Bei einer historischen Erkundung Vaihingens mit Elisabeth Marquart lernen Schüler einiges über die Zeit des Nationalsozialismus.

Vaihingen - Das erste Schwarz-Weiß-Bild zeigt Adolf Hitler, der sich demütig verbeugt. Die Jugendlichen der Verbundschule Rohr wissen aber, dass der Schein trügt. „Er wird später zum Teufel“, sagt einer der Schüler gleich zu Beginn der Stadtführung. Bei der historischen Erkundung Vaihingens mit Elisabeth Marquart lernen die Schüler der neunten Klasse einiges über die Zeit des Nationalsozialismus.Diese war am 1. Februar.

 

Auf dem Thingplatz zeigt die Helferin des Stadtjugendrings Stuttgart anhand eines Spiels die Entstehung von Rassismus. „Ich entscheide jetzt: Alle mit einer blauen Hose gehen nach rechts, alle mit einer schwarzen nach links.“ Die Blauhosen sind in der Überzahl. „Wir sind viele, wird sind stark“, sagt Marquart. „Die anderen haben nichts zu sagen, die sind nur wenige.“ Anhand dieses Beispiels sollen die Jugendlichen verstehen, wie schnell Ausgrenzung und Rassismus entstehen. Zur NS-Zeit waren die verfolgten und ausgegrenzten Menschen Minderheiten wie Juden, Sinti und Roma, aber auch politisch Andersdenkende, Behinderte und Kranke. Wichtig sei für Hitler zudem gewesen, bereits die Jugend für den Nationalsozialismus zu begeistern. Auf dem Thingplatz haben sich daher die Mitglieder der Hitlerjugend getroffen. Mindestens zweimal im Jahr haben sie ein Lagerfeuer entzündet, dass von unterhalb der Rohrer Höhe für alle Menschen sichtbar war. „Durch solche Aktionen waren plötzlich alle für Hitler“, sagt Marquart.

Heutige Schule wurde als HJ-Heim gebaut

Die nächste Station ist die Albert-Schweitzer-Schule, die vor etwa 80 Jahren als Hitlerjugend-Heim gebaut wurde. „Hier trafen sich die Kinder und Jugendlichen zweimal in der Woche“, erzählt Marquart. In Vaihingen sei die HJ so erfolgreich gewesen, dass der örtliche Parteigruppenleiter in einem Brief an Berlin geschrieben hat: Alle Kinder Vaihingens seien in der HJ registriert worden.

Eine weitere Station der Stadterkundung ist der Feuersee Vaihingen. „489 Häuser in Vaihingen sind bei Luftangriffen abgebrannt. Das Wasser zum Löschen wurde im Feuersee geholt“, sagt Elisabeth Marquart. Im Jahr 1942 seien die Alliierten mit über 191 Flugzeugen über Vaihingen geflogen und haben durch Bomben große Teile der Stadt niedergebrannt. „Das kann man sich gar nicht vorstellen, wie das so war“, sagt einer der Schüler.

Brunnen im Stadtpark nach dem Krieg erneuert

Im Stadtpark Vaihingen erzählt Marquart die Geschichte des dortigen Brunnens. Dieser sei 1935 von einem Künstler entworfen worden und zeigte damals eine stehende Frau mit Kind. Die heutige Figur sitzt mit ihrem Nachwuchs auf dem Brunnen. Während des Krieges mussten die Jungen aus der HJ das Metall im Ort einsammeln. Somit wurde auch die Figur des Brunnens eingeschmolzen und zum Bau von Waffen verwendet. Nach dem Krieg habe der Künstler die heutige Figur entworfen. Zum Vergleich zeigt Marquart an Ort und Stelle ein Bild des alten Brunnens. „Die Geschichte kannte ich noch nicht. Eine Infotafel am Brunnen wäre sinnvoll“, sagt die Religionslehrerin der Verbundschule. Sie habe wie ihre Schüler bei der historischen Führung „auch noch viel gelernt“.