An der Hallstraße in Bad Cannstatt erinnert eine neue Tafel des Historischen Pfads an die Firma Ackermann + Schmitt, die dort ihren Ursprung hatte. Der Name sagt den wenigsten Menschen etwas. Das Wort „flexen“ hingegen kennt fast jeder.

Bad Cannstatt - Nicht „trennschleifen“ steht im Duden, sondern „flexen“. Bei dem Verb verhält es sich ähnlich wie bei Tempo, Tesa, Edding oder Labello: Diese Produkte sind so erfolgreich, dass der Firmen- oder Markenname zum Namen der Gattung wurde. Hermann Ackermann, der Erfinder der Flex – eines elektrisch angetriebenen Winkelschleifers, mit dem man etwa Metall schneiden kann – hat sein Unternehmen in Bad Cannstatt gegründet, in einem Rückgebäude an der Hallstraße 67. Gut sichtbar vorne an der Straße hat der Verein Pro Alt-Cannstatt nun eine Erinnerungstafel im Rahmen des Historischen Pfads durch Bad Cannstatt angebracht.

 

Die Tochter des Firmengründers erzählt aus der Vergangenheit

Zur Enthüllung der Tafel am 12. Oktober erschien die Tochter des Firmengründers, Dorothee Seibert. Sie zeigte sich beeindruckt von der Recherche des Vereins. Man sei derzeit beschäftigt, die Industriegeschichte des Stadtbezirks zu erforschen, berichtete Hans Betsch, Ehrenvorsitzender des Vereins Pro Alt-Cannstatt. „Es ist nicht so einfach herauszufinden, wann sich welche Firmen wo befunden haben“, so Betsch. Beim Nachforschen stolpere man aber von einer Information zu anderen und stoße immer tiefer. So sei Matthias Busch, zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Vereins, auch auf die Firma Ackermann + Schmitt gestoßen.

Hermann Ackermann hat sein Unternehmen 1922 gegründet. Hermann Schmitt zog er als kapitalgebenden Partner hinzu. Lediglich zwei Jahre befand sich die Firma an der Hallstraße bevor der Platz zu eng wurde und sie zunächst an die Reichenbachstraße und dann an den ehemaligen Kanonenweg – heute Haußmannstraße – umzog. Den Impuls Dinge zu erkunden, habe ihr Vater schon von klein auf in sich getragen, sagte Dorothee Seibert. „Als er ein kleiner Knirps war, verschwand er einmal abends in der Dämmerung. Als er zurückkehrte, wurde er natürlich ausgeschimpft“, erzählte sie. Die Antwort ihres Vaters: Er habe doch nur aufs „Elektrische“ gewartet: dass die Straßenlaternen angingen.

Die Firma Flex stellt immer noch Winkelschleifer her

Sie berichtete außerdem von den Schwierigkeiten, die er während der NS-Zeit hatte. „Er hat jüdische Arbeiter beschäftigt. Wäre er nicht in die Partei eingetreten, hätte er seine Firma nicht weiterführen dürfen. 1942 wurde er aber wieder ausgeschlossen: wegen Judenfreundlichkeit“, erzählte sie. Nach Kriegsende musste er ein halbes Jahr ins Gefängnis Hohenasperg: weil er für die Rüstung gearbeitet habe. „Seine Mitarbeiter haben einen Brief aufgesetzt, indem sie die Ungerechtigkeit beklagten. Er hatte ein gutes Verhältnis zu seinen Angestellten“, sagte Seibert. Freilich habe er auch „donnern und hart sein können“. Im Anschluss sei es rapide aufwärts gegangen mit der Firma. 1955 starb er im Alter von 63. „Viel zu früh. Doch er hat das Rad angedreht, das noch immer weiterläuft“, so Seibert.

Inzwischen hat die Firma Flex-Elektrowerkzeuge ihren Sitz in Steinheim an der Murr. Man stelle immer noch Winkelschleifer her, so Andreas Ditsche, der Chief Executive Officer. Von der verkauften Stückzahl her sei es ihr aktivstes Produkt. „Wenn wir zum Beispiel Amerikaner zu Besuch haben, zeigen wir ihnen den Duden und erklären, dass es von unserem Gerät in das Lexikon gekommen ist“, sagte Ditsche.