Nur noch wenige Tage bis zum HipHop Open! Das Stadtkind beleuchtet in dieser Woche das Festival aus verschiedenen Blickwinkeln: Wie laufen die Vorbereitungen? Wer sind die Acts? Welche HipHop-Stile sind vertreten? Das Stadtkind bereitet alle HipHop-Fans für den kommenden Samstag bestens vor.

Stuttgart - Eine groß gewachsene Blondine, Typ Brigitte Nielsen in attraktiv und nicht operiert, läuft gestresst telefonierend die Büro-Korridore auf und ab. „Wie sollen wir das alles machen? Wir arbeiten hier einen detaillierten Timetable aus!“, brüllt sie in die Muschel. Der Gast schaut irritiert von dieser Hektik auf seinen Gesprächspartner gegenüber, auf dem Sofa sitzt Johannes Graf Strachwitz. Der Stuttgarter HipHop-Strippenzieher lächelt nur und meint nebulös: „Wir planen da gerade etwas Größeres.“

Diese Geschichte trug sich Ende 1999 im 0711-Büro im ehemaligen Radio Barth Gebäude (heute irgendeine Plaza) zu. „0711“ war damals die Marke schlechthin in HipHop-Deutschland und Stuttgart galt sowieso als Sprechgesang-Hochburg. Ein paar Wochen später sollte sich herausstellen: „Etwas Größeres“ ist das erste HipHop Open auf dem Pragsattel im Theaterhaus. Eine Sensation damals: Die HipHop-Hauptstadt bekam ihr eigenes HipHop-Festival - das machte Sinn und bisschen stolz zu gleich.

„Schon bissle New York Blockparty-Atmo hier, ge?“

 

Unverhofft wurde man selbst Zeitzeuge, wie die Stuttgarter Brigitte Nielsen am Zeitplan der auftretenden Acts schraubte. Als Zugpferde wurden damals FK-Allstars, Massive Töne, Afrob, Absolute Beginner, 5Sterne Deluxe, Gentleman, Blumentopf, Skills En Masse, Breite Seite oder Deine Quelle hinter das Theaterhaus und zwischen Backsteingemäuer gescheucht. „Schon bissle New York Blockparty-Atmo hier, ge?“, war ein beliebter Spruch an jenem mitunter etwas grauen Juli-Tag im Jahr 2000. Seinerzeit also überwiegend ein Mischmasch aus den zwei Rap-Polen Stuttgart und Hamburg, man sprach den ganzen Tag Deutsch, keine Künstler aus Übersee.

Einige Acts der Klasse von 2000 verschwanden im abklingenden Deutsch-Rap-Hype, der nach der Jahrtausendwende einsetzte, wieder in der Versenkung, manche wurden zu großen Stars (Gentleman), andere legen heutzutage Electro auf (Tobi Tobsen von 5Sterne Deluxe) und wieder andere blieben sich einfach treu. Blumentopf machen immer noch HipHop und stehen 2013 immer noch recht weit oben auf dem HipHop-Open-Plakat.

Kleine Bühne für hoffnungsvolle Nachwuchskünstler

Um die Münchner herum musste der Grafikgestalter folgende Namen ins Layout setzen: den Headliner Wu-Tang Clan, zum dritten mal überhaupt die Beginner um Frontmann und zwischenzeitlich Popstar Jan Delay, die zwar seit 2011 ein neues Album ankündigen, posten bislang aber lediglich Wirsindgerademitdemundemimstudiobilder auf Facebook, den lilawolkigen Marteria, den aktuellen US-HipHop-Star Tyga, der eher mit seinen clubbigen Beats überzeugt, als mit ausgefeilter Poesie. Der brachiale Megaloh aus Berlin beherrscht dagegen Lyrik und Produktion, wie auch Action Bronson, der aktuelle US-Star in der Boom-Bap-Backpacker-Szene. Weiterhin dürfte der Gestalter die Stirn gerunzelt haben, als er den Namen Ferris MC in die Zeilen gepresst hat. Die stets gut geölte Reibeisen-Stimme des deutschen HipHops fährt eigentlich längst lieber Schlauchboot mit Deichkind und feiert auf dem Open ein kleines Comeback wie letztes Jahr das HipHop Open selbst.

Nachdem man zwei Jahre das Festival aussetzte, einmal wegen der WM 2010, einmal angeblich um mehr Planungszeit zu haben, kam man 2012 dank dem Cro-Hype und allgemeinen (Deutsch)-HipHop-Comeback mächtig zurück ins Reitstadion gerollt - so mächtig, dass die von Bäumen umzingelte Arena nicht ausreichte und man kurzerhand die Hauptbühne nebenan auf den Wasen stellte und mit 18.000 Besuchern einen neuen Rekord einfuhr. Der Aufbau des Festivalgeländes wird auch dieses Jahr wieder so sein. Auf der kleinen Bühne im Reitstadion treffen sich neben Etablierten wie Ferris MC und Megaloh hoffnungsvolle Nachwuchskünstler.

Das Stadtkind beleuchtet in dieser Woche das Festival aus verschiedenen Blickwinkeln. Wie laufen die Vorbereitungen? Wer sind die Acts? Welche HipHop-Stile sind vertreten? Was sagen die Gäste? Und wo kann im Anschluss an das Festival noch weiterfeiern? Das Stadtkind checkt es für euch ab, damit ihr für den kommenden Samstag bestens vorbereitet seid. Wir fahren den HipHop-Arm jetzt schon aus und sagen: yo!

HipHop Open
, 20. Juli, ab 10:00 Uhr, Reitstadion