Ein Bahnhof, eine historische Mühle im Naturschutzgebiet und sogar ein Rathaus: Diese historischen Gebäude mit Charme werden derzeit im Rems-Murr-Kreis verkauft.

Rems-Murr-Kreis - Historische Gebäude üben auf viele Menschen einen großen Reiz aus: Immerhin gingen hier teilweise schon vor hunderten Jahren Menschen ein und aus, hinterließen Spuren und wurden schließlich von den Gebäuden überdauert. Neben der Burg Waldenstein stehen im Rems-Murr-Kreis gerade mehrere solcher markanten Immobilien zu Verkauf.

 

Der Bahnhof Waiblingen-Neustadt ist unter den Hammer gekommen

Ein Bahnhof für 75 000 Euro – das klingt zunächst nach einem Schnäppchen. Doch schon vor der Versteigerung des Bahnhofs im Waiblinger Teilort Neustadt am Freitag war klar, dass es angesichts von gut zehn Bietern nicht bei diesem Startgebot bleiben würde. Für 340 000 Euro wurde das historische Gebäude schließlich verkauft – an wen, wollte das Berliner Auktionshaus Karhausen, wo der Hammer geschwungen wurde, am Freitagabend mit Verweis auf die neue Datenschutzverordnung nicht verraten. Auch die Stadt Waiblingen hielt sich bedeckt: Ob sie mitgesteigert hat, wollte der Oberbürgermeister Andreas Hesky bislang nicht verraten.

Wie alt der Neustädter Bahnhof ist, weiß niemand so genau. Dass er unter Denkmalschutz steht und schon seit vielen Jahren ungenutzt ist, dagegen schon. Wie teuer die Sanierung und der Anschluss an Strom-, Gas- und Wasserleitungen werden, ist noch nicht absehbar.

Eine Nutzung als Wohnraum oder als Spielhalle ist ausgeschlossen – laut OB Hesky wäre aber zum Beispiel ein Restaurant, ein Büro oder auch eine Kanzlei denkbar. Immerhin: Über einen mangelhaften Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel könnte der neue Eigentümer nicht klagen.

Die Klingenmühle in Welzheim inspirierte schon Justinus Kerner

In einem besseren Zustand – und noch auf dem Markt – ist die Klingenmühle. Das denkmalgeschützte Kleinod steht im Naturschutzgebiet westlich von Welzheim. Seinerzeit soll die 1726 erstmals erwähnte Mahl- und Sägemühle sogar Justinus Kerner zu einem Gedicht inspiriert haben. Die Immobilie ist vor einigen Jahren grundlegend modernisiert worden und soll laut Annonce 549 000 Euro kosten. Die jetzigen Besitzer betreiben in der Klingenmühle ein Café mit Biergarten, das vor allem von Wanderern besucht wird. Zudem ist dort eine Wohnung denkbar. Zur Mühle gehören 5000 Quadratmeter Land und zwei Wasserfälle. Wenn nicht gerade Trockenheit herrscht, rauscht die Wieslauf in zwei Wasserfällen direkt am Gebäude vorbei. Klappern tut dort allerdings nichts mehr: Das Mühlrad steht seit längerer Zeit still.

In Schorndorf-Miedelsbach wird gerade das Rathaus verkauft

Einen neuen Besitzer könnte demnächst auch das Rathaus im Schorndorfer Teilort Miedelsbach haben – derzeit laufen die Verhandlungen mit einem Privatinvestor. Vor acht Jahren hat die Stadt Schorndorf entschieden, sich von den Ortsteil-Rathäusern zu trennen und damit zwei Millionen Euro einzunehmen. Bisher wurde nur das Rathaus in Schlichten verkauft – in dieses ist eine Familie eingezogen.

In Miedelsbach wurde das Thema im vergangenen Jahr akut: „Im hinteren Bereich des Grundstücks befanden sich ein alter Kindergarten und ein Schuppen. Eigentlich war geplant, das ganze Gelände an einen Bauträger zu veräußern“, berichtet Sabine Reininger, Mitarbeiterin im Bereich Grundstücksverkehr der Stadt. Voraussetzung für einen Verkauf sei aber gewesen, dass die Verwaltungsstelle, die vermutlich um 1900 gebaut wurde, nicht abgerissen wird: „Die Optik des Gebäudes soll erhalten bleiben, weil es das Ortsbild prägt“, erläutert Reininger. Vermutlich ist der Verkauf deswegen nicht gelungen. Daher wurde nun erst einmal das hintere Grundstück verkauft, der Abriss der dort stehenden Gebäude läuft.

Das Rathaus mit Ziegelsteinfassade und dem Sandsteinerdgeschoss ist nicht denkmalgeschützt. Neben den Büros der Verwaltungsstelle – die im Oktober ausziehen wird – beherbergt es eine Wohnung im zweiten Obergeschoss, in dem ein älteres Ehepaar lebt, sowie ein Zimmer mit Bad im Dachgeschoss. Es gibt keinen festgelegten Preis, die Interessenten sollen ein Gebot abgeben. Zu diesem werden allerdings noch einige Kosten kommen: „Es gibt keine Isolation, auch an der Heizungsanlage wird man etwas machen müssen“, sagt Sabine Reininger. Zudem werden die künftigen Besitzer wohl ein paar Umgestaltungen vornehmen wollen.