Wo verliefen früher die Stadtbahnlinien und beim Bau welcher Siedlung waren die SSB involviert? Das ist bei einem Rundgang durch den Stuttgarter Osten zu erfahren.

Stuttgart - Vom Ostendplatz aus erkundete die Historikerin Claudia Lorenz mit einer Gruppe am Sonntag historische Örtlichkeiten der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) im Osten. Der Rundgang ist einer von drei Spaziergängen durch die Stadt, die dieses Jahr noch angeboten werden. „Normalerweise machen wir mehr Spaziergänge und fahren dann auch Strecken mit Bus und Bahn. Da dies derzeit schwierig ist, haben wir die Spaziergänge etwas abgewandelt und laufen nun die komplette Strecke“, erklärt Claudia Lorenz beim Rundgang. Die beiden anderen Touren, die noch geplant sind, führen am 4. Oktober durch den Norden der Stadt und am 1. November durch den Stuttgarter Westen.

 

Viele in der Gruppe sind historisch interessiert

Rund zwei Stunden dauert der Spaziergang in die Vergangenheit. Die meisten in der Gruppe sind historisch interessiert, wie ein junger Mann, der schon an mehreren Führungen der Historikerin teilnahm und auch dieses Mal wieder begeistert ist. Manch einer verbindet aber auch eine ganz persönliche Geschichte mit der Straßenbahn im Osten. So hat eine Frau aus Gaisburg sich angeschlossen, weil ihr Vater früher bei der Straßenbahn tätig war und sie sich noch gut an manches, wovon Lorenz berichtet, erinnert. So geht es vielen Teilnehmern, die während dem Fußmarsch immer wieder in Erinnerungen an das ehemalige Straßenbahndepot oder alte Bahnlinien schwelgen. Und auch Lorenz selbst hat sichtlich Freude an den Führungen. Dabei entführt sie die Teilnehmer am liebsten dahin, „wo die Spuren der Vergangenheit immer noch sichtbar sind“. Beim Halt der Gruppe am Ostendplatz geht Lorenz vor allem auf die Struktur des ehemaligen Depots und der Hauptwerkstatt ein. „Hier hat man auch sehr viel improvisiert und konnte viele Arbeiten erledigen, weil viele Gewerke untergebracht waren. Man hat hier zwischendurch sogar Autos gebaut, allerdings nur drei Stück“, erklärt sie und zeigt alte Aufnahmen.

Die SSB haben früher auch Wohnungen gebaut

Bei den weiteren Stationen wird dann vor allem auch die gesellschaftliche Bedeutung der SSB klar. Denn diese lieferten beispielsweise auch Güter im Krieg und bauten Wohnungen. Vorbei geht die Tour deshalb unter anderem auch an Wohnungen der SSB an der Landhausstraße hin zur Siedlung Friedenau, die von der gleichnamigen Baugenossenschaft errichtet und von den SSB mit günstigen Krediten unterstützt wurde. Am Ende bewegt sich die Gruppe dann noch zur Haltestelle Schlachthof wo früher ebenfalls mehr Bahnen fuhren als heute – eine über die Gaisburger Brücke nach Mühlhausen und eine auf der aktuellen Strecke. Den Abschluss bildet dann die rosafarbene Bahn vor dem Schweinemuseum. Diese stamme zwar aus der Schweiz, aber „zumindest die Schienen, auf denen sie steht, sind von den SSB“, sagte Claudia Lorenz.