Er war ein herausragendes Beispiel für Zivilcourage und bürgerliches Engagement – der Verein Pro Alt-Cannstatt widmet dem gebürtigen Cannstatter und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus Fritz Elsas eine neue Gedenktafel im Historischen Pfad.

Bad Cannstatt - Nachdem die Schwiegertochter von Fritz Elsas höchstpersönlich einen kleinen sachlichen Fehler auf der Tafel im Historischen Pfad entdeckt hatte, die an Fritz Elsas erinnert, hat der Verein Pro Alt-Cannstatt dieses Schild am Geburtshaus des Politikers an der König-Karl-Straße ausgetauscht.

 

„Fritz Elsas war eine herausragende Persönlichkeit“, sagte Manfred Schmid, der Leiter des Planungsstabs Stadtmuseum, bei der Enthüllung der neuen, von der gegenüberliegenden Volksbank gestifteten Tafel. „Elsas steht exemplarisch für einen Teil der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts“, so Schmid. Besonders eindrucksvoll seien seine Zivilcourage und sein bürgerliches Engagement.

1931 wurde Elsas zweiter Bürgermeister von Berlin

Im Ersten Weltkrieg hat Fritz Elsas, der in Bad Cannstatt aufwuchs und das Johannes-Kepler-Gymnasium besuchte, für die Stuttgarter Bevölkerung eine wichtige Rolle gespielt. Als Direktor des städtischen Lebensmittelamts hat er die Versorgung der Einwohner mit Nahrungsmitteln gesichert. Später wurde er Rechtsrat, Landtagsabgeordneter und schließlich 1931 zweiter Bürgermeister von Berlin. Der ehemalige Stuttgarter Oberbürgermeister Karl Lautenschlager attestierte Elsas in dessen Dienstzeugnis laut Schmid unter anderem „nie versagende Tatkraft, sachliche und politische Weitsicht und eine klare, schnelle Auffassungsgabe“.

Zum Verhängnis wurde dem zum Christentum konvertierten Juden seine Verbindung zu den Widerstandskämpfern und Attentätern vom 20. Juli 1944. Dem früheren Oberbürgermeister von Leipzig und Widerstandskämpfer Carl Goerdeler gewährte er nach dem misslungenen Attentat auf Adolf Hitler Unterschlupf – wobei Goerdeler offenbar von einem Passanten oder Nachbarn erkannt wurde. So wurden beide denunziert und Fritz Elsas am 10. August 1944 verhaftet. Er kam ins Gefängnis und wurde im Januar 1945 im KZ Sachsenhausen ohne vorherigen Prozess erschossen.

Ausstellung im Stadtmuseum endet

Die Städte Stuttgart und Berlin haben jeweils eine Straße nach Fritz Elsas benannt. Der FDP-Kreisverband Oberhavel erinnert außerdem jeden Januar bei einer Kranzniederlegung im ehemaligen KZ Sachsenhausen an Fritz Elsas.

Info: Die Ausstellung „Ein Demokrat im Widerstand – in Gedenken an Fritz Elsas“ ist am Wochenende das letzte Mal zu sehen. Geöffnet ist das Stadtmuseum Bad Cannstatt, Marktstraße 71/1 am Samstag, 9. Januar, von 14 bis 17 Uhr und am Sonntag, 10 Januar, von 12 bis 18 Uhr.