aus Staubkörnern, organischen Molekülen und wegen ihrer niedrigen Temperatur aus gefrorenen Gasen. Der hohe Anteil flüchtiger Materie unterscheide sie von Asteroiden. Durch Gravitation oder Kollisionen werden sie manchmal aus ihrem ursprünglichen Orbit gestoßen und gelangen dann auch in Sonnen- oder Erdnähe.