Weil neue Erkenntnisse zu geschichtsträchigen Orten vorliegen, wird der historische Rundweg in Filderstadt erweitert. 15 Tafeln werden im nächsten Jahr aufgestellt.

Filderstadt - Die Geschichtsforschung bringt immer wieder neue Erkenntnisse zu Tage. Das ist nicht nur in antiken Ausgrabungsstätten so, sondern auch in einer modernen Stadt wie Filderstadt. Hin und wieder ist deshalb beim historischen Rundweg durch alle fünf Stadtteile das nötig, was man auf Neudeutsch als „Update“ bezeichnen würde – eine Überarbeitung und Ergänzung der Informationen.

 

Im kommenden Jahr erhält der geschichtliche Lehrpfad, der genau genommen fünf Rundgänge – einen durch jeden Stadtteil – umfasst, gleich 15 neue Stationen. Eine Ergänzung des Rundwegs hatte der fraktionslose Stadtrat Erhard Alber bei den Haushaltsberatungen vor etwas mehr als einem Jahr beantragt. Am Montag hat sich der Finanz-, Kultur- und Sozialausschuss für die Erstellung neuer Informationstafeln ausgesprochen. 12 000 Euro werden dafür im Jahr 2014 bereitgestellt.

Neue Informationen über ehemalige Burg

Stadtarchivar Nikolaus Back und der Geschichts- und Heimatverein haben die neuen Objekte ausgesucht, die 2014 Eingang in den Rundweg finden. „Darunter sind auch Privathäuser“, sagte Back im Ausschuss. Zu den öffentlichen Gebäuden und Objekten zählen der Bärenbrunnen in Bernhausen, das Kriegerdenkmal und die Alte Mühle in Bonlanden, ein Oberamtsgrenzstein bei Harthausen, der Kronenbrunnen und die Schillerschule in Plattenhardt sowie das Gasthaus „Linde“ und der Weilerbrunnen in Sielmingen.

Eine größere Tafel ist an der ehemaligen Burg in Plattenhardt vorgesehen. „Da gibt es zahlreiche neue Erkenntnisse“, berichtete Back. Mittels topografischer Vermessung und Geo-Radar wurden die Wall- und Grabenanlage sowie Fundamente eines mittelalterlichen Steinturms ermittelt.

Die Beschilderung an der Burg ist ebenso in die Investitionskosten mit eingerechnet wie die Neuauflage eines Faltblatts mit Kartenausschnitten und Beschreibungen aller Stationen. Laut dem Stadtarchivar laufen Schulklassen und Neubürger die Stationen gern ab. Etwas Vergleichbares gebe es noch in Waldenbuch, meinte er.

Tafeln auch für Einheimische interessant

Stefan Hermann (FW) sieht in der Beschilderung eine Aufwertung der Ortskerne. „Das sorgt dafür, dass sie ein Stück weit belebter sind“, sagte er. Der Christdemokrat Christoph Traub erklärte, dass man auf den Schildern in Waldenbuch erkennen könne, in welche Richtung der Weg weiterführen würde. „Das weiß man bei uns nicht“, sagte er. Zudem schlug Traub den Einsatz sogenannter QR-Codes vor. Diese neue Technik führt Smartphone-Besitzer nach dem Einlesen des Codes zu einer Internetseite mit weiteren Informationen.

Rolf Steck (SPD) betonte, dass die Tafeln im Gegensatz zu anderen Städten aufgrund ihrer Größe gut zu lesen seien. Auch für „Altbürger“, also Einheimische, seien die Tafeln interessant, meinte Armin Stickler (Grüne/FFL). Das bestätigte FDP-Stadträtin Ingeborg Pflieger. „Das Geld ist gut angelegt“, sagte sie. Gerade an der ehemaligen Burg hält die Plattenhardterin eine umfangreiche Informationstafel für sinnvoll. „Da sieht man nämlich nichts.“

Stefan Hermann regte eine weitere Maßnahme an: Kleine Gassen, die einen historischen Namen tragen, sollten auch beschildert werden. Die Idee stieß bei Pflieger auf Zustimmung. „Da gibt es Vorarbeiten“, sagte Nikolaus Back. Über die Gässlein, die es speziell in Plattenhardt gebe, würde er jedoch eher einen Flyer erstellen.

Positive Signale bekam Back bereits für das von ihm vorgestellte nächste Projekt, das allerdings noch nicht zur Abstimmung stand: ein kulturgeschichtlich-naturkundlicher Lehrpfad durch den Filderstädter Wald. Er soll an sechs Stationen auf Keltengräber, Kleindenkmäler und naturkundliche Besonderheiten aufmerksam machen.

Info: Sehenswürdigkeiten in allen Stadtteile

Historischer Rundweg
: Herausragende oder ortstypische Bauten und besondere Objekte werden entlang des historischen Rundwegs präsentiert. Informationstafeln stellen die wichtigsten Daten zu Kirchen, Rathäusern, alten Gebäuden oder Brunnen dar. Auch Denkmäler, die außerhalb der Orte liegen, finden Erwähnung, zum Beispiel der Uhlbergturm in Plattenhardt.

Ursprung:
Im Jahr 1990 wurde der Rundweg mit 75 Stationen in allen fünf Stadtteilen angelegt. Ergänzend dazu erschien ein 200 Seiten starkes, inzwischen vergriffenes Buch, in dem alle Objekte ausführlich beschrieben werden.

Veränderung:
Stadtarchivar Nikolaus Back verweist darauf, dass der Rundweg einem großen Wandel unterliegt. Während der vergangenen Jahre wurden 23 Tafeln inhaltlich überarbeitet oder ergänzt. Auf 80 Tafeln ist der Weg inzwischen angewachsen. Es kam aber auch vor, dass Gebäude abgerissen wurden.