Es gibt Showrunden, da setzt das Mercedes-Team aktuelle Formel-1-Piloten in die legendären Silberpfeile. Zahlreiche Erfolge haben die Fahrzeuge aus dem Hause Mercedes zu einem Mythos gemacht. Die Siegesserie kann weitergehen.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Es gibt Showrunden, da setzt das Mercedes-Team aktuelle Formel-1-Piloten in die legendären Silberpfeile. In den Kisten aus den 50er Jahren haben sie immer Spaß. Nico Rosberg spricht von „tollen Autos“, da gehe richtig was nach vorn. Schon in den 30er Jahren haben Mercedes-Rennwagen mit Fahrern wie Rudolf Caracciola, Manfred von Brauchitsch oder Bernd Rosemeyer oft überlegen gewonnen und Preise abgeräumt. Da glänzte der Stern so schön. Vor allem der Mercedes W 25 galt als Rakete. Er bekam den Namen Silberpfeil.

 

Den Rennerfolgen entsprechend wäre Goldpfeil auch nicht falsch gewesen, doch für die aus der Not geborene Bezeichnung gab es Gründe. Im Jahr 1934 wog der W 25 des Piloten von Brauchitsch 751 statt 750 Kilogramm. Nachdem das Übergewicht festgestellt worden war, rief der damalige Rennleiter Alfred Neubauer in die Runde: „Jetzt sind wir die Gelackmeierten.“ Das wiederum brachte der Legende nach den Fahrer von Brauchitsch auf die Idee mit dem Lack. Um die zwei Pfund zu viel wegzukriegen, kratzten die Mechaniker in der Nacht vor dem Rennen hektisch die weiße Lackierung ab. Ohne Farbe sah das Gefährt silberfarben und eher blechern aus.

Mercedes zieht sich aus dem Motorsport zurück

Viele Siege begründeten den Mythos Silberpfeil. In den 50ern stiegen die Stuttgarter dann mit breiter Brust auch in die Formel 1 ein. Der große Juan Manuel Fangio setzte die Erfolgsgeschichte fort, wurde 1954 und 1955 Weltmeister und holte im Mercedes zwei seiner fünf WM-Titel. Doch noch im Jahr 1955 war alles aus. Die Schwaben zogen sich aus der Formel 1 zurück. Kurz zuvor war beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans – der größten Katastrophe des Motorsports – ein havarierter Mercedes 300 SLR über eine Böschung in die Zuschauermenge geschossen. Bei dem Horrorunfall gab es 84 Tote.

Erst 1994 kehrten die Stuttgarter in die Formel 1 zurück. Der hartnäckige Sportchef Norbert Haug hatte die Konzernvorstände mühsam, aber mit Erfolg von einer Rückkehr als Motorenlieferant überzeugt. In der Zeit mit McLaren wurde der Finne Mika Häkkinen 1998 und 1999 Weltmeister, ihren dritten Fahrertitel holte die britisch-schwäbische Renngemeinschaft 2008. Am Steuer saß Lewis Hamilton als bis dahin jüngster Formel-1-Weltmeister.

Die Kosten in der Formel 1 explodieren

Die Zeit mit McLaren war aber auch nicht einfach. Der Teamchef Ron Dennis dominierte und erweckte den Eindruck, die Stuttgarter für den eigenen Erfolg finanziell auszunutzen. In dieser Zeit explodierten die Kosten in der Formel 1 ohnehin. Hersteller wie BMW, Toyota und Honda entdeckten die große Formel-1-Welt für sich und schmissen mit Geld nur so um sich. Vor allem Toyota als Etatspitzenreiter soll zeitweise sogar 400 Millionen Dollar investiert haben. Da konnten sich die Stuttgarter im Konzern ungefähr ausrechnen, was Mercedes als Halbe-Halbe-Partner die Liaison mit McLaren kostet. Der Betriebsrat forderte den Rücktritt aus der Geldvernichtungsmaschine und hielt das Engagement auch aus ökologischer Sicht nicht mehr für zeitgemäß. Damals wie heute ist das Formel-1-Engagement von Mercedes im Stuttgarter Konzern nicht unumstritten und steht auf dem Prüfstand.

Toyota und BMW sind aus der Formel 1 wieder verschwunden. Keines der Teams gewann einen Fahrertitel. Aufgrund des chronischen Hinterherfahrens bei enormen Kosten zogen die Vorstände den Stecker. Mercedes ist geblieben. Die Schwaben haben nach der Trennung von McLaren 2010 den Rennstall Brawn GP gekauft und sich mit eigenem Team größer aufgestellt. Es folgten vier Jahre ohne Titelchance. Und wer weiß, wie die Stimmung heute wäre, würden Hamilton und Rosberg zurzeit nicht so fabelhaft unterwegs sein. Nie war das Siegen für die Silberpfeile so wichtig.